Setsubun no Hi – Teufelsaustreibungen einer Bloggerin | 節分

Setsubun no Hi Titelbild von Nipponinsider, Erdnüsse auf Tatami

[Update: Januar 2024]

Ich steige heute mal nicht gleich mit den Fakten ein, sondern gebe dir einen kleinen Einblick in mein Leben als „Japanische-Feiertage-Bloggerin“.

Du willst gleich zum Thema „Setsubun“, dann bitte einmal hier am Text vorbei bis zum Bild und dann HIER weiterlesen.

Als ich mit meinem Blog-Projekt startete, da hatte ich eine super Idee: „Ich schreibe über jeden Feiertag und bringe was Persönliches mit rein. So habe ich eine schöne Konstante und eine Art roten Faden, der sich durch das Blog zieht.“

„Du als Leser*in wirst gespannt jeden japanischen Feiertag erwarten, schon morgens früh auf meine Seite gehen, oder vielleicht sogar schon nachts!? Du hast dir mittlerweile die Tage in deinen eigenen Kalender eingetragen.“ So hatte ich mir das ausgemalt.

Die Idee, sehr schön! Aber die Realität – GANZ ANDERS:

Noch hält sich der Ansturm auf meine Seite zu den Feiertagen in Grenzen. Noch ist mein Server unter den Besucher*innen-Massen in der Nacht zum japanischen Feiertag NICHT zusammengebrochen.

Kann alles noch kommen.
Das Jahr ist noch lang.
Da kommt noch einiges an Feiertagen auf dich (und auf mich) zu:
da kommt noch was zum Schmunzeln, was Trauriges, was Fröhliches, was Romantisches, was Niedliches, was Seltsames, was Gruseliges, was Komisches und meistens hat es mit Essen zu tun.

Heute auch!

Aber sei doch mal ehrlich: Hast du nicht schon längst nach „Setsubun“ gegoogelt, „gebingt“, „ecosiat“ oder „ge-duckduckgo-t“.

Als „japanische-Feiertage-Bloggerin“ habe ich die ersten 50 Suchergebnisse geöffnet für folgenden Begriffe:

  • 節分 | Setsubun
  • 豆まき |  Mamemaki
  • 鬼 | Oni

Eine Seite nach der anderen habe ich kurz überflogen (möchte ja nicht genau das schreiben, was schon viele andere vor mir viel besser erklärt haben), interessant geschriebene Artikel gründlicher studiert – meinen Favoriten zum eventuellen Verlinken abgespeichert (in Pocket) und danach … schlafen gegangen.

Es gibt noch eine zweite wichtige Quelle – mein uraltes Online-Reisetagebuch. Einmal Anfang Februar von 2003-2009 durchgeguckt, was ich damals zu dem Feiertag geschrieben und erzählt bekommen habe, in alten Erinnerungen geschwelgt *ach damals* und dann … schlafen gegangen.

Und an Tag 3 (22:30 Uhr am 02.02.) dann endlich alles runtergeschrieben…und veröffentlicht (um 3:12)

Setsubun no Hi

Tafelbild zu Oni wa soto Fuku wa uchi, Setsubun no Hi. nipponinsider

©2016 by Nipponinsider | links: der Teufel 鬼 Oni | rechts: おかめ okame / otafuku (Frau mit rundem Gesicht) als Symbol für Glück

„Setsubun no Hi“ ist eigentlich kein „echter“ Feiertag. Ich meine damit, es ist kein FREIER Tag. Die Leute gehen ganz normal zur Arbeit, zur Schule, zum Kindergarten. Geschäfte haben in Japan sowieso immer geöffnet, ob nun Feiertag ist oder nicht.

Ich würde 節分Setsubun no Hi mit „Tag der Trennung oder Wechsel der Jahreszeiten“ übersetzen.

Der 3. Februar – das ist der Tag, an dem das Ende der kalten Jahreszeit gefeiert wird. Einige behaupten, der Frühlingsbeginn wird gefeiert, aber Anfang Februar vom Beginn des Frühlings zu reden, dass erweckt vielleicht einen falschen Eindruck.

