FAQ | Warum ich keinen japanischen Nachnamen habe?

FAQ: Warum ich keinen japanischen Namen habe | Nipponinsider

„Ihr habt doch unterschiedliche Nachnamen und tragt keine Ringe? Seid ihr wirklich verheiratet?“

Diese Frage stelle ich mir auch manchmal, aber dazu später mehr.

In der letzten Woche war ich zum Interview beim Deutschlandfunk Kultur in der Echtzeit und da kam diese Frage wieder. Viel Zeit hatte ich da nicht (und ich war auch viel zu aufgeregt, um ausführlich zu erzählen).

Sendung vom 28.4.2018 nachhören: Wie lebt es sich als deutsch-japanisches Paar?

Deshalb folgt hier einmal der wahre Grund, warum es mit der Namensänderung so gekommen ist, wie es kam.

Die Sache mit dem Nachnamen

Zunächst einmal:

Daisuke und ich gehören nicht zu den Menschen, die großen Wert auf eine romantische Hochzeit gelegt haben. Aber das Thema hatte ich schon mal an anderer Stelle:

Heiraten in Japan ♥ Unsere japanische Hochzeit

Das muss jeder und jedes Paar am Ende für sich entscheiden.

Für uns war eine Hochzeit keine so große Sache: Wir suchten nach einer einfachen Möglichkeit, zusammenbleiben und unser gemeinsames Leben planen zu können.

Emanzipiert, wie ich bin, wollte ich meinen Namen nicht ändern. Nur weil ich heirate nicht meine Identität aufgeben. Und dickköpfig wie Daisuke nun mal ist, wollte er seinen Namen auch behalten!

Diese Erklärung wäre ja so cool, ist aber leider überhaupt nicht wahr (bis auf das „dickköpfig“, das stimmt schon).

Alles war ganz anders.

So richtig schön unspektakulär, sodass wir uns fast schämen, diese Geschichte zu erzählen.

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Es war ein Fehler

Es war kein Fehler zu heiraten, sondern wir haben einen Fehler gemacht – einen Fehler nicht bemerkt.

Die deutschen Behörden sind da aber sehr genau! Die haben’s bemerkt.

Dabei haben wir in Japan geheiratet.

Ich war mit meinem Erstwohnsitz aber in Deutschland gemeldet. Da man mich in Japan nie gefragt hat, war ich auch dort mit meinem Wohnsitz gemeldet.

Ob das rechtens war?

Keine Ahnung. Aber ich denke schon. Sonst hätte bestimmt mal jemand gemeckert.

Um überhaupt heiraten zu können, musste ich das Standesamt in meiner Heimat kontaktieren, ein Ehefähigkeitszeugnis beantragen und dann einen Fragebogen ausfüllen. Da konnte ich ein Kreuzchen machen, ob ich den Namen meines Zukünftigen annehmen möchte oder nicht.

Auch gab es die Möglichkeit zu einem Doppelnamen, wenn ich mich richtig erinnere.

So war das zumindest damals 2005.

Ich wollte seinen Namen

Weil ich meinen schrecklich unpraktisch finde und das —gk— war mir schon immer auf die Nerven gegangen.

Daisuke hätte gerne meinen Namen angenommen, weil er das —gk— total cool findet.

Aber das konnte er seiner Familie nicht antun.

Schließlich ist er der älteste Sohn und nach gründlicher Überlegung fand er es dann auch unpraktisch und unpassend, als Japaner in Japan einen ausländischen Nachnamen zu haben.

Genauso unpassend fand er es aber auch, wenn ich als Ausländerin plötzlich mit einem japanischen Namen daherkomme.

„Das passt einfach nicht zu deinem Gesicht!“.

Ok. Das war ein Argument.

Trotzdem machten wir den Haken am Ende. Das mit dem Gesicht konnte ich ja noch hinbekommen. Meine Schwiegermutter behauptete ohnehin, ich würde von Tag zu Tag japanischer aussehen.

Dass die Frau den Namen des Mannes annimmt, sich damit zu ihm und ihrer Familie bekennt, ist in Japan üblich, genau wie in bei uns. Obwohl ich auch ein paar Männer kenne, die bei der Hochzeit den Namen der Frau angekommen haben. Kommt vor, aber ist sehr viel seltener.

In Deutschland haben viele meiner Freundinnen nach der Heirat ihren Mädchennamen aufgegeben.

