„Seit wann seid ihr eigentlich so versessen auf Camping-Urlaub?“
Diese Frage höre ich in letzter Zeit häufiger.
Genau genommen, seit wir letztes Jahr mit Auto, Zelt und Schlafsack (und noch 372 anderen unverzichtbaren Outdoor-Survival-Dingen) in Frankreich unterwegs waren.
Hinter mir liegen 5 Jahre Beratung in einem Outdoorladen. Das Camping-Interesse meinerseits ist also gegeben.
Eigentlich ist auch mein Mann [tooltip tip=“gesprochen: Dai-ske“]Daisuke[/tooltip] dem Camping-Urlaub nicht ganz abgeneigt, wenn da nur nicht das eine Problem wäre: die Zubereitung von japanischem Reis unterwegs.
In Japan sind wir viel mit dem Auto gereist. Mein Zelt hatte ich immer dabei – nur für den Fall. Geschlafen haben wir aber eigentlich immer im Auto.
Und gegessen wurde immer im Restaurant oder in einer kleinen Imbiss-Stube. Reis gab es also mindestens einmal am Tag bei unseren Japanreisen mit dem Auto.
Campingreise mit dem Auto
Im Sommer 2016 ging ein Traum für Daisuke in Erfüllung: Sein eigenes Auto in Deutschland.
Dazu kann ich auch mal einen eigenen Artikel schreiben…
Ach was, Artikel. Ein ganzes Blog könnte ich mit dem Japaner und seinem „Schwedenporsche“ füllen.
Wegen des Autokaufs waren unsere Urlaubs-Ersparnisse so gut wie aufgebraucht.
Es reichte gerade noch für einen einfachen Camping-Urlaub mit dem neuen Wagen.
Im Vordergrund sollte – wie immer auf unseren Reisen – das Essen stehen. Also ab ins Gourmet-Land Frankreich.
Bevor es aber losgehen konnte, schaute Daisuke sich unzählige Videos an, in denen er Japanern auf winzigen Campingkochern beim Kochen zu sah.
Gerade die Reis-Problematik unterwegs scheint unter Japanerinnen und Japanern ein riesen Ding zu sein.
„Zwei Wochen ohne? Das wird er schon überleben!“, denkst du jetzt vielleicht. Aber so einfach ist das nicht. Wenn die tägliche Ration Reis in Gefahr ist, steht bei uns auch die gute Laune auf der Kippe – spätestens nach dem fünften Tag. Und dann macht das mit dem Urlaub keinen Spaß mehr, wenn der Japaner quengelig wird.
Aber endlich hatte mein Mann DIE Lösung nach unzähligen Testversuchen und Optimierungen: eine ausgeklügelte Methode, Reis auch unterwegs auf dem Campinggas-Kocher zuzubereiten.
Und die stelle ich dir heute einmal vor:
Einfach japanischen Reis kochen – unterwegs
Wir schauen uns dazu einfach unseren japanischen Reiskocher zu Hause an und adaptieren für die „stromlose Wildnis“.
Nein. Den nehmen wir nicht mit in den Campingurlaub. Wobei uns der Gedanke – ehrlich gesagt – kurz kam.
Statt des elektrischen Reiskochers, der uns mit einer Melodie ansagt, wann der Reis fertig ist, müssen wir auf die alt bewährte Art des Reis-quellen-lassens zurückgreifen.
Die Hilfsmittel
✎ Reis
Einzeln abgepackte Tütchen mit japanischem Reis, jeweils 1 Becher pro Tüte. So portioniert ist das perfekt für 2 Personen (oder 3 Onigiri / Reisbällchen – aber dazu später mehr).
Die Tüten haben wir zuhause vorbereitet, damit wir den kleinen Messbecher aus Plastik nicht auch noch mitschleppen müssen in unserem ohnehin schon üppigen Campinggepäck.
✎ Eine Aluminium-Dose mit Deckel
Das Herzstück unseres Camping-Reiskochers ist eigentlich * eine Brotdose.
✎ Ein Handtuch & was zum Warmhalten
Zum Einwickeln der Aludose.
Ein Aluminium-verkleidetes Täschchen, um die Dose mit dem Reis warm zu halten. So zeigen es auch alle in ihren Videos. Zwingend notwendig ist die aber nicht, wenn du den Reis auch auf eine andere Weise am schnellen Abkühlen hindern kannst.
✎ Feuer
Getestet haben wir dabei einen *einfachen Gaskocher in einem Koffer. Günstige Tischkocher-Modelle gibt es in jedem gut sortierten Asialaden oder bei Amazon schon für um die 20€:
Wir haben mittlerweile als Profis aufgerüstet und uns den IWATANI KAZE Maru Gaskocher aus Japan zugelegt, der ist absolut windbeständig:
Alternativen
Mit der Flamme eines Grills kann man zwar weniger gut die Hitze regulieren, funktioniert aber in der Not auch.
Eine andere Möglichkeit ist ein *kleiner Taschenkocher. Hitzeregulierung ist ebenfalls schwer möglich. Unseren Test hat aber auch er am Ende bestanden.
