Problem für Japaner: Der Brillenkauf

Japanische Computerbrille. Bild von einem schwarzen Brillengestell. Nipponinsider

Der Japaner hat es nicht immer leicht in Deutschland.

Geh mal als abgebrochenen Meter* in Deutschland Klamotten kaufen.
(* Ich übertreibe natürlich maßlos. Tatsächlich sind es 162 cm bei Daisuke!)

Ein Alptraum.

Mittlerweile kann mein Mann sogar schon selbst seine Hosen umnähen.

So sind sie, die lösungsorientierten Japaner: Problem erkannt, kurz nachgedacht, Nähmaschinenkurs belegt, Problem gelöst.

Kennst du den Artikel: Kulturschock Deutschland – aus Sicht eines Japaners?

Ein ganz anderes Problem: Brillenkauf

Seit wir in Deutschland leben, haben wir Computer. Internet zuhause. Und Daisuke arbeitet zusätzlich noch 8 Stunden am Tag vor dem Bildschirm.

Gut erinnere ich mich noch an den Tag, als er plötzlich dunkele Flecken sah, wenn er auf unsere weiße Wand sah. Eine Augenkrankheit, die er zurückführte auf sein Leben in Deutschland. Wenig Fisch und Seetang, dazu erhöhter Computergebrauch – seine Verbindung zur japanischen Unterhaltung.

Nach einer Operation stand auch ein neuer Brillenkauf an.

Und der gestaltete sich noch problematischer als der Klamottenkauf.

Schuld ist seine schon sehr asiatische Gesichtsstruktur.

Selbst nach unzähligen Versuchen beim Optiker saß das Gestell einfach nicht richtig, drückte, rutschte und jetzt waren zwar die dunklen Flecken weg, aber ihm war immer schwindelig.

Als es auf Heimaturlaub nach Japan ging, stand daher ganz oben auf unserer Einkaufsliste eines: neue Brille!

Brillenkauf in Japan

Ankunft am Morgen in Narita, mittags mit dem Bus weiter nach Fukushima. Was also mit den 3 Stunden in Tokyo anfangen?

Kurz mal eine neue Brille kaufen gehen!

Das passende Gestell war schnell gefunden, die Werte im Handumdrehen ermittelt und  Wünsche hinsichtlich einer Computerbrille* erfüllt.

(*Computerbrillen sind entspiegelte Brillen mit Blaulichtfilter.)

Um die Stunde Wartezeit zu überbrücken, empfahl man uns auch noch ein gutes Restaurant in der Nähe.

Zack. Das war’s. So schnell geht das in Japan.

Brillenkauf in Japan aus Deutschland

Seit er herausgefunden hat, dass der Brillenladen auch einen Onlineshop hat, bestellt er sich seine Brillen für rund 100€ immer dort und lässt sich die an die Adresse seiner Eltern schicken.

Und seine letzte Bestellung landete eben neulich im Paket an uns.

Ob die auch nach Deutschland liefern, muss ich noch herausfinden. Aber ich kann dir soviel verraten – für mein europäisches kleines Gesicht hab ich da noch nie etwas gefunden.

✎ Schon gewusst?

٩(͡๏̯͡๏)۶ Auf Japanisch sagt man zu Brille Megane • 眼鏡 (= Augenspiegel) • めがね • メガネ

٩(͡๏̯͡๏)۶ Angeblich tragen prozentual mehr Asiaten als Europärer eine Brille. Soll am vielen Lernen liegen. Außerdem hängen so viele über den Büchern, dass sie seltener nach draußen gehen ins Sonnenlicht. Das ist schlechter für die Augen.

٩(͡๏̯͡๏)۶ Auch die Zahlen in Deutschland finde ich erstaunlich: Laut einer Studie von 2015 haben rund zwei Drittel aller Deutschen eine Brille. Nur rund 5% Kontaktlinsen davon tragen Kontaktlinsen.

٩(͡๏̯͡๏)۶ Eine Zeitlang gab es einen Trend in Japan, Brillen ohne Gläser zu tragen, weil es cool aussieht. Die sogenannte Date-Megane • 伊達眼鏡. Brille aus Fashiongründen tragen! (Date ist die Erscheinung oder die Eleganz auf Japanisch und hat nichts mit einer Verabredung zu tun).

