JapanFestival 2016 – Warum es mich begeistert hat

JapanFestival 2016 Titelbild - Warum es mich begeistert hat | Nipponinsider

Verdammt! Ein ganzes Wochenende auf dem Japanfestival in Berlin und was habe ich gesehen – NICHTS.

„Nichts“ stimmt natürlich nicht. In diesem Jahr war ich nicht als Besucherin auf der Japanmesse in der Urania, sondern habe bei einem der Messestände gearbeitet. Gerne hätte ich mir die ein oder andere Vorstellung angeschaut, aber dafür hat die Zeit leider nicht gereicht.

Was bietet das Japanfestival eigentlich?

1. Sport

Sportarten mit japanisch klingenden Namen, wie Ju Tai Jutsu, Kendo, Ken-jutsu, Jo-juitsu Aikido, Kyusho Jitsu, Naginatado, Shorinji Kempo oder Kagura. Du hast keine Ahnung, was das alles ist?

Auf dem JapanFestival konntest du das alles einmal live erleben. Ich selbst konnte mir das leider nicht anschauen.

Ich kann dir nur so viel verraten: Kagura ist ein sehr alter traditioneller Tanz. Bei allem anderen handelt es sich um Kampfsportarten. Weil ich mich am Messestand vor der großen Japanbühne aufhielt, habe ich zumindest sehen können, wie die Sportler gekleidet waren, als sie an mir vorbeigelaufen sind. Immerhin.

2. Musik

Musik gab es z. B. vom japanischen Frauenchor. Dort habe ich bei der Generalprobe reinhören dürfen, und hatte gleich Pipi in den Augen. Japanische Musik weckt bei mir sofort Erinnerungen, ich bekomme Gänsehaut und dann werden die Augen feucht.

Dem Chor hatte ich es übrigens auch zu verdanken, dass ich 3 Tage!!! einen schönen, aber auf Dauer etwas nervigen Ohrwurm hatte. Hier der Ohrwurm für alle!!!!

Komponist: 久石 譲, Hisaishi Jō
Text: 宮崎 駿, Miyazaki Hayao

Und da ist das Würmchen auch schon wieder in meinem Ohr. Mal sehen, wann ich das wieder loswerde…

Die Taiko Trommler sind jedes Mal mein Highlight. 3 x am Tag spielten sie und das mit einer beeindruckenden Energie. Ich mag die Trommeln wirklich gerne. Und weil sie so schön laut sind, konnte ich auch vor dem Saal stehend in den Genuss kommen.

Ruhige Klänge und japanische Folklore ertönten von Shamisen, die 3-saitigen Zupfinstrumente.

(Die) Shamisen gehört neben (der) Shakuhachi und (dem) Koto zu den traditionellen japanischen Musikinstrumenten (bei den japanischen Namen fällt es mir immer schwer, die richtigen Artikel im Deutschen zu verwenden).

Patrick Urban hat mit seiner(?) Shakuhachi, einer langen Bambusflöte, die Zuschauer wirklich verzaubert. Das habe ich in den Gesichtern der Menschen sehen können, die nach der Vorstellung aus dem Saal kamen. Die vielen Fragen, wo es die CD zu kaufen gäbe, zeigte mir noch mal zusätzlich: „Das hat den Leuten gefallen!“

Weitere musikalische Darbietungen gab es von den Pastel Girls, einer deutschen YouTube-Band, die J-Pop und K-Pop covern. KARAOKE natürlich und Anime Cover Songs (bestimmt auch Ohrwürmer fördernd)

3. Traditionelles

Viele strömten zu den Kimono-Shows in den Saal. Einen kurzen Blick konnte ich auf die wirklich imposanten Stücke werfen, und gerne hätte ich mir die ganze Show angesehen. Wann bekomme ich denn sonst die Gelegenheit, eine Kimono-Modenschau zu sehen?

JapanFestival in Berlin: Verkaufsstand Yukata / Kimono & Parasols | Nipponinsider

©2016 by Nipponinsider | JapanFestival in Berlin: Verkaufsstand Yukata / Kimono & Parasols

4. Authentisches Japan

Das Gebäude der Urania hat so seine Tücken. Es ist schrecklich verwinkelt und verschachtelt. Es gibt viele Treppen, Aufzüge und noch mehr Treppen und noch mehr Aufzüge. Mich macht es irre. Ich weiß nicht so recht, wohin und habe immer das Gefühl, ich habe irgendwo noch was übersehen. Auch bin mir nie ganz sicher, in welchem Stockwerk ich mich eigentlich befinde.

Mit meiner Verwirrtheit war ich aber definitiv nicht alleine. Viele Besucher standen ratlos mit den Etagenplänen vor mir und wollten wissen, wo genau sie sich jetzt eigentlich befinden.

Wenn ich es mir aber recht überlege, dann ist DAS ein sehr authentisches Japan-Gefühl: orientierungslos und leicht verwirrt – genau so habe ich mich bei meinem ersten Besuch in Tokyo auch gefühlt.

Ebenfalls sehr authentisch – die vielen Menschen. Samstag um 11 Uhr und es war richtig voll. Alle drängten sich durch die engen Treppenhäuser. Typisch „Japanische Großstadt“ – das Ganze.

5. Japan-begeisterte Menschen, die mich begeisterten

Ich habe wirklich viele interessante Gespräche mit den unterschiedlichsten Menschen führen können. Für mich ist es immer spannend zu sehen und zu hören, wie andere zu Japanfans wurden. Vielleicht liegt es daran, dass ich nicht den „klassischen Weg des Japanfans“ gegangen bin, also über Manga und Anime oder über Musik. Ich…bin…da…irgendwie…eher zufällig…hineingeraten…und habe mich dann in das Land verliebt.

