[Update: Februar 2024]
14. Februar ♥ Valentinstag in Japan
Neben Weihnachten, Silvester und Neujahr ist der Valentinstag übrigens der einzige Tag, der in Deutschland UND AUCH in Japan gefeiert wird.
Jetzt habe ich aber mal eine ganz blöde Frage:
Valentinstag in Deutschland???
Wie sieht der Tag eigentlich genau aus? Ich habe wirklich nur so eine Ahnung!
Klar, der Mann schenkt der Frau Blumen und …? Noch was? Schmuck? Pralinen? Kleine süße Kuscheltiere?
Und dann unternimmt man gemeinsam etwas, oder? Wahrscheinlich was Romantisches. Oder was Abgefahrenes, wie ein Wellness-Wochenende?
Und die Frau? Was schenkt die dem Mann? Oder muss die dem überhaupt was schenken? Oder sie geht zum Fotografen und lässt dort ein paar sexy Fotos machen…
Ich habe neulich doch irgendwo so ein Valentins-Angebot gesehen und gedacht: Würde mein Mann sich über ein paar Unterwäsche-Fotos von mir freuen? Der ist immer so kritisch … wenn es um Fotos geht, meine ich. Berufskrankheit aller Fotografen!
Ich bin ein hoffnungsloser Romantik Muffel
Mit Romantik, Kerzenschein und Liebesgeflüster hab ich es ja nicht so. Ich weiß nicht, was da bei mir falsch läuft. Ich find’s einfach langweilig.
Wer wie ich eher von „der kühlen Sorte“ ist, der ist in Japan ganz gut aufgehoben. Wer mit dem ganzen Gefühlskram nicht so richtig was anfangen kann, der wird sich in einer Beziehung mit einem Japaner ganz wohlfühlen.
Kein „Ich liebe Dich“ in Japan
Ein „Ich-liebe-Dich“ gibt es so, wie wir das kennen und verwenden, in Japan nicht. Es gibt die Liebe 愛 • Ai (ja genau, das ist das Zeichen, dass sich die harten Jungs auf die Oberarme tätowieren lassen) und es gibt den Satz 愛している • Ai shite iru, den man zwar mit „Ich liebe Dich“ übersetzen kann, aber NIEMALS ausspricht.
„Das wirst du von mir hören, wenn du am Ende unseres Lebens in meinen Armen stirbst!“, erklärte Daisuke mir mal.
Wird “愛している • Ai shite iru“ damit etwas verständlicher?
Der Satz hat eine viel viel größere Bedeutung als unser einfaches „Ich liebe dich“. Etwas, was man nicht ständig sagen kann, sondern für den einen, für den großen Moment im Leben, bewahren muss.
Es gibt noch das 大好き ❤ Daisuki. Bedeutet: ich mag dich sehr und wird fast wie Daisuke ausgesprochen: Daiske Daiski.
Grammatikalisch nicht ganz korrekt, aber es hört sich so toll an in der Kombi (^_^)
„Liebe“ nicht mit Worten, sondern mit kleinen Dingen
Seine Liebe zeigt man in Japan auf andere Weise. Zum Beispiel mit Essen. Wenn ich morgens früher aufgestanden bin, um Frühstück zu machen oder eine Lunchbox für die Arbeit (Bento-Box), dann habe ich damit meine Liebe ausgedrückt. Ich hatte nie das Gefühl, ich muss das machen. Auf der anderen Seite hat Daisuke mir seine Liebe gezeigt, indem er sich wahnsinnig über alles Gekochte gefreut und sich gleich drauf gestürzt hat, niemals ohne anzumerken, wie lecker alles ist und niemals, ohne sich am Ende für alles zu bedanken.
Es gibt so viele kleine Dinge, die einem zeigen können, dass man den anderen liebt, ihn respektiert und wertschätzt.
Valentinstag ❤ Geht es dabei um Liebe?
Bei den Jüngeren geht es eher darum, seinem Schwarm zu zeigen, dass man ihn mag. Und das macht man in Japan mit Schokolade.
Als ich zum ersten Mal davon erfuhr, war ich gar nicht so überrascht. Denn schon im Januar sah ich überall in den Geschäften Herzen und Schokolade und auch ganz oft „I love you! „Super, Schokolade mag ich ja ganz gerne!“
Überrascht war ich dann aber, als ich in meiner Japanischklasse erfuhr, dass nur die Frauen den Männern Schokolade schenken. Und entsetzt „Waaaas? Ich bekomme gar nichts?“
„Du bekommst sogar noch viel mehr! Aber nicht zum Valentinstag. Wir haben hier clevere Geschäftsleute. Die haben aus dem Valentinstag in Japan einfach zwei gemacht.“
Am 14. Februar bekommen die Männer Schokolade von den Frauen und am 14. März schenken die Männer den Frauen dann wiederum Schokolade zurück. Früher wurde weiße Schokolade verschenkt, damit war dann auch ausgeschlossen, dass die Männer einfach die Valentinstags-Schokolade weiterverschenken. Aber dunkle Schokolade kommt bei vielen Frauen besser an, weil sie weniger Kalorien hat. Die sollte dann aber etwa teurer (3 mal so teuer ist die Regel) sein.
Das ist der sogenannte ホワイトデー • White Day.
Eine Koreanerin mischte sich in dem Moment in unser Gespräch und erklärte uns: „In Korea gibt es sogar noch den 블랙데이 • Black Day am 14. April. Alle Singles und die, die nichts bekommen haben, dürfen dann schwarze Nudeln essen.“
Das finde ich ganz cool.
Gibt es in Japan bisher noch nicht. Könnte ich mir aber auch ganz gut vorstellen, auch vermarktungstechnisch.
Warum die Frauen Männern Schokolade schenken
Ich habe mal gehört, dass es mit der Emanzipation in den 60ern zu tun hatte. Die Frauen wurden selbstbestimmter. In Japan immer noch sehr zurückhaltend, aber es war ein Anfang, selbst den ersten Schritt bei einem Mann machen zu können.
Eine zweite, durchaus einleuchtende Erklärung könnte aber auch diese sein: Die Geschäfte wollten Schokolade zum Valentinstag vermarkten. Zielgruppe: ?
Wer geht regelmäßg einkaufen? Wer ist anfällig für Romantik, Herzchen und Schokolade? Wer verwaltet das Geld in Japan? Frauen, Frauen, Frauen.
Schokolade für den Favoriten 本命チョコ ❤ Honmei-Choco
Die Schokolade für den Menschen, der einem am Herzen liegt, sollte etwas ganz Besonderes sein. Man will damit seine Liebe zeigen. Also am Besten selbstgemacht.
Super. Reicht nicht, dass ich jeden Tag für meinen Lieblingsmann in der Küche stehe und jetzt auch noch Schokolade selbst machen. Dabei mag Daisuke Schokolade gar nicht so gerne. Und überall gibt es wirklich tolle Schokolade zu kaufen. Wozu also selber machen?
Die Pflichtschokolade 義理チョコ ❤ Giri-Choco
Die gekaufte Schokolade geht an die Männer, mit denen man so in seinem Umfeld zu tun hat, also Kollegen, gute Geschäftspartner oder Freunde.
Am Valentinstag kam Daisuke also mit 8 Schächtelchen Schokolade nach Hause (alles gekaufte, keine selbstgemachte, hab ich sofort geprüft!). Du darfst jetzt mal raten, wer den großen Teil der Schokolade am Ende gegessen hat.
Das war nicht die einzige Schokolade, die ich „bekommen” habe. Viele meiner Schülerinnen hatten Schokolade selbst gemacht. Die wurde nicht nur an Jungs verschenkt, sondern auch als Tomo-Choco (die Freundinnen Schokolade) an die liebsten Freundinnen und Lehrerinnen.
Valentinstag-Schokoladen-Selber-Mach-Kurs
Wenigstens einmal wollte ich es auch ausprobieren. Deshalb habe ich einen Kurs belegt. Abgefahrene Sache, oder?
Gruppe eins war für die schwierige Variante zuständig. Die haben gefüllte Schokopralinen mit aufwendigen Verzierungen gemacht, ganz viele Herzchen und so. Das wollten natürlich alle machen, die Schokolade für den Liebsten!
Gruppe Zwei hat sich um die einfach Schokokugeln gekümmert. Ohne Schnickschnack. Wir waren zu dritt: Zwei japanische Frauen, die es konnten und ich. Ich versuche mich lieber an einfachen Dingen, die ich dann später auch alleine hinbekommen. Ich hab es allerdings nie wieder alleine versucht.
Das Rezept habe ich wieder ausgegraben. Mit Anleitung war es wirklich nicht schwer und die Zutatenliste sogar recht überschaubar:
Zutaten
1 Tasse Mandeln, ganz fein gemahlen, oder im Mixer selbst gemahlen
1 Tasse Kakaobohnen, gemahlen
1 Tasse Kakaopulver (sollte kein Öl enthalten)
1 Tasse Kakaobutter
2 große Löffel Sirup (stand im Rezept) wir haben so eine Art Agavendicksaft verwendet
1-2 große Löffel Honig für die Süße
Für die Hülle am Ende:
Kakaopulver und geraspelter Kokos
Zubereitung
1. Kakaobutter in eine Schüssel geben und die Schüssel in ein heißes Wasserbad stellen, sodass die Butter zum Schmelzen gebracht wird
2. Gemahlene Mandeln, gemahlene Bohnen, Kakaopulver, Sirup und Honig = alle restlichen Zutaten zur geschmolzenen Kakaobutter geben, aus dem Wasserbad nehmen und dann mit einem Löffel verrühren, bis alle Klumpen weg sind und es zu eine schönen Masse geworden ist!!!
3. Probieren
4. eventuell noch etwas Honig zugeben, je nach Geschmack
5. Probieren
6. Sicherheitshalber noch mal probieren
7. etwas fest werden lassen (dauert ca. 10-15 Minuten). In der Zwischenzeit bei der anderen Gruppe
Probieren
8. Mit der Hand kleine Kugeln formen und im Kakaopulver oder in den Kokosflocken wälzen.
9. Die Kugeln ablegen in kleine Papier-Hütchen und hart werden lassen. Das kann etwas dauern.
10. Das Ergebnis sollte unbedingt probiert werden!
11. Zwei mit Kokos und zwei mit Kakao für die Übergabe in ein kleines Schächtelchen oder ein Tütchen.
12. Den Kollegen am 14. 2. mit einem Lächeln und mit beiden Händen überreichen. (Was allerdings passiert, wenn der Valentinstag auf einen Sonntag fällt, kann ich gar nicht genau sagen. Wer was weiß, gerne unten kommentieren.)
Noch mehr Schoko-Rezepte
Es müssen nicht zwingend Schokopralinen sein. Ein kleines Schokotörtchen funktioniert auch hervorragend, vor allem, wenn der Favoritenmann nicht so gerne Schokolade isst.
Auf der „Koch- und Backseite meines Vertrauens“ habe ich etwas gefunden, das könnte selbst mir, komplett talentfrei geblieben, gelingen: die Schokoladen-Cupcakes mit Schokosahne. (Allein das Lesen der Rezepte macht den Mund schon wässrig).
Schaut einfach mal bei Mari-to-kazuo vorbei.
Ein Fazit zum Schluss
Irgendwie bin ich froh, dass es in Deutschland anders abläuft. Schokolade selber machen ist ja schon eine Herausforderung, hier in Deutschland gibt es aber noch die Herausforderung Nr. 2, 3, 4, 5: die Nuss-Allergiker, Milch-Allergiker, die Veganer und die auf Diät.
Dann doch lieber ein einfaches:
Ich ❤ Euch
Der nächste Festtag (kein Nationalfeiertag) ist am 3. März:
雛祭り • Hinamatsuri • Das Puppenfest für die Mädchen
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Erste Veröffentlichung: 13. Februar 2016
Liebe Daniela, vielen Dank für deinen netten Worte und die Verlinkung.
Ich glaube, ich war 15, als ich zum ersten Mal einem Jungen Schokolade geschenkt habe. Der Brauch war noch neu für mich und ich war ganz aufgeregt deswegen. Verschenkt habe ich übrigens eine einfache Meiji-Schokolade.
Am 14.3. bekam ich dann von dem Jungen eine weiße Schokolade geschenkt.
Die war lecker. *g* Geklappt hat es dann mit uns beiden trotzdem nicht, aber das ist eine andere Geschichte. 😛
Später habe ich dann meist meinen Schokoladen-Nusskuchen zum Valentine’s Day gebacken.
Dass man als Frau in Deutschland Blumen geschenkt bekommt, ist zwar schön (wobei ich gar nicht mehr weiß, ob ich jemals Blumen an dem Tag bekommen habe), aber ich finde die Idee, Schokolade zu verschenken, viel schöner. 🙂 Nun ja, ich liebe Schokolade. 😀
Und die Valentine’s Day Fair in den Kaufhäusern in Japan sind einfach der Wahnsinn! Das war ein tolles Erlebnis, als wir 2015 da waren.
Liebe Grüße,
Mari.
BTW: Ehomaki habe ich leider nicht mehr geschafft zuzubereiten. 🙁
Jetzt nehme ich mir für Hinamatsuri Hishimochi und Chirashizushi vor.^^
Liebe Mari,
Danke, dass du deine Erfahrungen mit deinem ersten Valentinstag geteilt hast. Erinnere mich noch gut an die Zeit, als ich 15 war (obwohl das schon echt lange her ist). Dem Schwarm Schokolade zu schenken ist schon ne große Sache mit 15.
Ich habe damals eine Rose bekommen, die ich dann NATÜRLICH getrocknet habe und die dann als Staubfänger immer irgendwo im Zimmer stand.
Das letzte Mal war ich 2009 zum Valentintag in Japan. Seitdem hat sich bestimmt ne ganze Menge getan.
Hishi-Mochi musste ich gerade mal googlen. Buntes Mochi habe ich nie gegessen. Mist, da ist wieder was an mir vorüber gezogen. Dabei mag ich Mochi doch so gerne.
Freu mich schon auf die Rezepte, Chirashizushi sollte ich auch mal versuche. Freut sich Daisuke 😉
Wieder schöner Artikel! Danke!
Irgendwie finde ich die Idee vom Black Day gemein. Dann wird man ja noch mal einen Monat später daran erinnert, dass man Single ist – und dann gibt es nicht mal Schoki, sondern Nudeln, und auch noch schwarze! 😀
Schöner Beitrag, danke ^^
Eva
Liebe Eva,
danke für deinen Kommentar und das Lob. Schwarze Nudeln, mit Tintenfisch-Tinte gefärbt sind meistens ganz lecker. Daher werde ich den Black Day dieses Jahr wohl feiern. Ich bin zwar kein Single, und da kann ich dich ein bisschen verstehen, dass es schwer fällt, das auch noch zu feiern, aber Geschenke zum Valentinstag gibt es bei uns nicht. Da hab ich mir doch wenigstens ein Nudelgericht verdient, oder?
Liebe Grüße,
deine Daniela
Den Black Day kannte ich auch noch nicht! Find ich lustig.
Und ich behaupte „Daiske, daiski“ ist sogar korrekt, wenn du ein Komma dazwischen packst!
Hört sich auf jeden Fall schön an „Daiske, daiski!“. Wir warten mal noch ein paar Jahre, bis es der Black Day dann auch kommerziell geschafft hat 😉 Irgendein Nudelhersteller wird früher oder später sicher auf den Zug aufspringen. Ich kenn doch die Japaner.
Ein interessanter Artikel 🙂 Ich werde am Valentinstag in Tokyo ankommen und hab somit ja fast schon „Glück“, da ich noch niemanden kenne, muss ich noch keine Schokolade verschenken 😛
Haha. Da hast du recht. Viel Spaß in Japan.
Liebe Grüße
Daniela