Der Japanische Liebhaber | Buchvorstellung

Isabel Allende: Der japanische Liebhaber. Bild vom Roman | Nipponinsider

Ich habe mich vor langer Zeit in einen Japaner verliebt.

Wenn es um einen japanischen Liebhaber geht, kann ich also mitreden.

Nur rede ich da nicht drüber.

Warum ich mich in einen Japaner verliebt habe, werde ich oft gefragt.

Und ich betone dann immer, dass ich mich nicht in einen Japaner verliebt habe, sondern in einen humorvollen und liebenswerten Menschen.

Dass wir hier und da unsere Probleme mit den unterschiedlichen Kulturen habe, mit einer nicht gemeinsamen Sprache und einer komplett anderen Erziehung – nun ja, das sind unsere ganz persönlichen Herausforderungen, an der wir und unsere Beziehung mit den Jahren gewachsen sind.

Irgendwie scheint es noch für viele Menschen exotisch zu sein, einen Partner aus einem anderen Land oder einer anderen Kultur zu haben.

So ganz habe ich das nie verstanden. Liegt vielleicht auch daran, dass ich selbst ein Produkt aus einer binationalen Ehe bin: Meine Mutter ist Griechin, mein Vater Deutscher. Ich bin damit aufgewachsen, zwei Kulturen aufeinanderprallen zu sehen. Zwei Menschen, die nicht die gleiche Sprache sprechen, unterschiedlich aufgewachsen sind, …

Besonders meine männlichen Freunde (und Ex-Freunde) wollten aber eine Sache immer von mir wissen:

Sind denn Japaner so gute Liebhaber? Die machen ja nicht so den Eindruck von wilder Leidenschaft und man sagt, ihre Penisse seien sehr klein.

Was willste auf so eine indiskrete Frage antworten?

Der japanische Liebhaber von Isabel Allende

2016 erschien der Roman Der japanische Liebhaber von Isabel Allende.

Und drei mal darfst du jetzt raten, wie oft mir dieses Buch schon empfohlen oder geschenkt wurde. Wie oft wurde ich schon gefragt „Hast du den Roman schon gelesen?“

Klar habe ich den gelesen.

Insgeheim hoffte ich natürlich, mehr über den japanischen Liebhaber im Allgemeinen zu erfahren.

Mal einen anderen Blick auf die Sache zu bekommen.

Meine eigenen Erfahrungen mal mit anderen Erfahrungen abgleichen zu können.

Das ist schließlich ein Thema, über das man sich nicht mal so eben mit anderen austauscht.

Bei dem Roman geht es aber gar nicht um die Qualitäten eines Liebhabers oder um Sex.

Wer Romane von Isabel Allende kennt, der weiß, dass es um Liebe geht.

Kein schnulziger Liebesroman – obwohl ich die auch ganz gerne lese.

Wie immer geht es um Familiengeschichten, die miteinander verwoben sind und um Geheimnisse, die in dem Roman langsam ans Licht kommen.

Aufgeschlagene Seite des Buches Der japanische Liebhaber von Isabel Allende | Nipponinsider

Worum geht es bei dem Roman?

Erzählt wird die Geschichte von der 80-jährigen Alma und ihrem japanischen Liebhaber.

Rückblickend taucht der Leser in das Leben der jüdischen Polin Alma ein, die als Kind zu ihren wohlhabenden Verwandten nach Amerika gebracht wird. Hier lernt sie den Sohn des japanischen Gärtners Ichimei kennen und die beiden werden Freunde, bis der 2. Weltkrieg Schicksal spielt.

Alma verliebte sich nicht in einen Japaner, sondern in einen ganz besonderen Menschen. Die Nationalität spielt hier nur insofern eine Rolle, als dass den japanischen Einwanderern während des 2. Weltkrieges ein ganz besonderes Schicksal trifft.