Die Brenndauer von 2 Brennstoffstücken reicht hier allerdings nicht ganz. Daher mussten wir noch etwas Trockenbrennstoff nachlegen. Beachte, dass sich die Kochzeit (dazu später mehr) hier um etwa 2 Minuten verlängert!
✎ Wasser
Wasser wird zum einen benötigt, um den japanischen Reis zu waschen. Japanischer Reis wird immer in mehreren Durchgängen gewaschen, bis das Wasser nicht mehr milchig ist.
Eine Anleitung zum Reis-waschen gibt es hier:
Wasser wird natürlich auch zum Kochen und anschließenden Aufquellen benötigt.
Die Vorgehensweise in 7 Schritten
Hier beschreibe ich die Vorgehensweise mit einem Koffer-Gaskocher / Tisch-Gaskocher.
➽ Schritt 1
Den Reis in die Aluminiumdose geben und gründlich kalt waschen, bis das Waschwasser klar ist (etwa 4 Durchgänge).
➽ Schritt 2
Den Reis gut mit kaltem Wasser bedecken und 30 Minuten einweichen.
➽ Schritt 3
Das Wasser abgießen in die Natur. Reiswasser ist übrigens ein hervorragendes Düngemittel für die Pflanzen.
➽ Schritt 4
Mit frischem kalten Wasser wieder auffüllen bis etwa 1 cm über dem Reis.
Nicht salzen!!! Japanischer Reis wird NIEMALS mit Salz gekocht.
➽ Schritt 5
Mit einer starker Flamme beginnen. Die Zeit von etwa 10 Minute läuft ab jetzt.
Mit geschlossenem Deckel auf die Flamme stellen, bis es kocht.
Wenn es anfängt zu kochen, dann steigt zuerst Dampf an den Deckelrändern auf und es entstehen erste Wasserblasen. Bei unserer Dose kann man das auch sehr gut am Zischen und Köcheln hören. Eigentlich wie bei unserem großen Reiskocher Zuhause.
Dann die Flamme kleiner stellen und auf ein Blubbern in der Dose hören.
➽ Schritt 6
Nach insgesamt etwa 10 Minuten von der Flamme nehmen und gleich in ein Handtuch wickeln. Mindestens weitere 10 Minuten so ziehen lassen.
➽ Schritt 7
Mit einem Löffel oder dem japanischem Reislöffel Shamoji auflockern. Dann ist der Reis servierfertig für 2 Personen.
Drei Campinggerichte mit Reis
1. Beilage 🍚
Bei uns gibt es Reis so gut wie immer als Beilage. Ob zu einem gegrillten Fisch, Hacksteak, anderem Grillfleisch oder Gemüse.
2. Reis-Suppe 🍲
Gerade wenn es kalt ist, dann brauchen wir was Warmes in unser Mägen und in unseren Händen:
- Wasser Kochen
- Gemüse nach Belieben reinmachen und bissfest kochen
- Dann mit Salz, Pfeffer, Sojasoße abschmecken.
Beim Camping ist Minimalismus angesagt. Deshalb kommt bei mir der Reis immer direkt in die Suppe. Da hat man am Ende auch weniger zu spülen 😉
3. Onigiri / Reisbällchen 🍙
Wenn wir einen Wandertag planen, dann macht es doppelt so viel Spaß, wenn wir auch was zu Essen für unterwegs im Gepäck haben. Die Japanischen Reisbällchen eignen sich da hervorragend. Die machen satt, sind einfach im Rucksack verstaubar und leicht mit den Händen zu essen.
Beim Camping machen wir die meistens ohne Füllung. Mehr zu den japanischen Reisbällchen findest du im Onigiri-Artikel und ein kleines Video dazu auf meinem YouTube Kanal.
Und so wird’s gemacht:
- Hände mit Wasser anfeuchten.
- Salz auf die Hände geben.
- Eine Portion Reis / etwa ein Drittel aus der Dose mit den Händen zu einem Dreieck formen, den Reis dabei gut andrücken. Wenn es nicht mit den Händen klappt, gibt es auch *Onigiri Presseförmchen.
- Nori (japanisches papierartiges Meeresalgen-Blatt) herumwickeln.
- In Frischhalte- oder Aluminiumfolie einwickeln (nicht sehr umweltbewusst, ich weiß).
Wir haben immer die einzeln verpackten Noriblätter aus Japan. Für unser authentisches Onigiri-Erlebnis. Und weil der verwöhnte Japaner sonst meckert 😉
Ähnliche hab ich im 40er Pack auch bei Amazon gefunden, allerdings weiß ich nicht, ob die aus Japan sind und für über 100€ sind die dann doch etwas zu teuer.
Anmerkungen
Angebrannt ist bei uns bisher noch nie etwas.
Reis aus der Aluminium-Dose ist jetzt nur so suboptimal und sicher nichts, was ich täglich mein Leben lang essen möchte. Gesundheitsfördernd ist das sicher nicht, aber schlafen auf einer Luftmatratze ebenfalls nicht.
