Begleite Luca auf seine Reisen durch Osaka.
Dabei hat er viele Sehenswürdigkeiten der Stadt besucht und erzählt dir hier ausführlich von seinen persönlichen Eindrücken, Erlebnissen und Lieblingsorten:
Liebe Freunde,
Letztes Mal erzählte ich euch von meinem Auslandssemester in Kobe.
Jetzt möchte ich damit beginnen zu berichten, wie ich mehrere Orte in Japan in meiner Zeit dort erlebt habe.
Und Osaka dürfte wohl mit zu den Wichtigsten für mich gehören.
Der Artikel im Überblick:
- Osaka – Japans Neapel
- Osakas ganz besonderer Akzent
- Der erste Eindruck als Tourist
- Eine Stadt mit zwei Herzen:
- UMEDA im Norden Osakas
- Umeda Sky Builiding
- Der deutsche Weihnachtsmarkt
- Kulinarisches Umeda
- Der Burgpark von Osaka
- Die Geschichte der Burg
- Museum of Housing and Living in Umeda
- Universal Studios Japan
- Bummeln in Umeda-Kitahama
- National Museum of Modern Art
- NAMBA im Süden Osakas
- Das Unterhaltungsviertel Dotombori
- Kulinarisches Namba / Kuromon Markt
- Aquarium von Osaka
- Das Unterhaltungsviertel Amemura
- Tennoji und der Shitennoji Tempel
- Eintauchen ins Leben
- Osaka Spa World
- Unterhaltungsviertel Shinsekai
- Geheimtipp: Hyotanyama
- Osaka versus Tokyo
- Osakas Manko
- Ein Fazit zum Schluss
- Links für deine Osaka Reise
Osaka – Japans Neapel
Wenn ich an meine Schulzeit im Internat zurückdenke, dann fällt mir immer wieder mein alter Deutschlehrer in der Oberstufe ein. „Du bist so geschwätzig wie eine neapolitanische Marktfrau.“, sagte er immer halbwegs scherzhaft, wenn er uns beim Schwätzen erwischte und ermahnte.
Aber er hatte nicht ganz Unrecht. Die Menschen in Neapel gelten in Italien als besonders laut, lebhaft und geschwätzig. Noch dazu ist ihr Dialekt insofern besonders, als das er sich oftmals anderer Laute als in Norditalien bedient. In den traditionellen Pizzerien verständigt man sich im Neapolitanischen unter den Betreibern oftmals mittels lauter Rufe oder Brüllen.
Und meines Erachtens gibt es kein anderes Stadtvolk, dass den Neapolitanern in diesen Dingen so sehr in nichts nachsteht, wie die Menschen von Osaka.
Das haben mir übrigens mehrere meiner italienischen Freunde, die aus Neapel stammen und die ich Japan kennenlernte auch bestätigt.
Osakas ganz besonderer Akzent
Deshalb ist eines der Dinge, die ich an den Restaurants von Osaka liebe, die laute Art, mit der man am Abend von den Angestellten begrüßt wird:
いらっしゃいませ
„IRAaaaaaa SHAiiiiiiii MaSEEEEeeeeeee!“ (Herzlich willkommen!)
Wenn man jemals Japaner gegenüber einem laut und weniger zurückhaltend im positiven erleben möchte, sollte man unbedingt nach Osaka gehen. Die Intonation zu Beginn des Videos trifft die Begrüßung von männlichen Angestellten in einem Restaurant in Osaka recht gut.
Jedes Mal, wenn ich das „Irasshaimase“ im Kansai-Ben (dem Osaka-Dialekt) von allen Angestellten im Chor hörte, wurde mein Lächeln sofort breiter und ich fühlte mich gleich wie Zuhause.
Anfangs war meine Beziehung zu Osaka noch nicht so harmonisch.
Ich muss auch sagen, dass ich erst gegen Ende meines Auslandssemesters begann, die Stadt richtig ins Herz zu schließen. Davor habe ich sie immer sporadisch besucht.
Aber mir wurde erst wirklich gegen Ende bewusst, was für ein toller Ort mit was für tollen Menschen Osaka eigentlich ist.
Und weil Osaka auch die Partnerstadt von meiner Stadt Hamburg ist, widme ich diesen ganzen Bericht nur ihr.
Aber der Reihe nach.
Erster Eindruck als Tourist
Wenn es darum geht, eine Stadt zum ersten Mal als Tourist zu besuchen, dann kann der erste Eindruck schnell täuschen.
Das ist mir und meinen Eltern passiert, als wir uns vom 22. bis zum 25. September 2016 in Osaka aufhielten.
Ich stand damals unter Stress, weil ich meinen Eltern – als einziger von uns dreien mit Japanisch-Kenntnissen – einen wunderbaren Aufenthalt bescheren wollte.