٩(͡๏̯͡๏)۶ Computerbrillen bzw. Blaulichtfilter-Brillen gibt es auch in Deutschland.

٩(͡๏̯͡๏)۶ Blaulicht hat durchaus auch gute Eigenschaften. Das ist HIER einmal zusammengefasst, falls es dich interessiert.

٩(͡๏̯͡๏)۶ Sollte dir der Begriff japanische Regenbrille über den Weg laufen? Das hat tatsächlich weder etwas mit Japan noch mit Regen oder mit Brille zu tun. Es ist ein frei erfundener Begriff aus der amerikanischen Sitcom Two and a half men. Damit wurde eine ganz bestimmte Sexstellung beschrieben. Falls es dich interessiert, einfach mal Google fragen.


Morgen geht es dann weiter mit Gesichtspflege!

Dieser Artikel gehört zu der UNBOXING KALENDER AKTION 2017 #unboxingjapan.

Hier stelle ich vom 1. bis zum 24. Dezember 2017 jeden Tag ein Teil aus dem Paket meiner Schwiegereltern aus Japan vor – Gewöhnliches und Ungewöhnliches.

Mal ehrlich. Was dachtest du spontan, als du das Bild zum allerersten Mal gesehen hast?

Das Gewinnspiel ist beendet!

Bist du vielleicht auch Brillenträgerin oder Brillenträger?


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28 Kommentare

  1. Habe mir noch gar nie Gedanken darüber gemacht, dass andere Kulturen auch andere Kopfformen haben als wir.
    Aber das ist ja wirklich mühsam mit dem Brille-kaufen… Bin froh, dass ich meine regulär im Laden kaufen kann. Zudem kommt bei mir immer eine Ersatzbrille mit in den Urlaub. Sollte nämlich die reguläre kaputt gehen, wäre ich aufgeschmissen. Mit dem Wissen um die verschiedenen Kopfformen hat die Zusatzbrille gleich noch an Priorität zugenommen.

    Liebe Grüsse
    Sarah

    • Liebe Sarah,
      Das ist etwas,was man im Ausland lernt. Ich habe in Japan auch keine Brille gefunden.

  2. Ich wusste gar nicht, dass die Kopfform von Japanern und Europäern so unterschiedlich ist? Ist mir noch nie aufgefallen. Sehr interessant.

    Den Trend, Brillen mit normalem Glas zu tragen, weil es „chick“ aussieht, gibt es ja auch in Deutschland schon länger.
    Als ich damals meine erste Brille bekam, war ich froh stattdessen auch Kontaktlinsen tragen zu können. Mittlerweile habe ich eine Brille, die mir gut gefällt, trage tagsüber aber meist Kontaktlinsen, weil ich sie praktischer und bequemer finde 🙂

    [Übrigens: „Nur rund 5% Kontaktlinsen davon tragen Kontaktlinsen.“ :-)]

    • Liebe Atani,
      Die Nasenform ist bei Japanern einfach anders, und die Wangenknochen. Wir sind da Experten. Unser bester Freund in Japan besitzt ein Brillengeschäft und hat sich auf Europäische Brillenmodelle spezialisiert. Da muss er immer noch einiges verändern, um die verkaufen zu können. Bei Horngestellen ohne extra Nasenflügel kommt er da an seine Grenzen. Er hat mir das man ganz genau erklärt, aber da würde hier zu weit führen 😉 wir haben ja jetzt Gott sei Dank eine Lösung gefunden

  3. Hallo Daniela,

    100 Euro für eine Brille ist erstaunlich günstig! Sind die Brillen in Japan generall günstiger als hier in D?
    Ich habe ja ebenfalls ein viel zu kleines Gesicht und müsste eigentlich immer in der Kinderabteilung Brillen kaufen … Da ich aber eher nicht so auf himmelblaue Brillen mit Elefantenmuster stehe, sind meine Brillen mir eigentlich immer zu groß, was auch extrem nervig ist. Ich kann den Frust von deinem Mann also sehr gut verstehen, eine schlecht sitzende Brille ist echt Mist. Ich bin inzwischen auf Kontaktlinsen umgestiegen und frage mich, wie ich das Brillen-Theater so lange ertragen konnte 😉

    • Liebe Sandy,
      Dein Leid mit der Brillesuche teile ich. Dafür gelten kleine Gesichter in Japan als unglaubliches Schönheitsideal. Da können wir uns dann drüber freuen.