Für die in Amerika lebenden Japaner war der zweite Weltkrieg keine einfache Zeit. Als vermeindliche Feinde werden Japaner der ersten, zweiten und dritten Generation in Internierungslager verschleppt, „um sie zu schützen“ heißt es offiziell. Enteignungen und Entwürdigungen sind in dieser Zeit an der Tagesordnung.

Davon erzählt das Buch unter anderem. Ein Aspekt, über den ich mir eigentlich nie Gedanken gemacht hatte und bisher noch nicht viel darüber wusste.

Alma hatte in ihrem Leben nur zwei Lieben. Eine davon heiratet sie, ihren Cousin und besten Freund Nathaniel.

Ihre große Liebe bleibt aber Ichimei, der japanische Gärtnersohn.

Für die zwei gibt es keine gemeinsame Zukunft. In der damaligen Zeit war es unmöglich für die beiden, zu heiraten oder zusammen zu sein. Sie aus deiner wohlhabenden Familie, er als einfacher Sohn eines Gärtners.

Eine Liebe muss nicht immer in einer Ehe enden und trotzdem kann sie glücklich sein, oder gerade deshalb.

Eine Ehe hätte diese Liebe wahrscheinlich für immer zerstört.

Alltagsroutine und -probleme können auch der größten Liebe auf Dauer schaden. Alma und Ichimei haben es aber geschafft, sich ihre Liebe über viele Jahre zu bewahren, indem sie sie geheimgehalten haben und sie immer als etwas ganz Wertvolles und Kostbares gesehen und geschützt haben.

Davon handelt dieser Roman.

Weitere Themen des Romans

Das Thema Kinderpornografie wird auf erschreckende und grausame Weise thematisiert. Das liegt der Autorin Allende sehr am Herzen, die 1996 die Isabell-Allende-Stiftung ins Leben gerufen hat, um sich dem Schicksal minderjähriger Einwanderinnen, jungen Mädchen und Frauen, zu widmen.

Erzählt wir in dem Roman auch die Geschichte von Almas persönlicher Betreuerin Irina, eine Altenpflegerin aus Moldawien. Irina und Almas Enkel Seth decken langsam immer mehr Geheimnisse aus Almas Leben auf und verlieben sich dabei ineinander. Dabei kommen auch eigene Geheimnisse ans Licht.

Ein dritter Aspekt und Thema des Buches handelt vom würdevollen Leben und Sterben im Alter.

Die Geschichte spielt in einem Seniorenheim, in dem Alma lebt. Hier wird auch das Thema Sterbehilfe thematisiert und dem Leser vermittelt, aus dem Blickwinkel der betroffenen Alten.

Mein Fazit zum Roman Der japanische Liebhaber

So viele Themen auf 300 Seiten, da fällt es schwer, dass Buch aus der Hand zu legen und eine kurze Inhaltsangabe zu schreiben, ohne zu viel zu verraten.

Das Buch ist keine klassische Japanlektüre, weil die gesamte Geschichte in Amerika spielt. Es wirft aber dennoch einen Blick auf die japanische Kultur und auf das Leben der in Amerika lebenden Japaner.

Absolute Leseempfehlung, für alle, die auf nicht schnulzige Liebesromane stehen, sich für historische Hintergründe während des 2. Weltkrieges interessieren und sich auf eine Geschichte einlassen möchten, die einige Geheimnisse bereithält.

Und Geheimnisse haben wir schließlich alle, oder?


 Autorin: Isabel Allende

Aus dem Spanischen von Svenja Becker

Taschenbuch: 335 Seiten

Erschienen: 11. September 2016 im Suhrkamp Verlag

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Isabel Allende erzählt von Freundschaft und der unentrinnbaren Kraft einer lebenslangen Liebe. Davon, wie Zeit und Zwänge über eine solche Liebe hinweggehen und sie verwandeln, in Verbundenheit, Wehmut und ein leises Staunen – darüber, schon so lange gemeinsam unterwegs zu sein.


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