Ich hab mich selbst total unter Druck gesetzt. Und wenn man das auch noch in Osaka macht, dann ist Ärger vorprogrammiert.
In dieser Zeit habe ich auch die Erfahrung gemacht, dass Osaka keine Stadt ist, die man im Rahmen einer Sightseeing Tour besuchen sollte.
Denn sie ist so groß, dass man irgendwann nur noch erschöpft in der U-Bahn rumhängt, wenn man einen ganzen Tag des Laufens und Fahrens hinter sich hat.
Während meiner Zeit in Kobe merkte ich, wie angenehm Osaka sein kann, wenn man sich einfach entspannt treiben lässt. Vielleicht pro Tag nur eine Sehenswürdigkeit besucht und sich danach ins Café setzt oder was Essen geht.
Sehenswürdigkeiten abklappern, wie in Kyoto funktioniert hier nicht.
Als ich damals mit meinen Eltern hier ankam, hatten wir ein Hotel mit einem tollen Ausblick auf den Burgpark. Es war für mich ein guter erster Versuch die Dimensionen meiner ersten japanischen Megastadt nach Fukuoka auch nur erahnen zu können.
Es sollte nicht bei diesem einzigen Versuch bleiben.
Eine Stadt mit zwei Herzen
Wenn man Osaka auf einer Karte sieht, muss man die Stadt eigentlich in zwei Himmelsrichtungen einteilen:
Der Norden mit Umeda (gelb) und der Süden mit Namba (blau)
In beiden Stadtteilen dominieren die jeweiligen Bahnhöfe, wo die Zug- und U Bahn Linien alle zusammenlaufen.
Stellt man sich Osaka als ein menschliches Herz vor, fungieren die beiden Stadtteile als seine Herzkammern.
Auch den Dialekt, den die Menschen hier sprechen, muss man nach diesen Richtungen einteilen, als dass die Menschen im Süden Osakas anders als die im Norden sprechen, wie man zum Ende dieses Videos (ab 4:32) gut sieht:
UMEDA im Norden Osakas
梅田 • Umeda ist Osakas Geschäfts- und Firmenviertel.
Hier kommen auch die meisten Reisenden aus dem Umland an, wenn sie nach Osaka reisen.
Die Einfahrt über den Yodogawa Fluss (von Kobe und Amagasaki kommend) , war jedesmal für mich ein tolles Gefühl.
Ich fühlte mich etwas an Hamburg erinnert, wenn man mit dem ICE über die Elbe in die Stadt einfährt.
Wenn dann die Wolkenkratzer von Umeda auftauchen, ist das Gefühl toll, die Stadt so vor sich aufragen zu sehen.
Umeda Sky Building
Umedas erstes Highlight ist das 梅田スカイビル • Umeda Sky Building.
Zwar ist es laut Wikipedia von den höchsten Gebäuden Osakas nur auf Platz 19, doch ist seine Architektur mit den anderen unvergleichlich.
Die Aussicht über Osaka ist fabelhaft! Und man stellt mit Verwunderung fest, dass das Umeda Sky Building von den anderen Wolkenkratzern eher abgeschieden liegt. Stattdessen liegen unter einem ganz normale Wohnhäuser.
Das deutsche Generalkonsulat hat hier seinen Sitz. Und hier findet im Dezember auch der deutsche Weihnachtsmarkt von Osaka statt.
Der deutsche Weihnachtsmarkt
Verglichen mit Weihnachtsmärkten in Deutschland eher winzig, doch ist es lustig die kleinen deutschen Verkaufshäuschen mit dem Weihnachtsbaum unter dem Giganten von einem Sky Building stehen zu sehen.
Nicht zu vergessen die deutschen Produkte, in deren Genuss die Japaner hier vor einer Deutschland-Reise für viel Geld kommen können.
Das Umeda Sky Building habe ich zum ersten Mal mit meinen Eltern aufgesucht. Man gelangt hier am besten zu Fuß vom Bahnhof Hankyu Umeda hin, muss allerdings einen sehr schlecht durchlüfteten Untergrund passieren. Was mit vielen Menschenmassen an Weihnachten noch unangenehmer ist. Aber es lohnt sich hierher zu kommen.
Termin 2017: 18.11. bis 25.12.2017
Ort: Umeda Sky Building Wonder Square
Eintritt frei
Weitere Informationen zum Weihnachtsmarkt
Kulinarisches Umeda
Kommt man in Umeda mittags mit dem Zug an, hat man hier schon die erste Gelegenheit, um Mittagessen zu gehen. Neben normalen Sushi, Ramen und Yoshinoya Ketten kann man hier schon Osakas köstliche Spezialitäten wie „Okonomiyaki“ oder„Takoyaki“ auszuprobieren.