      Es gibt ein paar deutsche Hersteller, die extra Brillen für kleine Gesichter machen.

      Brillen sind preislich ähnlich wie hier. Da gibt es auch sehr teuer Fassungen, aber eben auch günstige. Wie eigentlich bei uns auch.

  4. Ich bin schwer begeistert das eine Brille in Japan nur 100 Euro kostet habe für meine erst das siebenfache bezahlt. Gut es ist gleitsicht vollentspiegel damit ich bei meiner computerarbeit im Büro immer zwischen nah (schreiben lesen etc.) Und fern (bildschrim) schauen kann. Wenn mich solch eine Brille nur 100 Euro kosten würde hatte ich gleich mehrere 🙂
    Aber ich muss gestehen ich selbst trage gerne in meiner Freizeit Kontaktlinsen.

    • Liebe Sabrina,
      Gleitsichtbrillen und ein Markengestell – das bekommst du auch in Japan nicht für 100€. Da tun sich Deutschland und Japan preislich nicht viel. Das hier ist nur eine einfache Computerbrille. Ich war nur sehr begeistert, wie schnell und einfach das geht.

  5. Schnell und einfach… Ja, das hat mir in Japan auch mit am Besten gefallen. So viele Dinge im Service /Verkauf gehen einfach soooo schnell. Kundenfreundlicher geht es kaum. Hach.

    • Liebe Jessica,
      ist anfangs in Deutschland ein echter Kulturschock, nachdem man in Japan war, oder?

  6. Mein Mann kauft seine Brillen auch immer in Japan.
    Ebenso verhält es sich mit dem Haarschnitt😂 Nach zwei Reinfällen hier in Deutschland schneidet er sich die Haare nun selbst, weil die meisten Friseure keine Erfahrung mit asiatischem Haar haben und sich nicht dran trauen.
    Wie handhabt dein Mann das?

    • Liebe Julia,
      Beim Haarschnitt hatten wir Glück. Gleich zu Anfang eine Frisörin gefunden, die das gut macht. Da geht er nun seit 8 Jahren alle 6 Wochen hin. In Berlin gibt es mittlerweile drei Japanische Frisörsalons.
      Aber wenn wir in Japan sind, dann lässt er sich dort von seinem Freund die Haare schneiden😉

  7. Gott sei Dank hast du diesen Artikel geschrieben. Ich werde mich jetzt mal ganz flott noch eine Ersatzbrille machen lassen, bevor es im Februar nach Japan geht für ein Jahr 😀 merci!

    • Liebe Joanna,
      Wenn du ein normalgroßes Gesicht hast, kein Problem in Japan was zu finden. Ich bin mutig und Reise immer ohne Ersatz.

  8. Rumpelstilzchen

    Hallo Daniela san, also, ich persoenlich hatte ich bisher mit dt. Brillengestell weniger Probleme gehabt, auch bei Apollo Optic mit Payback Karte habe ich ein passendes gefunden. Ausserdem kriegt man hier auch „Hoya“-Brillenlinsen. Japanische Kontaktlinsen „Menicon“ bekommt man hier auch ueberall.
    Mit Frisoer habe ich eher Probleme-wird schon manchmal grob und ungenau geschnitten, in Japan wird ja nicht nur Haare geschnitten, die Kunden werden auch rasiert und massiert (uebrigens in der Tuerkei und manche arabische Laender auch).
    Herzliche Grue3e
    Heute aus Aldi-Sued-Land

