Tag des Onigiri

Titelbild Onigiri Zeichnung mit Text Onigiri おにぎり und Omusubi おむすび

[ UPDATE: JANUAR 2024]

Weißt du, was heute für ein Tag ist?“, fragt mich Daisuke am Morgen des 17. Januars und lächelt mich an.

„Klar, mein Geburtstag“, denke ich, tue aber dennoch so, als hätte ich den eigenen Geburtstag total vergessen.

„Heute ist Onigiri-Tag!!! Jetzt weiß ich endlich, warum deine Onigiris so lecker sind! Du hast am Onigiri-Tag Geburtstag!!!“ (Aus dem Mund meines japanischen Ehemannes heißt das auf gut Deutsch so viel wie: „Ich liebe dich!“)

Vom Onigiri-Tag oder Omusubi no Hi • おむすびの日“ höre ich zum ersten Mal 2016.

Das will ich jetzt aber genau wissen!!! Was hat es mit diesem Omusubi no Hi auf sich?

Aber ich muss jetzt mal ganz vorne Anfangen:

Onigiri – Was ist das?

Das sind ganz einfach Reisbällchen.

 

Reisbällchen in Japan nennt man Onigiri • おにぎり, Omusubi • おむすび oder von der älteren Generation auch Nigirimeshi • 握り飯.

Vergleichbar sind Onigiri mit unserem Butterbrot, unserer Stulle, dem Pausenbrot oder dem Schnittchen – auch bei uns gibt es viele Bezeichnungen für ein und die selbe Sache.

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Zur Geschichte des Onigiri

Die gesalzenen Reisbällchen gibt es schon ewig. Entdeckt wurden sie an den Wänden von alten Ruinen aus dem 1. Jahrhundert nach Christus.

Also, keine ollen vertrockneten Reisreste, sondern Zeichnungen.

Damals sah man auf den Bildern, wie Menschen unterwegs kleine Bällchen in den Händen hielten oder hinein bissen. Dass es sich nicht um Schneebälle handelte – keine Ahnung, wie die Historiker das ausmachen konnten!?

Aber Reisbällchen machen schon Sinn, sind sie doch eine bequeme Art, den Reis zu transportieren und äußerst leicht zu verzehren.

Das Salz, mit dem der Reisball bedeckt ist, ist eine natürliche Art, Reis kurzzeitig auch bei feucht-warmem Klima zu konservieren.

Für Soldaten wurden Onigiri daher schnell unverzichtbar, da sie ohne Werkzeug – einfach mit der Hand – gegessen werden konnten. Stäbchen wurden zu dieser Zeit nämlich noch nicht in Japan verwendet (erst ab dem 7. Jahrhundert, aus China eingeführt. Vorher aßen die Koreaner und Japaner halt wie die Barbaren mit den Fingern).

In den Tagebüchern von Murasaki Shikibu aus dem 11. Jahrhundert tauchen Onigiri unter dem Namen Tonjiki als beliebter Snack beim Picknick auf: einfache Reisbällchen für unterwegs. Füllungen kannte man damals noch genauso wenig, wie Stäbchen.

Fingerfood also, von denen auch die Samurai ihre Hände und Münder nicht lassen konnten.

Dass Onigiri mit Nori, den getrockneten Seetangblättern, umwickelt wurden, entstand übrigens erst viel später, genau wie die vielen Geschmacksvariationen und die heute bekannte Dreiecksform. Früher waren es tatsächlich einfach nur runde salzige Bälle aus Reis.

2015 in Berlin – die Reisbällchen erleben gerade einen totalen Boom, weil

  1. vegan
  2. und damit auch vegetarisch
  3. super gesund
  4. super zum Abnehmen
    Die Reisbällchen werden kalt gegessen und kalter Reis ist toll, um Diät zu machen. Das hat irgendwie mit der Stärke zu tun, die dann anders verarbeitet wird vom Körper, aber das muss ich nochmal etwas genauer recherchieren, da möchte ich mich gerade nicht so aus dem Fenster lehnen.

2024 in Berlin – Erklärungen kann ich mir mittlerweile sparen. Alle kennen Onigiri. Alle lieben Onigiri und mittlerweile findet man sie sogar im Kühlregal von Supermärkten.

Am Alexanderplatz (Rochstraße) gibt es mittlerweile die Japan PLAZA, wo man täglich frisch zubereitete Onigiri mit leckeren Füllungen bekommen kann, fast wie in Japan aus dem Konbini. 

In der Mittagspause sehe ich meine Kolleg*innen nun häufig Onigiri essen. Nichts ungewöhnliches mehr.