Der Burgpark von Osaka
Der Stadt fehlen leider Grünflächen und Rückzugsorte. Der Burgpark von Osaka der eher in der nördlichen Hälfte Osakas mehr Umeda zugeneigt liegt, bildet da eine wichtige Ausnahme.
Ich hab es als sehr angenehm empfunden im großen Park unter dem Schatten der Burg spazieren zu gehen.
Besonders gefielen mir die hohen Mauern, die für japanische Burgen unvergleichlich hoch sind.
Reingegangen bin ich mit meinen Eltern allerdings nicht. Seit ich die rekonstruierte Burg von Kumamoto 2012 besucht habe, die beim großen Erdbeben in Kyushu 2016 letztes Jahr stark beschädigt wurde, habe ich beschlossen mir nur noch original erhaltene Burgen von innen anzusehen.
Die Eintrittspreise sind nämlich bei den Burgen überwiegend gleich. Und ich bezahle lieber für etwas, das in seinem Ursprungszustand erhalten geblieben ist, anstatt für etwas, das wie in Osaka nur noch von außen original aussieht, aber von innen modern mit Aufzügen gehalten wird.
Wer wirklich original erhaltene japanische Burgen sehen möchte, dem empfehle ich die Burgen von Matsumoto und Matsuyama. Sie gehören zu den wenigen erhaltenen Machtzentren der damals regierenden Fürsten „大名 • Daimyo“ in der Sengoku-Ära „戦国時代 • Zeit der streitenden Reiche“.
Der Park ist immer geöffnet.
Eintritt frei.
Weitere Informationen zum Park
Zur Geschichte der Burg von Osaka
Gleichwohl ist die Burg von Osaka (Ōsaka-jō • 大阪城) für das Feudalzeitalter Japans bedeutsam, was den Verlust ihres Originalzustandes zu Beginn der Meiji-Ära im 19. Jahrhundert umso schmerzlicher macht.
Toyotomi Hideyoshi, einer von Japans drei Reichseinigern, war es, der sie ab 1583 erbaute, um seinem Konkurrenten Oda Nobunaga mit dessen Burg nachzueifern und sie noch größer zu machen. Zuvor hatte hier ein Tempel der Krieger-Mönche der Ikko-Ikki gestanden, die sich gegen Nobunaga aufgelehnt hatten. Seine komplette Zerstörung durch die Armee des Oda-Clans 1580, sollte den Platz für Hideyoshi drei Jahre später freimachen, um hier seine Burg zu errichten. (Mehr zu Ishiyama Hongan-ji / Wikipedia)
Der Bau sollte 1597 beendet sein. Doch nach Hideyoshis Tod wandte sich Tokugawa Ieyasu als lachender Dritter der beiden vorherigen Reichseiniger nach seinem Sieg 1600 bei der Schlacht von Sekigahara gegen den Toyotomi Clan und belagerte 14 Jahre später Osaka. Die Stadt und die Burg sollten in diesem Winter 1614 und im anschließenden Sommerkrieg 1615 gewaltigen Schaden erleiden, der zum endgültigen Untergang des Hauses Toyotomi führte und das neue TokugawaShogunat für die nächsten 300 Jahre in Japan festigte.
Offizielle Webseite: Osaka Castle
Nichtsdestotrotz sollte Osaka bis heute eine der florierendsten Städte Japans werden. Gerade in der Edo-Ära nach Überwindung der Sengoku-Zeit muss die Stadt regelrecht aufgeblüht sein.
Museum of Housing and Living in Umeda
Wer sehen möchte, wie die Stadt damals ausgesehen haben muss, dem kann ich nur das „Museum of Housing and Living“ empfehlen, das ebenfalls in Umeda nicht unweit des Bahnhofes liegt.
Man gewinnt von den nachempfundenen Häusern und Straßenzügen mit den simulierten Tages- und Nachtzeiten einen guten Eindruck wie das Leben in der Edo-Ära angesichts Japans Abschottung vor der Welt hinsichtlich von Handel und Kunst gewesen sein muss.
Man kann sogar eine Yukata-Tour machen, und durch die nachempfundenen Straßen wie in der Edo-Zeit laufen. Gleichwohl wollen die restlichen westlich angezogenen Besucher und die Foto-Kameras nicht recht dazu passen.
Öffnungszeit: 10:00 – 17:00 Uhr
Eintrittspreis: 600 Yen
Weitere Informationen zum Museum
Universal Studios Japan / USJ
Wer in Umeda weniger nach Geschichte sucht, dem kann ich im Falle von Spaß und Unterhaltung nur die Universal Studios empfehlen.