    • Hallo Rumpelstilzchen,
      wenn ich meinem Mann das erzähle, dass er auch Paybackpunkte beim Brillenkauf sammeln kann, dann gibt er dem Laden sich noch einmal ein Chance, als begeisterter Punktesammler 🙂 Aber jetzt hat er erstmal wieder genug Brillen zum Wechseln.
      Das mit dem sehr genauen Haarschnitt kenne ich aus Japan nur zu gut. Ich habe recht unberechenbare Locken. Der Frisör in Japan ist fast wahnsinnig geworden, weil er im nassen Zustand immer Millimeter genau geschnitten hat, aber nach dem Fönen sah es dann doch ungleichmäßig aus. Aber am Ende hat er seine Sache doch ziemlich gut gemacht, finde ich.
      Massage vermisse ich hier auch! Das gibt es selbst bei einem 100 € Haarschnitt nicht 🙁

      Liebe Grüße
      Daniela

  9. Yamini Zouren

    BIn auch Brillenträgerin, habe aber noch das Glück, auf kurze Distanz sehr gut zu sehen, sodass ich alle PC-Arbeiten ohne Brille erledigen kann 🙂

    Hab mir selbst so n leichtes Gestell geholt, dass dementsprechend auch überhaupt nicht drückt. ^^ Müsste es nur mal wieder gerade biegen lassen…

  10. Ich bin ja froh, keine Brille tragen zu müssen, egal ob in Japan oder Deutschland.

    Übrigens bin ICH beim Friseur nicht massiert worden xD Das Brauch ich auch gar nicht.

    • Liebe Nao,
      die Brillenfreiheit würde ich an deiner Stelle ganz groß feiern. Für das Geld, dass du sparst, kannst du dir locker monatlich eine Massage gönnen 😉

  11. Rumpelstilzchen

    Jetzt muss ich die beiden alten Begriffe aus dem 20. Jahrhundert „Damenfrisoer美容院“ und „Herrenfrisoer散髪,床屋“ reanimieren und wiederbeleben. Massieren und rasieren werden die Kunden meist nur in 床屋, vor allem rasieren lassen in einem 美容院, habe ich noch nie gehoert, massieren tuen die DamenfrisoerInnen manchmal.
    Liebe Nao san, spaeter wenn Du aelter bist (z. B. kurz vor Deiner Rente) oder wenn Du viel Stress hast, ist sogar schon eine kurze Massage sehr erfrischend.

  12. So eine Computerbrille brauch ich auch ganz dringend, weil ich mittlerweile immer Augenschmerzen bekomme, sobald ich zu lange am Rechner sitze. Obwohl man die meisten Monitore heutzutage auch einstellen kann, damit die Augen entlastet werden. Übriegns finde ich deine Stories und wie du schreibst immer ganz herrlich. Macht Spaß zu lesen 🙂 LG, Mia

  13. Hallo,
    weiß eigentlich Dein Mann, dass Du rassistische Texte über ihn und Japaner veröffentlichst? Du schreibst es zwar mit dem kleinen Augenzwinkern, jedoch allein die Tatsache, dass Du es für wichtig empfindest die Unterschiede zu einem Thema zu machen, über dass Du “augenzwinkernd” im epischen Stil schreiben darfst, ist klassischer Alltagsrassismus!
    Wahrscheinlich behauptest Du jetzt, dass Du nur erklären willst, jedoch würde ich Dir gerne empfehlen, dass Du intensiv darüber nachdenkst, was Du da so leichtfertig veröffentlichst.
    Und ja – jeder darf schreiben und veröffentlichen, was er mag, aber auf Kosten seines Lebenspartners???
    Schreibt er auch einen Blog über die bigotten Deutschen, die jegliche Moral und Ethik verloren haben, weil sie “ach so frei und unabhängig” sind?
    Und dann schlägst Du noch Kapital daraus??
    Du bist genauso bigott, wie die anderen!

  14. Ich bin leider sehr wählerisch, wenn es um das Gestell von Brillen geht. Meine Frau ist ebenfalls Japanerin und braucht eine neue Lesebrille. Gemeinsam werden wir uns beim Optiker für günstige Qualitätsbrillen zu den Passformen beraten lassen.

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