Und das nicht, weil sie sich dem Mann da irgendwie unterordnen mussten, wollten,…

Es bedeutet ja lediglich, dass man sich öffentlich zueinander bekennt, und ist ein schönes Zeichen der Zusammengehörigkeit.

Bei gemeinsamen Kindern kommt noch hinzu, dass es sehr viel unkomplizierter wird. Macht auch irgendwie Sinn, unter einem gemeinsamen Namen als Familie aufzutreten.

Aus diesem Grund hatten wir uns am Ende auch für einen gemeinsamen Namen entschieden.

Das Schicksal wollte es dann aber doch anders.

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Der Anruf vom Standesamt

Sehr gut erinnere ich mich noch an diesen einen Anruf vom Standesamt in Deutschland.

Es war ein Montag und ich stand abends am Bahnhof von Motomiya, ich wartete auf meinen Zug nach Hause, als mein Telefon klingelte und ich eine deutsche Nummer auf dem Display sah.

„Wir hätten da noch eine Frage. Wenn wollen sie denn nun heiraten? Wir haben hier einen Herrn N***o und einen Herrn N***ou. Sie müssten sich da schon entscheiden.“

So richtig verstand ich das Problem nicht. Zwei Männer… häää???

Dann klärte man mich auf.

Sie hatten Daisukes Passkopie und die Übersetzung seines Familienregisters vorliegen.

In der Kopie des Passes wurde der Name N***o geschrieben, in der beglaubigten Übersetzung des Familienregisters allerdings N***ou.

Es handelt sich halt um ein langes おう, manchmal auch als „ō“ geschrieben. Unser Übersetzer beim Generalkonsulat in Sendai hatte das mit „ou“ übersetzt. Falsch ist das nicht. Nur eben anders als im Pass. Da in Japan der Nachname ohnehin mit zwei Kanji / Schriftzeichen geschrieben wird, ist es denen am Ende egal, ob da ein N***o oder ein N***ou steht.

Deshalb ist es auch niemandem aufgefallen.

Alles beteuern, dass es sich um ein und dieselbe Person handele, half leider nichts.

„Da haben sie jetzt 3 Möglichkeiten:

1. Möglichkeit

Ihr Mann lässt seinen Reisepass umschreiben (das hörte sich sehr, sehr kompliziert an).

2. Möglichkeit

Sie lassen das Familienregister noch einmal übersetzen (das hörte sich sehr, sehr teuer und zeitaufwendig an).

3. Möglichkeit

Wir lassen das jetzt einfach so, Sie heiraten ihren Daisuke, aber verzichten auf seinen Namen und werden weiterhin unter „Langkamp – verheiratet“ geführt. Denn wir wissen jetzt nicht, welchen Namen wir bei Ihnen eintragen sollen.“

Mein Zug fuhr ein und ich entschied mich ganz spontan für: Möglichkeit 3.

Im Nachhinein bin ich ganz froh, dass alles so gekommen ist.

Denn das Umschreiben meines Passes, meiner Versicherungen, Bankkarten, E-Mail-Adresse und was weiß ich noch alles, blieb mir damit erspart.

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Unterschiedliche Namen – ein Problem?

Wir selbst haben damit kein Problem. Für uns spielt das am Ende gar keine so große Rolle.

Inoffiziell nutzte ich in Japan nach der Heirat ohnehin Daisuke Nachnamen. Das war für die Japaner viel einfacher und ich ersparte mir damit umständliche Erklärungen. Da hat niemand nach meinem Ausweis gefragt, wenn ich mal ein Restaurant reserviert habe oder die Hemden zur Reinigung bringen musste.

Probleme in Japan

Vor einiger Zeit las ich nun, dass es nicht möglich sei, in Japan verheiratet zu sein und unterschiedliche Namen zu tragen.

Aber… wir haben doch… ist das jetzt etwa verboten???

Jetzt bin ich natürlich verunsichert.

Sind wir überhaupt rechtmäßig verheiratet?

Bisher gab es aber noch keinerlei Probleme, weder in Deutschland, noch in Japan. Wir lassen es jetzt einfach mal drauf ankommen und kümmern uns drum, wenn es zum Problem werden sollte.

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Probleme in Deutschland

Meine Freunde in Deutschland haben das mit der Hochzeit nur am Rand mitbekommen. Ich habe da keine große Sache gemacht. Ist vielleicht auch meine Schuld.

Noch heute rutsch der ein oder anderen Freundin „dein Freund“ statt „dein Mann“ heraus. Das ist aber überhaupt kein Problem. Damit kann ich gut leben.