Osakas Freizeitpark. Hier werden besonders Harry Potter Fans auf ihre Kosten kommen, als sie hier ein aufgebautes Hogwarts-Schloss mit dem Dorf Hogsmeade vorfinden. Ich bin in den letzten Tagen vor meinem Abflug nach Deutschland hier gewesen und derlei Achterbahn gefahren. Leider hatte ich aufgrund der langen Wartezeiten keine Zeit mehr mir das Hogwarts Schloss anzuschauen, weil mir das Abschiednehmen von einem meiner besten Freunde wichtiger war.
Ich meine, mich aber zu erinnern, dass man um nach Hogwarts zu gelangen, ein separates teures Ticket kaufen musste. Jedenfalls ist es ansonsten ein Freizeitpark wie jeder andere auch. Beeindruckend fand ich lediglich die Autobahnbrücke im Hintergrund.
Freizeitparks nehmen grundsätzlich sehr viele Freiflächen ein. Aus meiner Sicht nur konsequent, dass man hier, wo der Platz knapp ist, ihnen diesen Luxus nur in Kohärenz mit dem öffentlichen Straßenverkehr einräumt.
Eintrittspreis: ab 7600 Yen
Weitere Informationen zu USJ
Bummeln in Umeda-Kitahama
Ansonsten kann man in Umeda selbstverständlich schön bummeln gehen.
Mir hat neben der Burg besonders der Stadtteil Kitahama gefallen, der schon im Grenzbereich zum südlichen Teil der Innenstadt liegt, auf den ich gleich zu sprechen komme.
National Museum of Modern Art
Am Ufer des Okawa-Flusses kann man angenehm spazieren gehen. Hier in der Nähe ist auch das „National Museum of Modern Art“, dass ich Kunstfans sehr ans Herz lege.
Hier kann man viele moderne japanische Künstler sehen. Westliche sind auch darunter.
Öffnungszeit: 10:00 – 17:00 Uhr (Montags geschlossen)
Eintrittspreis: 430 Yen
Offizielle Webseite
So viel zu Umeda.
NAMBA im Süden
Nun kommen wir zu Namba • 難波.
Wie Umeda im Norden konzentriert sich in Namba mal wieder alles um einen Bahnhof.
Oder besser gesagt um zwei Bahnhöfe: Namba und Tennoji sind die beiden Zentren, die im Süden Osakas den Ton angeben.
Anders als in Umeda sind die Viertel hier weniger von Firmengebäuden und Business als von Unterhaltung geprägt.
Das Unterhaltungsviertel Dotombori • 道頓堀
Als ein solches Unterhaltungsviertel ist besonders „Dotombori“ zu nennen, das jeder, der Osaka besucht, unbedingt mal gesehen haben sollte. Außer vielleicht Akihabara in Tokyo kenne ich bisher wenige Orte in Japan, deren Reklame ich schon fast ein Kunstwerk nenne, wie Dotombori.
Aber wenn man als normaler Tourist wie ich hier herkommt, dann ist es tatsächlich die Ästhetik der Reklame die einen fasziniert.
Am berühmtesten ist vermutlich der Sprinter auf der Glico-Werbung.
Aber auch die Krabbe hatte es mir und meinen Eltern damals angetan.
Interessanterweise ist die japanische Art mit auffälliger Werbung herauszustechen keine Erfindung der Neuzeit.
Sicher wurde sie optimiert. Aber wie dieses Bild von Hiroshige aus einer Straße im alten Edo zeigt, waren schon damals die Händler drauf versiert, die Aufmerksamkeit potenzieller Kunden mit farbenfrohen groß aufgemalter Werbung zu ergattern.
Mir jedenfalls hat es sehr viel Spaß gemacht in Dotombori zu schlendern.
Kulinarisches in Namba
Hier gibt es reihenweise Restaurants, wo man „Tabehodai – All you can eat“ und „Nomihodai – All you can drink“ bestellen kann.
Es ist, wie ich aus direkter Quelle weiß, auch ein beliebter Ort am Neujahrsabend oder bei einem Sieg der Hanshin-Tigers, wenn besonders wagemutige von der „Nihonbashi“ und anderen Brücken in das eisige Januarwasser des Kanals springen.
Kuromon Markt
In der Nähe Dotomboris liegt der berühmte Kuromon Ichiba. Hier kann man allerlei japanische und Osakaner Spezialitäten erwerben.
Mittlerweile habe ich in Japan viele solcher Fisch- und Spezialitätenmärkte gesehen. Warum aber ich den Kuromon hervorheben möchte, liegt daran das ich einzig und allein hier in Japan gesalzene Fischrogen „Bottarga“ oder „Karasumi“ gefunden habe.
Meine Mutter stammt nämlich aus Sardinien, wo die Bottarga in ihrem Heimatort eine beliebte Spezialität ist. Ich werde nie vergessen, wie ich mit einer strahlenden Verkäuferin im Kuromon über die identische Vorliebe der Sarden und Japaner hinsichtlich von Bottarga quatschte.