Also Onigiri sind hier wirklich angekommen!!!

Allerdings stelle ich im Supermarkt immer wieder fest, dass die Onigiri manchmal mehrere Tage im Regal liegen. Ich habe da schon mal ein zwei Tage altes Onigiri erwischt mit total trockenem Reis. Lecker war das Bällchen wirklich nicht. Nach wie vor mache ich Onigiri am liebsten selbst.

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Onigiri – japanisches „Soulfood“

Alle lieben Onigiri.

Während ich im Ausland irgendwann mein gutes deutsches Brot vermisse, geht es den Japanern im Ausland ähnlich: sie vermissen Reis und träumen von einem einfachen Onigiri.

Trifft man mehrere Japaner im Ausland, dreht sich das Gespräch früher oder später IMMER ums ESSEN. Und irgendwann fällt dann dieser Satz: „Aaaahhh, Onigiri tabetai-na!“ (Ach, ich möchte jetzt so gerne ein Onigiri essen!)

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Onigiri? Ist das wie Sushi?

NEIN!!!

Onigiri und Sushi, das ist was völlig anderes!!!

Warum, ist doch beides Reis und Nori?“ wirst du dich fragen (Nori ist der dunkelgrüne Seetang, den man oft um Maki-Sushi und um Onigiri gewickelt sieht).

Sushi kommt ursprünglich aus dem Mekong-Raum, wo Süßwasserfisch durch die Beigabe von gesäuertem Reis konserviert wurde.

Das haben die Japaner dann irgendwann übernommen und weiterentwickelt zu ihrem traditionellen Funazushi • 鮒寿司 – der ursprünglichsten Form von Sushi.

Ursprung, Zweck, Zubereitung und Geschmack sind also völlig verschieden:

  • Sushireis ist leicht säuerlich, weil mit Reiswein-Essig vermengt
  • Onigiri schmeckt eher salzig, wobei Salz zur „Konservierung“ verwendet wird.

Kennst du schon meinen Artikel zum Thema REISKOCHEN mit dem Reiskocher?

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Die vielfältige Welt der Onigiri

Den gepressten Reis gibt es in allen erdenklichen Formen, am bekanntesten ist die Form eines Dreiecks.

So findet man sie auch in den meisten Supermärkten und in kleineren 24h-Läden, den Convenience Stores (japanisch: Konbini). Auch Hello Kitty oder Micky Mouse Formen hab ich schon gesehen.

Die dreieckige Form gab es früher übrigens nicht, da waren Onigiris tatsächlich noch echte Reis-BÄLLCHEN.

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Onigiri – jede Region hat ihre Eigenarten

Verlässt man den Großraum Tokyo und begibt sich in den Norden, z. B. in die Tohoku Region oder noch weiter nördlich in die Regionen am japanischen Meer gelegen, dann sind die Onigiris hier tatsächlich oft noch rund.

In den kälteren Regionen findet man auch oft die gegrillte Version: Yaki-Onigiri • 焼きおにぎり , Onigiri einmal in die Flamme des Feuers gehalten.

In Miyagi und der Sanriku Region (Tohoku) am Pazifischen Ozean, findet man hingegen ein großes Onigiri gefüllt mit einem kleinen Onigiri. Das war eine Art, Seetang zu sparen. Denn früher gab es hier einfach weniger Nori!

Nagano ist bekannt für seine Umeboshi Onigiri, Reisbällchen mit salzig/saurer Pflaume gefüllt. Aber anders als in anderen Regionen, ist in Nagano die Pflaume nicht weich, sondern knackig fest, fast schon knusprig.

Oft werden Onigiri mit Nori (mit dünnem „papierartigem“ Seetang) umwickelt.

Die einen benutzen gerösteten Seetang, die anderen getrockneten.

In der Kansai Region geht der Seetang geschmacklich eher in die süßliche Richtung und in der Toyama Region wickelt man Konbu um das Onigiri. Konbu ist auch Seetang, aber in diesem Falle hauchdünn verarbeitet, nicht in Papierform, sondern in langen dünnen Fäden um das Reisbällchen gewickelt. Unbedingt mal probieren!!!

Wer schon mal in Nagoya war, der hat bestimmt dort ein Onigiri gesehen, aus dem der Schwanz einer Garnele rausgeschaut hat. Hier wird das Onigiri mit frittierter Garnele gefüllt (Tenmusu • むす), eigentlich stammt dieses Rezept aber aus der Mie-Region.

