Die Mutter aller Feiertage – Gedenktag zu Gründung der Nation | 建国記念の日

Titelbild zum Japanischen Feiertag, kenkoku kinen no Hi, die Mutter aller Feiertge oder Gedenktag zur Gründung der Nation am 11. Februar

[UPDATE 2020]

Vor 2678 Jahren wurde Japan gegründet.
Ganz schön lange her.
Vielleicht ist das auch der Grund, warum dieser Feiertag bei den Japanern mittlerweile etwas in Vergessenheit geraten ist.

2678 Jahre ist es her, dass die Geschichte Japans begann. Damit ist der Kenkoku Kinen no Hi am 11. Februar:

Die Mutter aller Feiertage

Große prächtige Paraden. Das ganze Volk auf der Straße. Wochenlange Vorbereitungen. Besondere Speisen und Alkohol in Massen. Aufgeregte Kinder verkleidet als Prinzessin, Cowboy oder Ninja Turtle. Bonbons und Konfetti und alle rufen „…“

NEIN. STOPP.

ANDERES FEST, ANDERES LAND

Der Kenkoku Kinen no Hi ist einer der langweiligsten Feiertag des ganzes Jahres.

Die ganze Gründungsgeschichte des Landes beruht zudem noch auf einen Mythos, einer Legende, vom ersten Tenno (also dem ersten japanischen Kaiser).

神武天皇 • Jinmu* Tenno

*auch oft liebevoll einfach nur Jimmu genannt

Er soll genau am 11. Februar 660 vor Christus von Gott (oder einer Gottheit oder Göttin) zum ersten Tenno Japans ernannt worden sein.

Jimmu ist ein Urururengel der japanischen Sonnengöttin des Shinto. Damit ist Jimmu also auch irgendwie göttlich. Wie das bei Mythen immer so ist, vieles muss man jetzt einfach mal so hinnehmen und glauben. Die Geschichte ist löchrig, aber ist ja wirklich auch schon ein Weilchen her. „Sonnengöttliche Abstammung“ erklärt zumindest mal, wie der rote Kreis auf die japanische Flagge gekommen ist.

Erinnern kommt nach dem Vergessen

Viele meiner japanischen Freunde „lesen“ ja mittlerweile auch mein Blog. Also „lesen“ heißt: Bilder anschauen und alles lesen, was auf Japanisch geschrieben steht: 日本が大好きだよ。

Viele waren erstaunt, als sie von mir erfuhren, dass am 11. Februar der nationale Gedenktag gefeiert wird. „Ich freue mich einfach, mal wieder frei zu haben!“, meinte mein Schwager Yosuke. „Bei den vielen Feiertagen habe ich den Überblick verloren. Aber stimmt, jetzt wo du es schreibst, erinnere ich mich dunkel an den Tag, an dem ich mir meines Landes wieder bewusst werden soll.“

Es gibt genau aus diesem Grund auch sehr kontroverse Ansichten zu dem heutigen Feiertag:

  • Es gibt Menschen, die durch die Straßen ziehen und auf Missstände im Land aufmerksam machen wollen.
  • Eine andere Gruppe trägt währenddessen die japanische Flagge durch die Straßen und feiert den Tenno.
  • Eine dritte Gruppe verabscheut diesen Tag und will ihn abgeschafft wissen. Denn vor dem 2. Weltkrieg wurde der Tag, der an die Vaterlandsliebe appellieren sollte, zur Rekrutierung junger Soldaten genutzt.
  • Und dann gibt es die Menschen, die sich über den freien Tag freuen, ausschlafen, gemütlich frühstücken, entspannen, vielleicht einen Ausflug machen oder einfach ins Einkaufszentrum zum Shoppen gehen oder ins Lieblingsrestaurant.
    Zu dieser Gruppe zähle ich uns, unsere Freunde und den größten Teil der Japanerinnen und Japaner.

Die Nationalisten

Einen leicht negativen Geschmack hinterlässt der Tag dennoch bei mir, denn ich erinnere mich noch gut an den schwarzen Bus der Uyoku • 右翼 (der rechte Flügel), der durch unsere kleine Straße fuhr.

Mit dunkel getönten Scheiben und der japanischen Flagge an allen Seiten machte mir der Bus Angst. Dazu ein dröhnendes Gebrüll aus dem Megafon: „…Banzai“ („Hurra“ im Sinne von „Es lebe der Tenno“ ) und im Hintergrund eine Art Marschmusik, die nicht zur ausgelassenen Feierstimmung beitragen wollte.

Dezentes Feiern

Es gibt am Ende natürlich doch noch in einigen Tempeln und Schreinen kleine Rituale, mit denen der Tag heute gefeiert wird. Und auch den Präsidenten wird man „als Experten“ zu Wort kommen lassen. In einer Rede schätzt er die derzeitige Situation des Landes ein.

Kenkoku Kinen no Hi. Diverse dinge landen auf dem Müll

©2006 by Nipponinsider | Daniela

Fazit

So ein Nationaler Gedenktag ist ein guter Anlass, sich seines Landes einmal wieder bewusst zu werden. Es geht mir persönlich nicht so sehr um die Geschichte des Landes, sondern vielmehr um das Besondere.

  • Was macht Deutschland zu dem, was es ist?
  • Und was bedeutet „japanisch“ für mich?

Einige Dinge sind mir gleich zum Thema „typisch japanisch“ in den Sinn gekommen.
Die gibt es aber nicht mehr heute. Sonst ist der Feiertag vorbei, bevor ich fertig bin.

Als ich Daisuke (meinen Mann) fragte, was für ihn Japan ausmacht, kam seine Antwort, ohne groß zu überlege und aus tiefstem Herzen:

日本食 – にほんしょく
Nihonshoku
japanisches Essen

Der nächste Tag an dem es was zu feiern gibt, ist der 14. Februar:
バレンタインデー Barentain de

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