Mögen sich die Deutschen und die Japaner beim Thema Disziplin und Tüchtigkeit ähnlich sein, stelle ich beim Thema Ansprüche an die Qualität des Essens (insbesondere Fisch) große Ähnlichkeiten mit den Italienern (beziehungsweise Sarden) fest.
Offizielle Webseite auf Japanisch für einen ersten Eindruck
Apropos Fisch…
Aquarium von Osaka
Wer sich für Fische im Allgemeinen begeistern kann, dem möchte ich hier das Aquarium von Osaka (海遊館 – Kaiyūkan) ans Herz legen.
Hier kann man wunderschöne Fische und Meerestiere beobachten.
Besonders beeindruckt war ich von dem riesigen Walhai, der aus dem Nichts plötzlich ans Fenster hervorgeschossen kam.
Auch die Quallen waren wunderschön!
Ich weiß noch sehr gut wie ich im Kaiyukan plötzlich die Lust verspürte mir einen Neopren-Anzug anzuziehen und ins Meer zu springen.
Das Aquarium liegt im südlichen Teil der Stadt auf einer künstlichen Insel. Am Wochenende muss man jedoch mit größeren Menschenmassen rechnen, die sich vor dem Gebäude bereits um auftretende Straßenkünstler scharen.
Besser ist es also das Kaiyukan unter der Woche aufzusuchen.
Öffnungszeit: 10:00 – :00 Uhr
Eintrittspreis:2300 Yen
Weitere Informationen auf der offiziellen Webseite (Englisch)
Das Unterhaltungsviertel Amemura
In Osaka löst ein Unterhaltungsviertel das andere ab. Ich habe mi in meiner ganzen Zeit leider nie richtig Amerikamura • アメリカ村 oder kurz „Amemura“ angeschaut – Osakas Äquivalent zu Harajuku in Tokyo.
Bin zwar sporadisch einmal mit meiner Familie durchgelaufen, aber da war es Abend und wir wollten was Essen gehen. Ich werde garantiert dorthin zurückkehren.
In meinen letzten Tagen, die ich vor meinem Abflug nach Deutschland in der Stadt verbrachte, hielt ich mich sehr oft im Starbucks am Bahnhof Namba auf.
Die meisten beginnen ihre Streifzüge in den Süden hier, um nämlich an einen anderen wichtigen Ort in Osaka zu gelangen:
Tennoji
Kein anderer Ort in Osaka verkörpert meiner Meinung nach Tradition und Moderne gleichzeitig so sehr wie Tennōji • 天王寺.
Wenn man am Bahnhof ankommt und vor sich das höchste Gebäude Japans, das Abeno Harukas, vor sich aufragen sieht und sich anschließend im Bahnhof verirrt, denkt man, dass das ein Ort in Osaka ist, wie jeder andere.
Doch man täuscht man sich!
Denn hinter dem Bahnhof und dem Abeno Harukas fangen bereits normale Wohnviertel an. Und in diesen gleichnamigen Viertel Tennoji liegt einer der für mich wunderschönsten Tempel Japans.
Der Shitennoji Tempel
Es ist schon unglaublich wie sich die Atmosphäre nach der geschäftigen Menschenmenge im und vor dem Bahnhof von einem Moment auf den anderen in diesem Viertel ändern kann.
Auf den Straßen rund um den Tempel sind viele Händler, die ihre Devotionalien verkaufen. Und dennoch habe ich bei beiden Besuchen des Shitennoji, im September 2016, wie auch im März des darauffolgenden Jahres, eine unglaubliche Ruhe gespürt, die sich von dem Trubel aus dem Rest der Stadt nicht beeindrucken liess.
Besonders gefällt mir der Teich mit Hunderten von Schildkröten darin, die dem Tempel einen Teil seiner einzigartigen Atmosphäre geben.
Ich habe mich mit meinen Eltern damals auf eine der Bänke gesetzt und einfach losgelassen. Und es klappte. Der ganze Trubel. Das ganze Gerenne durch die Straßen war von einem Moment auf den anderen aus meinem Kopf weg. Und ich hatte das Gefühl mich leichter zu fühlen.
Im März 2017 lief ich also wieder durch jenen Tempel und dachte darüber nach, unter was für unnötigen Druck ich mich damals gesetzt hatte, als ich meinen Eltern möglichst alles von Osaka zeigen wollte.
Es war ein komisches Gefühl an demselben Ort zu sein, wo ich ein halbes Jahr zuvor mit meinen Eltern gewesen war.
Aber es half, diese positiven und negativen Erinnerungen aus einem anderen Licht zu sehen. Sie wie ein Fremder zu betrachten.
Für diese Erfahrung in Shitennoji bin ich sehr dankbar!
