Vatertag in Japan – Chichi no Hi ohne viel Chi-Chi | 父の日

Vatertag in Japan - Chichi no Hi. Bild: Sakeflasche und Sakeglas auf Tatami | Nippoinsider Japan Blog

„Das Foto kenne ich doch schon!“
Richtig. Das hab ich schon beim Muttertag verwendet. Damals habe ich den Sake / Reiswein selbst getrunken. Heute wird er verschenkt.

Am 3. Sonntag im Juni ist in Japan VATERTAG oder auf Japanisch: Chichi no Hi – 父の日.

Groß gefeiert wird der Tag in der Familie meines Mannes eigentlich nicht. Auch machen wir uns nie groß Gedanken darum, was wir dem Vater schenken sollen.

Er liebt Sake und gutes Essen. Daher schenken wir ihm eine Flasche Sake, die zum Abendessen gleich geöffnet wird, während meine Schwiegermutter Sashimi serviert, denn mein Schwiegervater liebt Sashimi – rohen Fisch.

Sashimi und Sake ist aber auch eine tolle Kombination an einem heißen Juni-Tag.

Vatertag in Japan - Chichi no Hi. Bild: Sashimi | Nippoinsider Japan Blog

©2014 by Nipponinsider | Sashimi von der Dorade / 鯛 Tai

Die Sache mit dem Japanisch

Nur den eigenen Vater nennt man übrigens Chichi* als offizielle Bezeichnung für Vater.
*Gesprochen wird es Tschi Tschi und nicht etwa Schi-Schi.

Ich nenne meinen Schwiegervater nicht Chichi – 父, ich sage immer – お父さん.

Meinen eigenen Vater in Deutschland habe ich in Japan hingegen immer mit Chichi bezeichnet.
Wenn ich aber bei anderen von meinem Schwiegervater erzählen will, dann nenne ich ihn meistens Uchi no Otou-san (gesprochen: Utschi no Otoo-san) – うちのお父さん. Das bedeutet dann soviel wie unser Vater, wird aber eher von Frauen verwendet. So hat man mir das mal erklärt und meinen Mann hab ich das auch noch nicht sagen hören.

Alles gar nicht so schwer, dachte ich anfangs, als ich mich durch die ganzen Vokabeln für Familienangehörige durchwurschtelte.

Und dann hörte ich plötzlich eine japanische Mutter von Uchi no Otou-san reden. Dabei sprach sie aber über ihren Ehemann und Vater ihrer Kinder. Die Japanerin sprach also aus der Sicht ihrer Kinder über ihren Ehemann – Irgendwie doch nicht ganz so einfach.

Da ich keine Kinder habe, bleibe ich von diese Sprachkomplexität erstmal verschont.

Mein Mann nennt seinen Vater übrigens auch nicht Chichi, sondern Otou-San, wenn er ihn anspricht. Wenn er in Erzählungen bei Freunden über seinen Vater spricht, dann sagt er meistens Tou-San ohne das respektvolle O- am Anfang.

Otou-san arigatou

Heute am Telefon im Gespräch mit meinem Schwiegervater, der etwas wortkarg ist:

Schwiegervater: Wie geht es euch?
Ich: Gut. Und dir?
Schwiegervater: Gut!
Ich: Heute ist Vatertag, nicht wahr? Otou-san, danke!
Schwiegervater: Dankeschön.
Ich: Hast du was bekommen?
Schwiegervater: Mmm. Sake (Reiswein).
Ich (nicht verwundert): Ah, sehr schön. Und habt ihr schon zu Abend gegessen?
Schwiegervater: Ja.
Ich: Und was gab es?
Schwiegervater: Sashimi. Das war so lecker.
Ich: Ah, ich möchte auch mal wieder Sashimi essen!
Schwiegervater: Und wie ist das Wetter bei euch?

Wie bei jedem Telefonat tauschen wir uns dann lang und breit über das Wetter aus. Bei meinen Schwiegereltern in Fukushima hat gerade die Regenzeit begonnen. Aber es hat sich dadurch auch abgekühlt und ist erträglicher. Aber jeder Tag ist anders: mal ist es heiß-schwül, mal ist es einfach nur nass, mal ist es sonnig mild, dann wieder sonnig-heiß. Ich denke, ich muss meinen Beitrag über die Regenzeit doch nochmal etwas überarbeiten.

Wenn ich den Hörer zu meinem Mann rüber reiche, dann wird eigentlich nur noch über das Essen geredet. Beide erzählen sich dann, was sie in der letzten Woche alles gegessen haben. Auch so kann eine Vater – Sohn Beziehung aussehen. Anschließend schwelgen die beiden in Erinnerungen an das beste Essen, dass sie in den letzten Jahren gemeinsam hatten. Das kann sich unheimlich in die Länge ziehen.

Nach so einem Telefonat habe ich dann übrigens die besten Chancen, meinen Mann von einer Japanreise zu überzeugen.

Vaterrolle in Japan

Irgendwie ist der Vatertag in Japan echt unspektakulär. Im Kindergarten wird mit den Kleinen oft ein Geschenk für den Vater zum Chichi no Hi gebastelt oder ein Bild gemalt.

Die Rolle des Vaters in der japanischen Gesellschaft beginnt langsam, sich zu verändern. Noch immer ist der Vater das Familienoberhaupt und trägt die Verantwortung für Frau und Kinder. Es ist die Aufgabe des Vaters, für das Wohl seiner Familie zu sorgen. Der Vater arbeitet nach wie vor sehr viel und sieht seine Kinder nur am Wochenende.

Ich stelle in meinem japanischen Bekanntenkreis aber immer wieder fest, dass viele Männer sich nicht mehr mit der Rolle des Geldverdieners alleine zufrieden geben möchten. Sie möchten ihre Kinder aufwachsen sehen und sich viel mehr um sie kümmern.

Wenn mein Mann von den Männern hier in Deutschland erzählt, die die Hälfte der Elternzeit übernehmen, mit den Kindern vor dem Bauch durch die Stadt laufen und mit Müttern auf dem Spielplatz rumhängen, während die Frau wieder arbeiten geht, dann werden seine Freunde ganz neidisch. Wann die Papazeit in Japan möglich und akzeptiert wird, das kann aber noch etwas dauern.

Der nächste Festtag ist am 7.Juli:
七夕祭り • das Tanabata Festival • das Sternenfest

4 Kommentare

    • Oh, Danke. Freu mich, dass es dir gefallen hat. Vielleicht hätte ich noch erwähnen sollen, dass mein Schwiegervater mit einem Dialekt spricht, an den man sich nur schwer gewöhnen kann, den Fukushima-ben!

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