Im Norden auf Hokkaido ist es im Februar noch bitterkalt und die Skisaison hat gerade ihren Höhepunkt erreicht. Aber im Süden, auf Okinawa, werden die T-Shirts wieder rausgeholt, bei Temperaturen um die 20 Grad kann man da schon von Frühling sprechen.

Wie wird der Wechsel der Jahreszeiten gefeiert?

Kurz und knapp gesagt: mit einem Frühjahrsputz. „Wurde nicht schon zum Neujahrsfest alles gründlich gereinigt?“, wirst du dich jetzt fragen, denn bestimmt erinnerst du dich noch an den langen Artikel zu den Vorbereitungen fürs japanische Neujahrsfest (ich hab den Beitrag HIER nochmal für dich verlinkt!)

Heute geht es um eine ganz andere Art von Reinigung: Die Reinigung von Dämonen oder Teufel, die aus dem Haus vertrieben werden sollen. Warum die da sind, konnte mir nie jemand richtig erklären! Aber was frage ich auch so dumm. Natürlich nisten sich die bösen Teufel da ein, wo es schön ist.

Wie geht die Teufelsaustreibung nun genau?

Da war ich ziemlich erstaunt, als ich das zum ersten Mal selbst in einem Kindergarten miterlebt habe. So hatte ich mir „die Teufelsaustreibung“ nicht vorgestellt: mit Erdnüssen!

Die Kinder schmissen damit wild um sich. „Wild um sich“ stimmt nicht ganz. Der Kindergarten-Direktor hatte sich verkleidet und trug eine rote Teufelsmaske. Die ganz Kleinen bekamen es sofort mit der Angst zu tun und fingen laut an zu weinen. Aber die etwas größeren Kinder bewarfen den bösen Dämon mutig mit Erdnüssen. Dazu schrien alle wie wild

„Oni wa soto! – Fuku wa uchi!“

„Oni“ ist der Teufel und „Fuku“ ist das Glück, bedeutet frei übersetzt so viel wie „Teufel raus  – Glück herein!“

豆まき – Mamemaki

Ich fand mein erstes „Mamemaki“ (das Bohnenwerfen), ehrlich gesagt, sehr anstrengend. Denn während alle mit den Erdnüssen warfen und dazu schrien, musste ich zwei kleine Mädchen beruhigen, die unentwegt weinten.
Ich hatte damals in einer Kindertagesstätte die Aufgabe, mit den Kindern Englisch zu singen und zu spielen. Ich durfte daher nur Englisch verwenden, was bei weinenden Mädchen und bösen Teufeln NULL Lerneffekt gehabt haben dürfte.

Mamemaki bedeutet eigentlich „Bohnenwerfen“. Ich habe lange nicht gewusst, dass in anderen Teilen Japans tatsächlich mit gerösteten Sojabohnen geworfen wird.

Reis und Sojabohnen symbolisieren in Japan Gesundheit, Kraft und Glück. Mit den kleinen Reiskörnchen nach einem bösen Teufel zu werfen, ist etwas lächerlich. Daher die gerösteten Sojabohnen. Immer geröstet, niemals roh!!! Das ist ganz wichtig. Weil die rohen Bohnen den Teufel nur noch stärker machen, so sagt es die Legende.

Tüte mit gerösteten Sojabohnen zum Setsubun no Hi

©2016 by Wanderweib.de | Tüte mit gerösteten Sojabohnen zum Setsubun no Hi | Das Foto wurde mir netterweise schnell zugespielt vom Wanderweib, einer Bloggerin, die in Japan lebt. Ihre Artikel zu „Reisen in Japan“ und „Wandern in Japan“ sind großartig.