Eine Frage bleibt aber immer noch zu beantworten: Wie habe ich damals doch noch zu Osaka gefunden?
Eintauchen ins Leben
Seit dem Besuch mit meinen Eltern habe ich die Stadt immer als zu anstrengend empfunden und sie meistens nur zu Aktivitäten mit meinen Freunden aus dem Wohnheim aufsuchte.
Es waren mehrere Gründe, die schleichend dazu führten, dass ich meine bisherige Einstellung von damals überdachte.
Ich hatte vor meinem Abflug am 1. April am 26. März noch vier Tage Zeit mich schweren Herzen von Japan für dieses Mal zu verabschieden.
Besonders schwer wog die Aussicht, dass ich ausgerechnet zu Beginn des Hanami, der Kirschblütezeit, nach Deutschland zurückmusste. Stark befürchtete ich, keine mehr zu sehen, als dass die Blüten normalerweise erst im April aufbrechen.
Ich hätte also die Wahl gehabt in Kobe zu bleiben, nach Kyoto zu gehen oder nach Osaka. Das Risiko Hanami nicht mehr zu sehen, musste ich jetzt eingehen.
Ich entschied mich schließlich für Osaka. Unter anderem auch aus praktischen Gründen.
Erstens war mein Hostel in Tennoji, von dessen Bahnhof Züge direkt zum Flughafen Kansai fahren.
Zweitens wollte ich mich von meinen besten Freunden verabschieden, die in Osaka und Amagasaki leben.
Man kann mir vorwerfen, dass ich nur wegen der Abschiedsgefühle zu Japan und der Kirschblüten zu Osaka gefunden habe. Ich glaube das allerdings nicht. Denn dieses Mal, als ich die Stadt erlebte, bin sehr oft in nur einfachen Wohnvierteln spazieren gegangen. So auch in Tennoji.
Und ich begriff, dass allein das für einen Touristen uninteressante Viertel abseits der großen Spots auf den zweiten Blick schöner als die Hauptkulisse sein kann.
Ich lief am 27. März, einen Tag nach meiner Ankunft durch die Straßen, als ich endlich diese wunderschönen früh aufblühenden Kirschbäume vor einfachen Häusern stehen sah.
Ich weiß nicht wie lange ich hier gesessen habe, um nur über meine ganze Zeit in Japan nachzudenken und dabei Fotos zu schießen. Ich werde diesen Augenblick nie vergessen!
Osakas Juwel – die Menschen
In dieser Zeit habe ich begriffen, dass der wahre Schatz von Osaka seine Menschen sind.
Es bedurfte meines besten Freundes Kouki, um zu erkennen, dass man eine Stadt so oft gesehen und abgeklappert haben kann, ohne sie wirklich zu kennen.
Denn man kennt sie nur, wenn man die Menschen, die sie bewohnen, trifft und lieben lernt, so wie ich. Dabei war es so offensichtlich.
Ich denke, in den meisten Orten der Welt ist es so.
Ab dem Zeitpunkt, wo man aufhört, eine Stadt im positiven wie im negativen als Tourist zu sehen, gewinnt man einen viel objektiveren Eindruck, der einen nicht mehr zu schnell urteilen lässt.
Das war auch der Grund, warum ich mit Tokyo von Anfang an keine Probleme hatte, weil ich aus meiner Zeit mit meinen Eltern in Osaka gelernt hatte: nur nicht hetzen lassen!
Osaka Spa World
Kouki und ich sind an meinem letzten Tag in Japan, am 30. März, zusammen ins Osaka World Spa gegangen. Osaka größtes und modernes Sento.
Über mehrere Etagen hinweg kann man als Onsen-Fan wie ich mehrere Bäder im verschiedensten Stil aufsuchen.
Neben den normalen japanischen Bädern wie einem wo wir beide neben alten Männern im Wasser lagen und Fernsehn schauten, gibt es ein persisches und ein römisches Bad.
Öffnungszeiten: rund um die Uhr (zwischen 8 und 10 wird sauber gemacht)
Eintrittspreis: ab 2300 Yen
Weitere Informationen auf Englisch
Unterhaltungsviertel Shinsekai
Anschließend sind wir in Shinsekai • 新世界, ein weiteres von Osakas vielen Unterhaltungsvierteln im Süden, essen gegangen. Hier gibt es eine weitere Osakaner Spezialität namens „Kushigatsu“. Frittiertes Schweinefleisch und Gemüse, die anders als Tempura zubereitet werden.
Mit seinen Freunden aus Osaka lernt man, dass die Schönheit dieser Stadt oft außerhalb der großen Spots noch mehr zum Vorschein kommt.
Deshalb möchte ich jetzt langsam zum Ende kommen und zum Schluss noch einen letzten Ort in Osaka vorstellen, der für mich einer der Wichtigsten von allen ist.