Verschiedene Japanfans traf ich auf dem Festival:

Die Cosplayer

Gerade am Samstag war „Cosplay“ das Stichwort. Schon toll, wie viel Mühe sich einige mit ihren Kostümen gemacht haben.

 

Die Japan-Reisenden

Viele, die gerade von einer Japanreise zurück sind oder in Kürze zu einer Reise nach Japan aufbrechen, erzählten mir davon. Nicht umsonst gibt es auf der Messe einen größeren Reisebereich.

Wer mich kennt, der weiß, mit Gesprächen über das Reisen bin ich immer zu begeistern. Warum sonst habe ich viele Jahre in einem Outdoor-Shop gearbeitet?

 

Die mit dem japanischen Hobby

Ob sie nun ein Fabel fürs japanische Essen haben, Musik, Filme oder japanische Postkarten, Kampfsport, Kimonos, grüner Tee oder Ikebana, Japan-Fans aus allen Bereichen kamen an diesem Wochenende zusammen und trafen auf Gleichgesinnte und Gesprächspartner.

 

Die mit dem Kind

Oft habe ich Eltern getroffen, die mir stolz erzählten, wie begeistert die Tochter oder der Sohn von Japan ist und sich z. B. ein japanisches Zimmer wünscht. Und oft kam es mir so vor, als wären auch die Eltern ein wenig vom „Japanfieber“ gepackt. Oder war es vielleicht anders herum? Ganz genau konnte ich es nicht immer ausmachen.

JapanFestival 2016 in Berlin, Cosplayposter, japanische Süßigkeiten, kleines Spielzeug aus Japan | Nipponinsider

©2016 by Nipponinsider | Auf dem JapanFestival in Berlin: Cosplayposter | Japanische Süßigkeiten | Spielzeug

6. Neue Blog-Artikel-Ideen

Japan in der DDR

Ich bin ein Kind des Westens. 1989 steckte ich mitten in der Pubertät und litt an meinem ersten Liebeskummer. Dass da etwas geschichtlich Großes und Wunderbares passierte, das hatte ich schon verstanden, aber ich hatte einfach andere Sorgen – 1989.

Seit ich in Berlin lebe, lerne ich viel über die Zeit der sogenannten „Wende“ und wie das Leben in der DDR tatsächlich aussah. Weil mir Menschen, die es selbst erlebt haben, immer wieder davon erzählen.

So traf ich am Wochenende auch eine Frau, die mir vom „Waffenschmied“ erzählte – dem ersten und einzigen japanischen Restaurant in der DDR. Sie erklärte mir, dass es etwas ganz Besonderes war – wie eine Reise in ein fernes Land. Denn „der Waffenschmied“ war kein gewöhnliches Restaurant: es war Infoabend, Entertainment, gemeinsames Baden, essen, reden und den ganzen Abend auf Tatamis sitzend verbringe.

Ich habe nie davon gehört, dachte ich zunächst. Bis mir der Film „Sushi in Suhl“ einfiel. Da geht es doch genau um dieses Restaurant!!!

Und wie es der Zufall wollte, traf ich auf der Messe noch eine Darstellerin aus eben diesem Film. Das kann doch jetzt kein Zufall sein? Das soll mir doch sicher etwas sagen!? Ich werde mich in den nächsten Wochen mal einlesen, mich umhören und recherchieren. Könnte das nicht Stoff für ein Beitrag sein?

Die vielen Gespräche und Eindrücke auf der Messe haben mir noch viele weitere Anregungen gebracht, die ich in den nächsten Monaten in Artikeln umsetzen möchte.

JapanFestival in Berlin: Japanisches Zimmer mit Tatami & Paravent & Parasol im Vordergrund | Nipponinsider

©2016 by Daisuke | JapanFestival in Berlin: Japanisches Zimmer mit Tatami & Paravent & Parasol

Zwei Fragen bleiben noch:

1. Wie bist du zum Japanfan geworden?

2. Wenn Berlin so grausam und gefährlich ist, warum stand ein Teller mit Geld auf der Toilette? Das ganze Wochenende stand der da – unbeaufsichtigt – und wurde voller und voller. Ist ziemlich japanisch, dass nichts geklaut wurde, oder?

Zur Veranstalterseite geht es HIER. (Das nächste Japanfestival ist am 21. & 22. Januar 2017)

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4 Kommentare

  1. Was für ein schöner Beitrag. So hatte ich ein wenig das Gefühl, dabei gewesen zu sein. Vielen Dank, Daniela.
    Liebe Grüße, Mari
    Hm, als Japanfan würde ich mich gar nicht bezeichnen.

    • Hallo Mari,
      ich freue mich, dass es dir gefallen hat.

      Jetzt habe ich doch tatsächlich einen großen Teil der Besucher komplett vergessen zu erwähnen: Die Japaner und Japanerinnen selbst.

      Als ich in Japan lebte, habe ich mich die meiste Zeit gefühlt wie eine „Halbjapanerin“. Ich kann das gar nicht genau beschreiben. Aber alles dort war normal und ganz selbstverständlich. Manchmal vergaß ich sogar, dass ich ja offensichtlich nicht japanisch aussehe.

      Daran musste ich mich in Deutschland wieder gewöhnen.
      Ganz liebe Grüße
      Daniela

  2. Ich bin auf deinen Blog über WanderWeib gekommen. Ich breue es gerade, dass wir dieses Jahr das Festival verpasst haben. Aber wir fahren im Oktober nach Japan. Das ist dann die Entschädigung. 🙂

    • Wanderweib ist super, oder? Wünsche dir ganz viel Spaß in Japan. Vielleicht treffen wir uns im Januar auf dem Japanfestival, dann kannst du mir von der Reise erzählen.

      Liebe Grüße und eine schöne Zeit der Vorfreude.
      Daniela

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