[Update: Januar 2020]
Verfassungsgedenktag – so wird Kenpo Kinenbi richtig übersetzt. Hört sich aber mega-langweilig an. Und mit dem lange Wort in der Überschrift kann ich hier sicher niemanden zum Weiterlesen bewegen, oder?
Versuche ich es heute also mal mit Alliteration und bewusster Provokation im Titel, auch wenn es komisch klingt – so viel K’s: Keiner kennt Kenpo Kinenbi! (Ideen für eine Hammer-Überschrift sind hier gerne willkommen.)
Die japanische Verfassung steht für Frieden
Am 3. November 1946 wurde die japanische Verfassung verabschiedet und trat nach Artikel 100 (Absatz 1) ein halbes Jahr später am 3. Mai 1947 in Kraft.
Die Verfassung des Staates Japan heißt auf japanisch 日本国憲法 • Nihon koku kenpo. Im Wesentlichen geht es dabei – neben den Regierungsfragen – um folgende Punkte:
- Japan ist eine Demokratie.
- Der Tenno wird repräsentatives Staatsoberhaupt, ohne Macht.
- Verzicht auf Krieg
- Achtung der Menschenrechte
- Gleichberechtigung
- Trennung von Religion und Staat
- Versammlungs- und Redefreiheit
Wenn du selbst nachlesen möchtest, was genau in der Verfassung steht, dann schau mal in die deutsche Übersetzung der japanischen Verfassung.
Das Besondere der Verfassung, an der die alliierte Besatzungstruppe mitgewirkt hat, ist der Artikel 9. Japan verzichtet damit für alle Zeit auf Krieg und auch auf den Unterhalt einer Armee. Deshalb nennt man die japanische Verfassung auch Friedensverfassung. Und darauf sind die Japaner stolz.
Die Bevölkerung spaltet sich aber bei der Frage, ob Japan nun eine Armee braucht, um sich verteidigen zu können oder nicht. Das hätte eine Verfassungsänderung zur Folge. Und das ist nicht so einfach. Oder doch?
Ich habe die Diskussionen zu dem Thema hier in Deutschland nur am Rande mitbekommen und bin generell nicht die Richtige, wenn es um Politik geht. Daher mach ich es mir einfach und verlinke hier einfach mal auf die Artikel, die ich damals zu diesem Thema gelesen habe:
- Artikel 9 wird für den Friedensnobelpreis nominiert | Tabibito (15.4.2014)
- Abe legt die Verfassung neu aus | Asienspiegel (1.7.2014)
- Abe kauft sich Zeit | Tabibito (23.6.2015)
- 30.000 für die Friedensverfassung | Asienspiegel (3.5.2015)
- Neues Sicherheitsgesetz | Tabibito (17.7.2015)
- Oberhauswahl | FAZ (11.07.2016)
- Vom Sinn und Unsinn der Debatte um die Verfassungsänderung | Juwiss (11.8.2016)
2015 sind am Verfassungsgedenktag viele Menschen auf die Straße gegangen, um sich für den Erhalt der Friedensverfassung einzusetzen. So hatte die Regierung sich das mit dem Nationalfeiertag sicher nicht vorgestellt.
2016 wurde Shinzo Abe erneut zum Premierminister gewählt. Von der Verfassungsänderung, wie angekündigt, hat er aber erstmal die Finger gelassen. Rein rechnerisch hätte er die Zweidrittelmehrheit, allerdings muss jede Verfassungsänderung vorher von der Bevölkerung in einem Referendum beschlossen werden.
Hoffentlich wird der Kenpo Kinenbi in den nächsten Jahren nicht einfach umbenannt in Vergesst-das-mit-der-Verfassung Tag • 憲法忘却の日 • Kenpo Boukyaku no Hi.
Besser wäre da vielleicht der Tag des Friedens • 平和の日 • Heiwa no Hi.
Die Lösung wäre ein schlicht und einfaches Urlaubszeit • 休暇の時期 • Kyuka no Jiki. Das würde dem Tag gerecht werden. Denn so verbringen die meisten Japaner den Kenpo Kinenbi.
Japan macht jetzt erst mal Urlaub!
Im Moment laufen wieder verstärkt Japaner durch die deutschen Städte. Es ist Golden Week. Die Hauptreisezeit der Japaner startet mit dem Feiertag am 29. April. Das ganze Land ist dann unterwegs.
Das ganze Land?
Nein, natürlich gibt es auch viele Japaner, die arbeiten müssen: in der Gastronomie und in den Hotels, in den Vergnügungsparks, im Transportbereich, in der Landwirtschaft, im Einzelhandel, in den Kaufhäusern und in den Supermärkten.
Wer aber frei hat, nutzt die Tage. Bei mindestens 7 freien Tagen lohnt sich auch eine Reise ins Ausland.
Der Deutsche hat sein geliebtes Mallorca. Kennst du eigentlich das japanisches Mallorca? Hawaii und Guam. Japanisch sprechen und Japanisch essen ist hier kein Problem. Man hat sich voll auf die japanischen Touristen eingestellt. Gerne verbringen Japaner ihre freien Tage auch in Taiwan oder Hongkong, beides Orte, die für ihr leckeres Essen bekannt sind.
Die meisten Japaner bleiben jedoch im eigenen Land: ein schönes Hotel, gutes Essen und Baden in heißen Quellen – so sieht Erholung auf Japanisch aus. Im nördlichen Tohoku blühen jetzt die Kirschbäume und mit dem Shinkansen, dem japanischen Schnellzug, benötigt man von Tokyo aus rund 3 Stunden.
Japaner haben doch kaum Urlaub!!!
Immer wieder höre und lese ich das. Das stimmt so allerdings nicht. Üblich sind 20-30 Urlaubstage. Ähnlich wie bei uns in Deutschland also.
Dass man aber einfach so 3 Wochen am Stück Urlaub nimmt, und den Kollegen mit seiner Arbeit alleine lässt, ist in Japan nicht üblich. Das widerspricht dem Gefühl der Gemeinschaft. Aus diesem Grund verzichten viele Angestellte auf ihren Urlaub, werden dafür am Ende aber mit einem Extra-Bonus belohnt. Dazu kommen die vielen Feiertage, die der Staat in drei Pakete geschnürt hat, so dass sich jeder Arbeitnehmer ein paar Tage am Stück erholen kann:
- Der Jahreswechsel im Januar
- Die Golden Week im Frühling
- Das Obon-Fest, eine Zeit im August, in der den Toten gedacht wird
Die Japaner haben mittlerweile 16 Nationalfeiertage!!!
Wenn du einen Überblick bekommen möchtest, dann schau einfach mal in die Liste der Japanischen Feiertage.
Übrigens nennt man die aufeinander folgende Feiertage im Japanischen Renkyu • 連休. Dabei ist die Golden Week allein schon wegen der Frühlingszeit die beliebteste Reisezeit, während man zum Jahreswechsel und zum Obon-Fest eher mit der Familie zusammenkommt.
16 Nationalfeiertag, davon viele Feiertage am Stück – alles gesetzlich geregelt. Also die japanische Verfassung hat sich dafür wirklich einen Feiertag verdient, findest du nicht auch?
Der nächste Feiertag ist am 4. Mai:
みどりの日 • Midori no Hi • Der Tag der Natur
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