Geheimtipp: Hyotanyama
Hyotanyama liegt in Ost-Osaka am Fuße der Bergkette, hinter denen schon Nara beginnt.
Ich habe mir von meinen Kumpel Kouki die Gegend hier zeigen lassen, als wir seine Großeltern besuchen gingen.
Für viele Menschen ist das ein Ort wie jeder andere. Aber wenn man, wie ich, an den Menschen hängt die hier leben, dann sieht man den Ort mit anderen Augen.
Ich freue mich, dass Kouki diesen September nach Deutschland kommt, ich ihm unser Land zeigen und mich so bei ihm und auch bei seiner Familie revanchieren kann.
Er, seine Großeltern und ich sind am Abend zusammen in einem Restaurant namens Sanuki Shido essen gegangen.
Meine besten Udon des Lebens
Die Präfektur Kagawa, die früher in der Edo-Zeit Sanuki hiess, ist für ihre Udon-Nudeln bekannt. Aber dieses Restaurant Sanuki Udon hat meiner Meinung nach die besten Udon gekocht, die ich je bisher gegessen habe.
Link zum Restaurant Sanuki Shido (Japanisch)
Toll fand ich, dass es hier Gerichte gab, die ich aus anderen Udon-Restaurants noch nicht kannte. Aber die Atmosphäre mit Koukis Großeltern war einfach klasse.
Wir saßen in einem sehr traditionellen Raum, aßen Udon und hatten tolle Gespräche.
Das ganze auch noch mit Sake aus der Präfektur Tokushima.
Wer viel Zeit hat, gerne Udon isst und dies mal abseits großer Menschenmassen im traditionelleren Rahmen in einem sehr schönen, doch unbekannten Stadtteil Osakas tun möchte, dem empfehle ich nach Hyotanyama ins Sanuki Shido zu gehen.
Die Betreiber des Restaurants waren sehr freundlich und zuvorkommend und haben sich teilweise auch noch länger mit uns am Tisch unterhalten.
Manchmal muss man länger an einem Ort sein und Leute kennenlernen, um hinter die Kulissen blicken zu können. Ich bin überzeugt, dass diese Erfahrung in Osaka nicht anders ist, als in anderen Städten. Und doch bin ich froh, dass ich diese Stadt zuerst als Tourist kennenlernte, um hinterher zu sehen, was für ein toller Ort mit tollen Menschen sie ist.
Sonst hätte ich nie diese Erfahrungen zum Schluss machen können.
大阪市 • Osaka versus Tokyo • 東京
Ich habe in Japan öfter mit Menschen aus Tokyo und aus Osaka gesprochen und ihnen die Frage gestellt, was sie über die jeweils andere Stadt und ihre Bewohner denken.
Aus Tokyo hörte ich immer, dass ihnen die Osakaner zu laut und zu nervig seien.
Aus Osaka kam dagegen die Klage, dass Tokyo als Stadt viel zu anstrengend sei. Außerdem seien die Tokyoter viel zu kalt und arrogant.
Ohne für irgendjemanden Partei zu ergreifen, kann ich nur sagen, dass ich die Menschen in Osaka und ihre Art sehr mag.
Schließlich kommen auch meine beiden besten Freunde von hier.
Gut – einer kommt aus Amagasaki. Aber das liegt auch bereits auf der anderen Flussseite jenseits des Flusses Kanzakigawa.
Osakas Manko
Einer meiner größten Kritikpunkte an Osaka ist, dass es für meinen Geschmack verglichen mit Tokyo zu wenige Grünflächen hat. Diese sind aber für eine hohe Lebensqualität unabdingbar. Vielleicht wird man in den kommenden Jahren in der Stadt- und Präfekturverwaltung etwas daran ändern, sollte man an dem Plan weiter festhalten Tokyo als zweite Hauptstadt noch mehr Konkurrenz machen zu wollen, wie es sich einige Politiker von hier vorstellen. (HIER mehr dazu auf Englisch.)
Ich halte es für das Leben der Menschen jedenfalls wichtig, dass man Grünflächen als Rückzugsräume von dem Stadttrubel schafft.
Fazit
Am 1. April 2017 reiste ich vom Flughafen Kansai aus zurück nach Deutschland. Ziemlich passend schien mir die Dekoration am Flughafen mit Pokémon-Lampions und Kirschblüten für das zu sein, was ich in Japan vorgefunden habe.
Tradition und Moderne im Einklang miteinander. Ich werde nach meinem Studium hierher zurückkehren. Um für dieses Mal zu bleiben.
Wenn ich heute an Osaka zurückdenke, dann denke ich vor allem an meine Freunde. Und an eine Stadt mit einem tollen Humor.
Neben den Menschen drückt das auch die öffentliche Werbung aus.