Es gibt auch kleine beschichtete Töpfe. Die sind wesentlich schwerer und teurer. Dabei ist zu bedenken, dass sich die Kochzeit verlängern wird. Da muss man ein bisschen ausprobieren.
Selbst ausprobieren?
Willst du die Anleitung mal nachmachen? Dann schreib mich gerne an.
Gegen eine kleinen Unkostenbeitrag + Porto (nur innerhalb Deutschlands) kann ich dir gerne zum Ausprobieren auch einzeln verpacktes Nori zuschicken. Schreib mir einfach, was du benötigst und ich helfe dir beim Zusammenstellen. ➽ Zum Kontaktformular
Wenn du dann beim Wandern eine Pause einlegst und die Augen schließt, stell dir einfach den Fuji vor und es fühlt sich fast so an, wie in Japan zu sein!
Übrigens
Dieser Artikel entstand in Zusammenarbeit mit meinem Ehemann.
„Interessiert doch niemanden, wie wir geheiratet haben! Schreib lieber von den wirklich wichtigen Dingen in unserem Leben auf deinem Blog!!!“ meinte Daisuke. Seiner Empfehlung folgend, ist dieser Artikel entstanden.
Er hat sich um Feuer und Essen gekümmert, während ich Fotos gemacht und alles schriftlich festgehalten habe.
Hast du dich schon mal im Reiskochen beim Camping ausprobiert? Erzähle mir von deinen Erfahrungen oder Tipps.
* Bei den mit einem * gekennzeichneten Verlinkungen handelt es sich um Empfehlungslinks / Affiliate zu Amazon.de. Bei einer Bestellung über einen dieser Links erhalte ich eine kleine Provision. Für dich entstehen selbstverständlich keine Mehrkosten.
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Ihr seid großartig! 😅
Danke!!! Für 4 Personen haben wir das leider nicht ausprobiert. Das müsst ihr dann in Japan für uns übernehmen 😉
Hola Daniela
Der Reis hat uns immer geschmeckt in Japan.
Hier in Kolumbien ist man auch jeden Tag Reis……
Bei uns ist er aber immer etwas angebrannt, weil halt eine andere Technik angewandt wird.
Ich esse nicht jeden Tag Reis, weil,dies hält nicht typisch Schweizerisch ist…
Werde aber bei Gelegenheit mal Japanreis hier in Capurgana kochen.
Vielen Dank
Es grüßt
Silvio
Hostal Capurgana, Kolumbien
Liebe Daniela,
das wird demnächst mal ausgetestet. 😉
Viele Grüße aus Tokio
Tessa
Hallo Daniela,
Das ist echt ein cooler Tipp! Ich kann (oder will) ohne Reis auch nicht…
Wir benutzen übrigens auch Yume Nishiki 😉
Jakob
Hallo Jakob.
Den Yume Nishiki essen wir auch. Gutes Preis Leistungs Verhältnis.
LG Daniela
Liebe Daniela,
ich musste ja mal wieder einige Male schmunzeln beim Lesen. Vor allem dass brav im Vorfeld die Portionen abgezählt werden. Teilen unter Campern ist da nicht drin. Ich freue mich jetzt schon über den Bericht, wie ihr Sushi unterwegs zubereitet.
Liebe Grüße
Anja
Liebe Anja,
bisher hat noch niemand auf den Campingplätzen gefragt, ob er mal probieren darf 😉
Das könnte sich naxh dem Artikel aber ändern, wobei ich wenig Leser aus der Campingszene habe, bisher….
Liebe Grüße
Daniela
Hallo Daniela,
ein weiterer witziger Artikel ! Meine Frau und ich sind Camper. Allerdings nicht im klassischen Sinne mit Zelt und so. 2 bis 3mal pro Jahr fahren wir auf den Campingplatz „Camping Zeeburg“, der liegt vor den Toren Amsterdams im Grünen. Dort mieten wir immer einen alten, umgebauten Bauwagen (Peter Lustig läßt grüßen) mit Veranda. Zum kochen gibt es eine überdachte OutdoorKüche die jeder einfach benutzen darf, daneben ist ein Kräutergarten. Auch die Kräuter sind gratis. Bei unserem nächsten Aufenthalt werden wir dann mal dein Reisrezept ausprobieren. Schönen Gruß !
Das freut mich. Dann berichtet mal, wie es bei euch funktioniert hat. Würde mich interessieren.
Liebe Grüße
Daniela
Hallo,wo habt ihr den den IWATANI Gaskocher gekauft.Gibt es den in Deutschland nur über Ebay?Klappt dort der Versand und Zoll?Und seit ihr zufrieden mit dem Magnetverschluß der Gaskartusche?
Vielen Dank und Gruß Matthias
Der Iwatani ist super. Total sturmfest und gering im Verbrauch. Wir habe ihn online direkt aus Japan bestellt. Müsste allerdings jetzt nochmal recherchieren, wo das war, denn es ist schon ein paar Jahre her.
Beste Grüsse aus Berlin. Daniela