Ein viel größeres Problem – mal wieder ein Fehler: wir haben unsere Heiratsurkunde nicht mehr.

Das übersetzte Dingen, das sagt, dass wir verheiratet sind.

Eine Kopie hab ich noch, aber das Original wurde „versehentlich“ auf dem Kopierer des Berliner Bürgeramtes bei der Anmeldung zum Wohnsitz „vergessen“ und war dann plötzlich „verschwunden“.

Eine sehr merkwürdige Geschichte.

Bisher gab es da, Gott sei Dank, noch keine Probleme. Für’s Visum und für die spätere Niederlassungserlaubnis hat man die Kopien bisher immer anstandslos akzeptiert.

Wir kümmern uns auch darum, wenn es mal notwendig werden sollte.

Wahrscheinlich stellt sich am Ende heraus, dass wir alles falsch gemacht haben und gar nicht verheiratet sind.

Da könnte ich dann nur von Glück reden, meinen Namen doch behalten zu haben.

Aber solange die Sache nicht 100% geklärt ist, tun wir einfach weiterhin so, als seien wir verheiratet 😉

Und zum Schluss

Die Sache mit den Eheringen

Ich trage sehr wohl einen.

Allerdings auf dem Ringfinger meiner linken Hand. Das ist in Japan üblich. Schließlich gibt es dort auch Linksverkehr.

Nein. Ernsthaft.

Ich weiß nicht, warum einige Länder den Ehering links tragen. Für mich ist es reine Gewohnheit.

Unsere beiden Namen sind in meinem Ring eingraviert. Ich trage also für uns zusammen.

Wir haben uns den zweiten Ring gespart und sind dafür ganz schick essen gegangen. Da haben wir nicht lange überlegt.

Ja, ich weiß. Total unromantisch. Aber so sind wir nun mal. Ich glaube, ich erwähnte es schon mal.

Hast du deinen Namen nach der Hochzeit behalten oder wie würdest du dich entscheiden?

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FAQ Überblick

Es gibt ein paar Fragen, die uns immer wieder gestellt werden:

Warum seid ihr nach Deutschland gezogen?
Wo lebt ihr lieber? In Deutschland oder in Japan?
Was vermisst ihr an Japan am allermeisten?
In welcher Sprache unterhaltet ihr euch?
Streitet ihr euch und wenn ja, in welcher Sprache?
Wie habt ihr euch kennengelernt?
Wollt ihr noch mal auf eine große Reise gehen?
Wie oft reist ihr nach Japan?
Werdet ihr irgendwann nach Japan zurückgehen?
Gab es zu Anfang eurer Beziehung auch mal große Missverständnisse?
Wieso bist du am Ende so lange in Fukushima geblieben?
Warum habt ihr nicht in Tokyo gelebt?
Als was hast du in Japan gearbeitet?
Wie hast du deinen Job in Japan gefunden?
Was haben eure Eltern zu der Beziehung gesagt?
Wo und wie habt ihr geheiratet?
Hat Daisuke in Deutschland schnell einen Job gefunden?
Wie hat Daisuke Deutsch gelernt?
Wie und wo hast du Japanisch gelernt?
Was stört dich an Japan am meisten?
Was stört Daisuke an Deutschland am meisten?
Wie feiert ihr eigentlich Weihnachten?

4 Kommentare

  1. Liebe Daniela,

    toller Artikel. Aber wo war denn der Fehler? Das habe ich nicht ganz verstanden…

    Viele Grüße aus Tokio
    Tessa

    • Liebe Tessa, vielen Dank. Der Fehler war die unterschiedlich Schreibweise des Namens. Wären wir auch nie drauf gekommen, weil das eigentlich so richtig war. Ich hatte es genau erklären müssen. Aber dafür fehlte dann am Ende die Zeit.

      Liebe Grüße Daniela

  2. Hallo Daniela,

    Sehr schön!

    Weil mir mein Name auch viel zu lang war, habe ich mir damals einfach einen Künstlernamen gegeben der ähnlich klingt (原田). Rentenversicherung, Bank usw. lief alles über diesen Namen. Nur beim Heiraten wollte man den echten Namen im Stammbuch sehen. Meine Frau hat diesen dann angenommen.
    Das führte dann zu lustigen Situation, zum Beispiel beim Arzt, weil ich den japanischen und sie den deutschen Nachnamen hat!

    Ring habe ich auch links 😉

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