Im Süden Japans, in Fukuoka gehören Onigiri und Udon (dicke japanische Weizen-Nudeln) zusammen. Weizennudeln und Reisbällchen sind hier eine Kombi, über die man in anderen Teilen Japans eher lächelnd den Kopf schüttelt. Andere Länder (oder in diesem Fall, andere Regionen), andere Sitten. So kommt es, dass man in Fukuoka im Udon-Laden auch immer Onigiri bestellen kann.

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Onigiri – Geschmacksrichtungen

japanisches Reisb0ällchen | Onigiri mit eingelegter Rindfleischfüllung

©2015 by Dainikai | Onigiri mit eingelegter Rindfleischfüllung

Phantasie beim Füllen eines Onigiris sind keine Grenzen gesetzt, habe ich manchmal das Gefühl.

Alles, was in der japanischen Küche vorkommt, wurde auch schon mal in einen Reisball gestopft. Aber nicht jede Füllung hat es in die Supermarkt-Regale geschafft!

Der Klassiker ist und bleibt wohl die Umeboshi, die saure Pflaume. Im Sommer hat die saure oder eher salzige Pflaume auch noch den tollen Nebeneffekt, den Reis nicht so schnell schlecht werden zu lassen.

Ich mag am liebsten – und da bin ich wahrscheinlich „typisch Ausländer“:

#1 Tuna Mayo – Tunfisch mit Mayonnaise – übrigens eine 7eleven Erfindung!!!
#2 mit gebratenem Lachs gefüllt
#3 Umeboshi, die salzige Pflaume – der Klassiker

Andere beliebte Füllungen für Onigiri sind

  • Konbu (Seetang)
  • Ikura (Kaviar vom Lachs, mariniert)
  • Hähnchen mit Mayonnaise
  • Garnele mit Mayonnaise
  • Takana (eingelegtes Gemüse)
  • Okaka (Bonito-Fischflocken mit Sojasoße)

Wenn der Reis richtig gut und lecker ist, dann schmeckt aber auch ein ganz einfacher Reisball, nur mit schwarzem oder geröstetem Sesam sehr gut.

Viele Infos für diesen Beitrag habe ich dem japanischen Artikel vom Townwork-Magazine entnommen!

Einen umfangreichen Onigiri-Führer mit japanischen Bezeichnungen findest du bei Wanderweib.de., falls du verzweifelt vor dem Onigiri-Regal stehst und nicht weiß, was die japanischen Schriftzeichen bedeutet.

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So bringst du ein Onigiri in Form

Dieses Video ist für den Artikel Onigiri machen wie ein Profi entstanden:


Warum ist denn nun der 17. Januar der „Tag des Omusubi“?

Der Hintergrund ist ein tragischer:

1995 wurde die Region um Kobe von einem schweren Erdbeben getroffen. Bei der Hanshin Erdbeben-Katastrophe (Hyougo nambu jishin • 兵庫南部地震 ) starben über 4.500 Menschen, fast 15.000 Menschen wurden verletzt und 300.000 Menschen obdachlos. Viele helfende Hände waren im Einsatz und es wurden rund um die Uhr Onigiris zubereitet, von vielen tausend Helfern!

Denn die Reisbälle sind nicht nur gesund und sättigen. Sie können problemlos zubereitet und schnell und einfach verteilt werden.

Und so wurde aus dem 17. Januar der Onigiri-Tag oder Omusubi no Hi (kein offizieller Feiertag, kein besonderer Festtag).

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Wie magst du Onigiri am liebsten? Womit möchtest du dein Reisbällchen gerne mal gefüllt haben? Schreib mir dazu einfach in den Kommentaren.

[Erstveröffentlichung: 17. Januar 2016]

 


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Über mich


Teile den Artikel gerne auch mit Freunden oder Leuten, die Onigiri noch nicht kennen oder gerne mal mit Sushi oder Sushi-Maki verwechseln:

13 Kommentare

  1. Hallo Daniela, was bin ich froh, über deine Seite gestolpert zu sein.
    Endlich mal jemand, der Onigiri und Sushi nicht über einen Kamm schert. Davon mal abgesehen sind deine Berichte schön informativ und gut zu lesen.
    Klasse!
    Ich mag übrigens しゃけ am liebsten.
    Hast du schon mal die Onigiri von Rice up und Nigi Berlin probiert?
    Falls ja, wie findest du die?
    Liebe Grüße aus Berlin Buch,
    Mari

    • Danke Mari,
      solche Komplimente höre besonders gerne. Ich gebe mir immer Mühe, viele Infos zusammen zu bekommen. Viele Infos zum „Tag des Onigiri“ gibt es nicht. Ich habe schließlich Infos auf japanischen Seiten entdeckt.