Mit Essen zu spielen oder es sinnlos zu verschwenden, das ist in Japan absolut verpönt. Weil die Bohnen aber erst umständlich gereinigt werden müssen, bevor sie gegessen werden können, ist man praktischerweise auf Erdnüsse in Schale umgestiegen. Wir sind nämlich noch nicht ganz fertig, mit der „Teufelsaustreibung“.

Was tun für’s Glück?

Jetzt müssen wir noch für unser Glück sorgen. Das tun wir – indem wir ESSEN.

Wir essen jetzt genau die Anzahl an Bohnen (da macht das geröstete auch wieder Sinn) oder Erdnüsse, die wir alt sind. Und vorsichtshalber noch eine Zusätzliche, für die Portion Extraglück.

Ganz ehrlich, das mit dem Essen am Ende, dem Alter und dem Glück, das hat man sich doch nur ausgedacht, oder? So muss man nicht mühevoll sauber machen. Im Kindergarten jedenfalls hat das hervorragend geklappt. Alles war wieder picko-bello-sauber. Plötzlich hat auch niemand mehr geweint. Alle waren mit sammeln, zählen (auf Englisch natürlich!) und essen beschäftigt.

恵方巻きEho-Maki – die Glücksrichtungs-Rolle

„Eho“ ist die Glücksrichtung und „Maki“ das Gerollte.

Vielleicht kennst du Maki-Sushi? Reis mit Nori/ Seetang umwickelt und innen gefüllt. Die Rolle wird in Stücke geschnitten und als Maki-Sushi serviert.

Eho-Maki wird als lange Rolle gegessen, also auf KEINEN FALL schneiden. Denn sonst zerscheidet man sein Glück.

Dazu soll man in einer ganz bestimmten Richtung stehen und während man die Rolle isst, NIEMALS reden. Es gilt, sich etwas zu wünschen, während man seine Rolle bedächtig in sich hineinschiebt.

Dieses Ritual ist relativ neu. Ich habe Japan 2009 verlassen und kann mich zwar an Packungen mit den Rollen in den Supermärkten erinnern, aber gegessen habe ich die nie, in eine bestimmte Richtung gewandt.

„Das machen die Leute in Kansai!“ hieß es immer (Kansai ist die Region um Osaka und Kyoto und bekannt für ihre „Eigenarten“).

Die glücksbringende Richtung für 2024 ist übrigens Ost-Nord-Ost!?

Japan-Talk hat 2015 eine „Setsubun-Guide“ (auf Englisch) herausgebracht. HIER findest du auch viele Fotos von Eho-Maki essenden und bohnenwerfenden Menschen!

Ich habe mir meine riesen Portion Erdnüsse bereits dem Alter entsprechend rausgelegt (siehe Titelbild) und schaue mal, ob ich einen Oni zuhause antreffe, den ich damit beschmeißen kann.

Meinen 3 ganz persönlichen Teufel versuche ich gleich mit zu vertreiben:

1. das Zeit-Teufelchen: ich bin immer etwas zu spät mit meinen Beiträgen

2. die teuflischen Fotos: meine Bilder mache ich immer auf den letzten Drücker

3. die Fehlerteufel, die sich immer in die Artikel schleichen

„ONI WA SOTO – FUKU WA UCHI!!!“

[Erste Veröffentlichung dieses Artikels am: 3. Feb. 2017 um 03:12 Uhr]

Zurück zum Anfang des Artikels

Der nächste gesetzliche Feiertag ist am 11. Februar:
建国記念の日 – Kenkoku kinen no hi – Gedenktag zur Gründung der Nation

5 Kommentare

  1. Dann solltest Du dieses Jahr deinen Computer mal ordentlich mit gerösteten Bohnen bewerfen, vielleicht funktioniert dann die deutsche Tastatureingabe wieder 😂

  2. Hallo!
    Ich habe mir schon einige deiner Artikel durchgelesen und bin wirklich begeistert. Da ich selbst Japanologie studiert habe, ist es für mich auch richtig interessant, wieviele Eigenheiten sich in den Regionen ausmachen lassen. Bin hin und weg von deinem Blog, weiter so!:D

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert