„Wie oft reist ihr nach Japan?“ | FAQ

FAQ "Wie oft reist ihr nach Japan?" | Bild mit einer Lupe und Text | Nipponinsider Japanblog

Als wir 2009 nach Deutschland zogen, da hatte ich schon so eine Ahnung.

„Wir kommen zurück, so oft es geht, um Familie und Freunde zu besuchen.“ , hatten wir noch laut verkündet.

Während meiner 6 Jahre in Japan ging es mir mit Deutschland ganz ähnlich.

Tatsächlich habe ich es aber nur 3 mal nach Deutschland geschafft.

„Wie oft seid ihr eigentlich in Japan?“

Die Frage wird uns immer wieder gestellt, und dann schauen wir ein wenig verlegen auf den Boden und kramen in unserer Ausredenschublade:

„keine Zeit“…„zu weit“…„kein Geld“…

Im Mai 2018 leben wir nun 9 Jahre in Deutschland und haben es genau…

…3 mal nach Japan geschafft (ich war zwei Mal dabei).

Stell dir jetzt aber bitte nicht vor, dass unsere 3 Japanbesuche eine schillernde Reise durchs Land waren.

Nein. So war das nicht.

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Unsere Japanbesuche

Das letzte Mal 2015

Eine Woche (tatsächlich waren es 5 Tage) Spontanbesuch von Daisuke nach einer aufwendigen Operation seiner Mutter.

Ein unvorhergesehener Besuch, wo weder Sightseeing noch Freund-treffen auf dem Programm standen.

Stattdessen lange Tage im Krankenhaus und kaum hatte sich der Körper an die Zeitumstellung gewöhnt, ging es auch schon wieder zurück nach Deutschland.

Mein letzte Mal 2014

Eine Woche Taiwan und eine Woche Tohoku.

Geplant war das damals etwas anders.

Von Japan aus buchten wir unseren Flug nach Taiwan – zusammen mit den Schwiegereltern.

Die sind am Ende leider abgesprungen und so haben wir die Taiwanreise verkürzt und sind stattdessen noch kurz nach Tohoku zur Familie und zu den Freunden.

Ein Onsen-Wochenende in Yamagata war immerhin noch drin.

Aber viel Zeit für Sightseeing in anderen Teilen Japans blieb damals leider nicht.

Wenn wir in Fukushima sind, dann haben wir einen richtig vollen Terminkalender. Wir möchten alle Freunde wiedertreffen und müssen das immer irgendwie organisiert bekommen.

National Chiang Kai-shek Memorial Hall in Taipeh, Taiwan | Nipponinsider

©nipponinsider 2014 | Kurztrip Taiwan / Taipeh, Chiang Kai-shek Memorial Hall

Japanreise 2011

Das war das erste und tatsächlich einzige Mal, als wir uns mit JR Pass und Rucksack auf Japanreise begeben haben.

Zwei Wochen hatten wir Zeit, aber da wollten auch noch 5 Tage Heimaturlaub in Fukushima untergebracht werden.

Auch in Deutschland lebende Japaner kommen in den Genuss des JR Passes.

Diese Chance wollten wir nutzen, um uns mal eine Region vorzunehmen, die wir beide noch nicht kannten. Schön weit weg sollte es sein, damit sich der Railpass auch richtig lohnen würde.

Wir entschieden uns daher für eine kulinarische Onsen-Reise durch Kyushu. Bei der Gelegenheit besuchten wir auch Hiroshima und Miyajima.

Also schönes Touristenprogramm.

Unsere Reise war durchgetaktet mit Bahnfahrten und Restaurantbesuchen.

Daisuke hatte extra eine kleine Excel-Tabelle angelegt, in der alle japanischen Gerichte aufgelistet waren, die wir unbedingt probieren und anschliessend abhaken wollten.

Übernachtungen hatten wir auch alle reserviert, sogar die Uhrzeiten für Abendessen und Privat-Onsen waren im Vorfeld festgelegt.

Nicht unbedingt meine bevorzugte Art zu Reisen.

Nach zwei Jahren Deutschland hatten wir auch eine lange Einkaufsliste erstellt mit Dingen, die wir unbedingt besorgen mussten: Reiskocher, neue Kamera, neuer Laptop, viele Zutaten aus Japan, die nur schwer in Deutschland erhältlich waren, Schreibwaren, Bücher, Haarwachs,…

Es wurde definitiv eine sehr teuere Reise: Flüge, JR Pass, teuere Restaurants, Onsenhotels und Shopping hat uns am Ende mal locker über 9000€ gekostet.

Danach mussten wir erst mal wieder ordentlich sparen.

Abendessen in einem Onsenhotel mit Hotpot und Bier in Kyushu, Japan | Nipponinsider

©nipponinsider 2011 | Beim Abendessen im Onsenhotel (Das Fussbecken nicht sichtbar)

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5 Gründe, warum wir so selten nach Japan reisen?

Klar, ich könnte jetzt die üblichen Ausreden hier wieder anbringen.

Geld, Zeit, Entfernung:

Grund 1 

Daisuke hat nur wenig Urlaub hier in Deutschland und sein Jahresurlaub ist auf 14 Tage am Stück begrenzt.

Für Japan lohnt sich das kaum. Vor allem nichts für Slow-Traveller, wie uns.

Sein Jahresurlaub ist dazu immer im September.

Und so langsam sind wir es leid, immer im September nach Japan zu reisen.

Eine recht unspektakuläre Reisezeit für Japan, wo immer ein bisschen Glück notwendig ist, dank der Mischung aus Hitze und Taifunen.

Wir leben ja jetzt in Deutschland.

Das haben wir uns selbst ausgesucht.

Und wir wollen unsere Zeit hier nutzen und möglichst viel von der Umgebung hier mitnehmen.

Deutschland liegt ja geografisch schon recht genial. So richtig schön in der Mitte, kommt man gut in andere Länder.

Wenn wir unseren Urlaub planen, dann denken wir zwar kurz über eine Reise nach Japan nach, aber da waren wir ja schon so oft.

In Europa können wir uns noch so richtig austoben.

Und seit wir mit dem Auto und Zelt unterwegs sind, können wir auch spontan reisen und das lästige Reservieren von Hotels bleibt uns erspart.

Bereist haben wir daher bereits Polen, Tschechien, Slowakei, Ungarn, Kroatien, Serbien, Montenegro, Frankreich, Spanien, Holland, Dänemark und natürlich viele Teile Deutschlands.

Nicht alles auf einmal, natürlich.

Daisuke hat besonderes Interesse an Skandinavien.

Norwegen und Schweden stehen schon lange auf seiner Wunschliste ganz oben.

Unser Urlaub 2018 wird daher wohl wieder nicht nach Japan gehen, sondern eher in den Norden, mit Auto, Zelt und Angelausrüstung.

Potsdam Schloss Sanssouci | Nipponinsider

Schönes Deutschland: Potsdam Schloss Sanssouci

Grund 2

Immer, wenn ich mit meinen Schwiegereltern telefoniere, dann höre ich heraus, wie sehr sie sich wünschen, dass wir endlich mal wieder vorbeikommen.

Nur kurz.

Wäre prinzipiell möglich mit günstigen Flügen in der Nebensaison.

Nach Fukushima kommt man von Narita schon für 5000 Yen mit dem Airport Express Bus und leckeres Essen gibt es zuhause von meiner Schwiegermutter gratis. Für die Übernachtung müssen wir auch nichts zahlen.

Viel Geld bräuchten wir daher in Japan eigentlich nicht.

Meine Bucketliste für Japan wächst allerdings täglich, genau wie meine Shoppingliste. Aber darauf könnte ich im Notfall auch verzichten.

Nur einmal wieder mit der Familie zuhause im Wohnzimmer sitzen und Sukiyaki essen. In unserem Lieblingsrestaurant Sushi essen, Soba und Tempura in Aizu oder die Udonsuppe, die wir an unserem Hochzeitstag gegessen haben. Lunchset im Greenpalace, Kuchen im Futoboku oder Seefood-Curry im Aoki-ya,…

Unser Heimweh, du merkst es vielleicht schon, ist ziemlich essens-lastig.

Aber nur zum Essen nach Japan zu reisen?

Ok. Vergiss Grund 2.

Das Essen ist doch ein guter Grund, endlich mal wieder nach Japan zu reisen, wenn auch nur kurz.

Sashimi in Japan | Nipponinsider

Sashimi in Japan.

Grund 3

Hört sich jetzt blöd an, aber ich habe ein schlechtes Gewissen, mal „kurz rüberzufliegen“.

Ökologisch betrachtet ist das nicht unbedingt gut.

Als ich meine Weltreise 2002 gestartet habe, war einer meiner großen Ziele, möglichst wenig zu fliegen. Das hat sich bei mir irgendwie festgesetzt.

So steige ich noch heute mit einem unguten Gefühl in den Flieger. Nie, ohne vorher alle Optionen mit Bus, Bahn oder sogar Fahrrad durchgerechnet zu haben. Wenn ich doch bloß mehr Zeit hätte, dann wäre ich längst losgeradelt 😉

JAL Flugzeug am Flughafen | Nipponinsider

Umweltverpester: Flugzeug

Grund 4

Kaum jemand hat das auf dem Schirm.

Heimatbesuch gegen Heimweh.

Das funktioniert bei uns nicht.

Das Gegenteil ist der Fall.

Emotional ist das eine ziemlich krasse Sache. All die Erinnerungen kurz mal wieder hervorzuholen.

Vielleicht geht es nur mir so, aber ständig muss ich dort mit meinen Tränen kämpfen.

Vor allem, wenn es nach kurzer Zeit wieder „Abschied nehmen“ heißt.

Das geht auf Dauer ganz schön an die Substanz.

Und das Heimweh ist nach so unserem Japanbesuch viel größer, als es vorher war.

Japanischer Hausaltar | Nipponinsider

Abschied am Hausaltar

Grund 5

Vor allem die Geschichten unserer Freunde, die in Fukushima leben, gehen uns sehr nah.

Das schlechte Gewissen – es ist zwar quatsch – aber wir haben es trotzdem.

Wir waren in den schweren Stunden im März 2011 nicht dabei, haben niemandem helfen können und wenn wir Familienschicksale hören, dann bleibt uns nur das Mitgefühl. Damit ist leider Keinem geholfen.

Wir spüren einen ganz besonderen Zusammenhalt unter unseren Freunden, der in dieser Zeit entstanden ist.

Wir gehören da einfach nicht mehr dazu.

Haben Erdbeben, Tsunami und die Unsicherheiten hinsichtlich des zerstörten Atomreaktors nur aus der sicheren Ferne aus Deutschland beobachten können.

Auch wenn uns deswegen niemand verurteilt, so bleibt bei uns dieses Gefühl „wir haben euch im Stich gelassen“.

Das ist natürlich Blödsinn. Das reden wir uns immer wieder ein. Aber es ist ein Gefühl, gegen das wir nicht ankommen.

Unser Aufenthalt in Fukushima geht uns deshalb auch immer sehr nahe.

Kreuzung in Fukushima, Nodamachi, mit Blick auf den Shinobuyama | Nipponinsider

Erinnerung an die Heimat Fukushima, Nodamachi, mit Blick auf den Shinobuyama

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Wann geht’s wieder nach Japan?

Ganz ehrlich.

Ich weiß es nicht.

Vielleicht heiratet ja mal wieder jemand in der Familie, dann wären wir dabei.

Ein Notfallsparbuch für Spontanreisen haben wir zwar, aber das ist tatsächlich nur für den Notfall, um jederzeit – also gleich morgen, wenn es sein muss – nach Japan zu kommen.

Eine echte Japanreise, so mit allem drum und dran, Hotels buchen, Sightseeing, Bahnfahrten,…

Das steht bei mir gar nicht unbedingt auf der Wunschliste.

Lieber ganz gemütlich mit dem Camper durchs Land oder mit dem Fahrrad für ein paar Monate durch die Gegend radeln. Sogar einfach quer durchs Land Laufen kann ich mir gut vorstellen.

Unsere individuellen Reisen fernab der üblichen Routen haben uns wohl für immer verdorben.

Volle Touristenorte, mögen sie noch so beeindruckend sein, darauf verzichte ich gerne zugunsten eines kleinen Dorfes, irgendwo in den Bergen von Tohoku.

Die nächste Japanreise kommt.

Bestimmt.

Irgendwann.

Bis dahin freuen wir uns, wenn Freunde aus Japan uns hier in Deutschland besuchen kommen (was viel zu selten vorkommt) und machen uns hier in Europa eine schöne Zeit.

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Wie oft reist ihr nach Japan? FAQ: Vor einem See sitzende Frau in Japan | Nipponinsider


FAQ Überblick

Es gibt ein paar Fragen, die uns immer wieder gestellt werden:

  • Warum seid ihr nach Deutschland gezogen?
  • Wo lebt ihr lieber? In Deutschland oder in Japan?
  • Was vermisst ihr an Japan am allermeisten?
  • In welcher Sprache unterhaltet ihr euch?
  • Streitet ihr euch und wenn ja, in welcher Sprache?
  • Wie habt ihr euch kennengelernt?
  • Wollt ihr noch mal auf eine große Reise gehen?
  • Werdet ihr irgendwann nach Japan zurückgehen?
  • Wo wollt ihr als nächstes leben?
  • Warum habt ihr unterschiedliche Nachnamen?
  • Gab es zu Anfang eurer Beziehung auch mal große Missverständnisse?
  • Wieso bist du am Ende so lange in Fukushima geblieben?
  • Warum habt ihr nicht in Tokyo gelebt?
  • Als was hast du in Japan gearbeitet?
  • Wie hast du deinen Job in Japan gefunden?
  • Was haben eure Eltern zu der Beziehung gesagt?
  • Wo und wie habt ihr geheiratet?
  • Hat Daisuke in Deutschland schnell einen Job gefunden?
  • Wie hat Daisuke Deutsch gelernt?
  • Wie und wo hast du Japanisch gelernt?
  • Was stört dich an Japan am meisten?
  • Was stört Daisuke an Deutschland am meisten?
  • Wie feiert ihr eigentlich Weihnachten?

Hast du noch Fragen, die dich brennend interessieren? Jetzt ist die Gelegenheit, sie zu stellen! Ich sammle gerade fleißig!

4 Kommentare

  1. Das mit dem Heimweh kann ich gut nachvollziehen.
    Ich war zwar noch nie in dieser Situation, aber das stelle ich mir ganz schlimm vor… Hinreisen, Familie und Freunde treffen, alles unter einen Hut bringen, die alten Zeiten hervorholen und etwas Spass haben und alles mit dem Hintergedanken, dass man schon bald wieder abreist, alles noch mehr vermissen wird und auch kaum Zeit hat, noch etwas neues zu entdecken.

    Ich glaube am besten wäre es, wenn ihr wirklich wiedermal einen langen Japanurlaub einplant. So zwei Wochen Familie und vielleicht zwei Wochen umherreisen (also mindestens ein Monat, damits rentiert). Aber wie du geschrieben hast, mit Job und Geld etc ist das eine grössere Sache, die leider nicht so einfach durchzuführen ist, auch wenn es noch so einfach klingt…

  2. Das stelle ich mir auch wahnsinnig schwer vor, das alles unter einen Hut zu bekommen.Ich denke irgendwie bekommt ihr das schon hin.
    Ich mag deinen Blog sehr gerne. 🙂

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