      Die Berliner Onigiris kenne ich. Einer der beiden war mir etwas zu teuer. Aber ich weiß ja, was gute Zutaten kosten. Ich habe mal Ein Onigiri von Nigi Berlin probiert, mit gegrilltem Rindfleisch, der war echt lecker.

      Da ich einen Reiskocher zuhause habe und gerade wieder mit leckerem Nori (einzeln verpackt) beschenkt wurde, mache ich Onigiri meistens selbst.

      Lieben Gruß nach Berlin Buch
      Daniela

  2. Mir geht es so wie einem Japaner: Ich vermisse die Onigiri total und ich hoffe, dass der Trend auch bald einmal in der Schweiz ankommt. Wobei – in China, wo ich ein paar Jahre lebte – gab es im 7 Eleven Onigiri und die waren dort immer total matschig. Komisch, denn in Japan sind sie in der gleichen Kette einwandfrei… Ich habe deswegen aus Japan spezielle Kräuter gekauft, die ich in den Reis tun kann, um selber Onigiri zu machen. Das ist super…

    • Bestimmt benutzen die im chinesischen 7 Eleven keinen japanischen Reis. Der ist viel zu teuer! Das macht den großen Unterschied.

      Ich warte übrigens noch immer auf den ersten 7 Eleven in Berlin. Am liebsten natürlich inklusive Onigiris 😉
      Gibt es in der Schweiz eigentlich 7 Eleven?

  3. Mal wieder sehr ausführlich und informativ. Das mit dem Onigiri Tag wusste ich auch noch nicht ^^
    Ich finde Onigiri einfach super! So praktisch und lecker und sogar einfach selber zu machen.
    Ich mag am liebsten die mit Lachs oder die mit wakame vermischt sind 😁

    • Dank dir, liebe Marina. Oh ja, die mit Wakame hatte ich ganz vergessen. Köstlich!

      Wir haben uns gerade 200 Blatt Nori bestellt, einzeln verpackt. Der sogenannten „Konbini-Type-Nori“ (mit der 1.2.3. Anweisung)
      Denn wenn der Seetang noch nicht ganz weich, sondern schön knusprig ist, mag ich Onigiri am liebsten!
      Liebe Grüße,
      Daniela

    • Yaki Onigiri mag ich auch sehr gerne. Danke für den Rezept Hinweis.

      Lieben Gruß,
      Daniela

  4. Toller Artikel, ich liebe Onigiri, eine Leidenschaft, die ich von meiner Japanreise mitgebracht habe.

    Hier in der Familie werden Lachs-Onigiri am liebsten vertilgt. Dazu verwende ich aber keinen gegrillten, sondern eingesalzenen Lachs. Lachsfilet frisch kaufen (kein Räucherlachs), auf 250g in einem Gefäß so etwa 3~4 Teelöffel Salz geben und drei Tage im Kühlschrank einwirken lassen. Ich nehme immer eine verschließbare Tupperschüssel, damit der Geschmack vom Lachs nicht durch adnere Dinge beeinträchtigt wird. Nach den drei Tagen das Salzwasser abgießen und den Lachs dämpfen. Schließlich von der Haut lösen und kleinmachen und ab damit ins Onigiri. Dabei kann man den Reis sparsam bis gar nicht salzen, weil der Lachs das gut ausgleicht.

    Mit 250g Lachs und drei Tassen Reis kommt man locker auf 10 Onigiri.

    • Das Rezept hört sich super an. Werde das gleich mal ausprobieren (wenn ich heute frischen Lachs finden sollte).

      Lieben Dank für die Inspiration und einen lieben Gruß aus Berlin.
      Daniela

  5. Mir geht es da wie die Japaner, mir fehlen auch die guten Onigiri, wobei ich schon versucht habe welche selber zu machen…sie waren zwar essbar und okay aber da fehlte noch etwas, aber irgendwann klappt das 🙂

    Mein Favorit war auch Thunfisch mit Mayonnaise

    • Liebe Mandy,
      wenn etwas fehlt ist es meistens ausreichend Salz auf die Hände zu nehmen beim Formen.

  6. Sarah Borowik

    Alles Liebe und Gute nachträglich, liebe Daniela – vielen Dank für deine Arbeit, die du in deinen Blog steckst. Bin sehr angetan und freue mich über die Inspiration für meine Onigiri ❤ Ganz liebe Grüsse vom Bodensee, Sarah

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