Als jemand der früher die Anime Serie Yu Gi Oh geschaut und die Karten gesammelt hat, hat mir diese Werbung, die ich zwei Tage vor Abflug in der U-Bahn sah, ziemlich gut gefallen:
Ich werde an eine Stadt denken, die so vielfältig ist, wie Michael Endes „Unendliche Geschichte “. Man wird nie alle Geschichten, die sie beinhaltet, erleben können. Und doch ist der Gedanke, es zu tun nur allzu verlockend, um die Hoffnung daran nicht aufzugeben und es weiter zu versuchen! いってきます!
Ein riesen Dankeschön an dieser Stelle an Luca für diesen Mega-Artikel und den vielen tollen Fotos.
Hat er dir auch so gut gefallen wie mir? Macht richtig Lust auf Osaka, oder?
Hier findest du noch weitere Informationen und Reisetipps:
- Osaka Info (Englisch)
- Wikitravel Osaka
- Japan-Lexikon Osaka auf Tabibito
- Finde deinen persönlichen Guide für Osaka auf Get your Guide
- 60 Dinge, die du in Osaka getan haben solltest auf Wanderweib
- Osaka auf nachjapanreisen
- 24 Stunden in Osaka auf Reisefreunde
- Reisebericht Osaka – Ein Plädoyer für Tokios kleine Schwester auf Reisablog
- 11 verrückte Sehenswürdigkeiten und viele Reisetipps auf Love & Compass
- Die schönsten Sehenswürdigkeiten und unsere besten Tipps für die unterschätzte Metropole auf 22places
- Osaka – die besten Sehenswürdigkeiten und Shoppingtipps auf The hangry Stories
Apps für dein Smartphone
- Osaka City Guide im Google Play Store (kostenlos + In-App Käufe)
- Osaka Travel Guide & Offline City Map im iTunes Store (Kostenlos +In-App Käufe)
Jetzt weißt du, was dich auf deiner Osaka-Reise erwarten kann.
Verrate mir doch noch: Was interessiert dich in Osaka am meisten?
Weitere Artikel von Luca:
Teile den Artikel gerne auch mit Freunden, die das interessieren könnte:
Ein Wahnsinnsbericht! Ich war ja schon mal in Osaka und kann ein paar der Orte selbst weiterempfehlen, wie zB das Aquarium und den Schlosspark. Die Pokemondeko hätte ich ja zu gerne selbst gesehen! Aber auch die Yugioh-Werbung ist klasse.
LG Nao
Liebe Nao,
danke für dein tolles Kompliment. Den Schlosspark und das Aquarium finde ich auch sehr spannend. Wie hat dir Osaka sonst gefallen? Was war das Beste dort für dich?
Liebe Grüße
Daniela
Ein schöner Artikel! Ich kann Luca nur zustimmen. Die Menschen in Kansai / Osaka sind ein besonders liebenswertes Volk. Meiner Meinung nach kommt man wesentlich leichter in Kontakt mit den Einheimischen als z.B. in Tokio. Wie Luca schon geschrieben hat, ist Osaka keine typische Touristenstadt. Hier kann man wirklich gut leben, wenn man die spezielle Art mag. Ich habe ein Jahr in Kansai und in der Nähe von Kobe gelebt und Osaka ist definitiv meine Lieblingsstadt in Japan. Weiter so – ich freue mich auf weitere Artikel.
Lieber Kevin,
das werde ich gleich mal weitergeben an Luca. Habe von anderen auch gehört, dass die Menschen in Kansai schon sehr speziell und etwas Besonderes sind. Irgendwie individueller und freier. Das könnte mir auch gut gefallen. Selbst habe ich einige Japaner aus Osaka auf Reisen kennengelernt. Stimmt schon, die sind leichter zugänglich. Da kann ich deine Erfahrungen auch bestätigen.
Was ist dein Lieblingsort in Osaka?
Liebe Grüße
Daniela
Wow was für ein toller Artikel!
Ich war auch schon mehrere Male im Osaka und es ist mit Abstand meine Lieblingsstadt in Japan. Dein Artikel war eine wirklich wunderschöne Hommage an diese Stadt. Wenn man gefragt wird warum man nach Osaka fahren sollte, ist es gar nicht so einfach irgendetwas darauf zu antworten. Denn es scheint so als wären Tokio und Kyoto viel offensichtlichere Touristenziele. Aber wer einmal länger in dieser Stadt gewesen ist der versteht ihren besonderen Vibe!
Danke auch für den Tipp mit Hyotanyama!!
Finde auch, dass Lucas Liebe zu Osaka richtig gut rüberkommt. Und die Stadt hat wirklich ihr ganz eigenes Flair.
Vielen Dank für dein tolles Feedback.
Liebe Grüße
Daniela