Wo genau liegen eigentlich die Inseln Okinawas?
Auf der Karte werden sie oft als Ryukyu Inseln bezeichnet und befinden sich hier bei mir im Titelbild unter dem Wort Meer. Die Präfektur Okinawa gehört offiziell zu den Nansei Inseln.
Es gibt leider kaum eine Japan-Karte, auf der das ganze Land zu sehen ist.
Die Inseln Okinawas sind meistens abgeschnitten und werden irgendwo in eine freie Fläche gepackt. Da entsteht sehr schnell der Eindruck, dass es sich bei den südlichen Ryukyu Inseln um eine Inselkette irgendwo im Norden bei Korea handelt.
Ganz im Süden Japans liegt die Präfektur 沖縄県 • Okinawa-ken und besteht aus 3 Inselgruppen:
- Okinawa Shoto* • 沖縄諸島 mit der Hauptinsel Okinawa Honto und der Hauptstadt Naha
Sakishima** Shoto • 先島諸島 mit zwei Inselgruppen:
- Miyako Shoto • 宮古諸島. Die Inselkette mit der Hauptstadt Hirara
- Yaeyama Shoto • 八重山諸島. Die Inselkette mit der Hauptstadt Ishigaki
*Shoto oder 諸島 bedeutet Inselkette.
** -shima / -jima oder 島 bedeutet Insel. Eines der Zeichen, die man spätestens nach seiner Okinawa-Reise aus dem Eff-Eff beherrschen wird.
Die Karte von Google zeigt viel Blau. Aber immerhin stimmt hier die Position:
Interessante Zahlen und Fakten
Einwohnerzahl (2016): 1 Mio. 430 000
Es gibt rund 160 Inseln – die Zahl ist nicht beständig – davon sind 49 bewohnt.
Die Präfektur Okinawa macht 0,6% des gesamten Landes JAPAN aus.
Über 70% (Stand 2005) der gesamten US Militärstützpunkte Japans befinden sich auf Okinawa. 2016 hat sich an der Zahl nur wenig geändert.
Tokyo ist knapp 1500 km entfernt (Tokyo/Ueno Naha)
Die südlichste der Inseln ist Yonaguni und liegt nur 125 km vor Taiwan.
In Okinawa isst man Schwein. Und zwar viel Schwein und eigentlich alles vom Schwein.
Okinawa hat das ganze Jahr über subtropische bis tropische Temperaturen. Wenn die Temperaturen auf 16 Grad gesunken sind, spricht man hier vom tiefen Winter.
Wichtigste Einnahmequelle auf Okinawa ist der Tourismus.
Beliebt ist Okinawa besonders bei allen, die sich das Ja-Wort geben möchten.
Auch Hochzeitsreisen werden oft nach Okinawa gebucht.
Gerade aus Taiwan und China ist in den letzten Jahren ein regelrechter Heiratsboom auf Okinawa zu verzeichnen (so erzählte es mir mein Freund, der dort als Hochzeitsfotograf arbeitet).
An der breitesten Stelle ist Okinawa Honto 31 km breit, an der schmalsten Stelle nur 3 km. Insgesamt ist die Hauptinsel 106 km lang. Eine Umrundung mit dem Fahrrad ist also locker zu schaffen.
Mehr als 85% aller Menschen der Präfektur leben auf der Hauptinsel (Stand: 2005).
Menschen auf Okinawa sagen noch heute Ryukyu • 琉球 und nicht Okinawa. Denn so hieß einst das blühende Königreich, als es noch unabhängig war.
Okinawa und Karate
Okinawa ist die Wiege des Karate
Zu alten Zeiten, im damaligen Königreich Ryukyu, herrschte Waffenverbot. Um sich zu verteidigen setzten die Menschen dort ihre Hände ein. Die Hand ist im Japanischen Te • 手.
Zunächst wurde Karate mit den Schriftzeichen 唐手 für chinesische Hand beschrieben. Denn der chinesische Einfluss auf Ryukyu war groß!
Die Kampftechnik wurde immer weiter verfeinert und gelangte als Karate, die Kampfkunst mit den leeren Händen • [tooltip tip=“からて gesprochen kara-te“]空手[/tooltip] irgendwann auf die Hauptinsel Japans und kam am Ende bis nach Hollywood.
Okinawas gefährliche Tierwelt
Auf Okinawa gibt es ein paar Tiere, die dich in Lebensgefahr bringen können.
Wenn man den Menschen auf der japanischen Hauptinsel glauben darf, dann ist die Habu Schlange das so ziemlich gefährlichste Reptil auf der ganzen Welt.
Aber tatsächlich habe ich Menschen getroffen, die in Okinawa leben, die Schlange aber noch nie zu Gesicht bekommen haben, geschweige den von ihr gebissen wurden.
Und gut zu wissen, dass es ein Gegengift gibt, über das viele auf der Insel verfügen.
- Die Habu Schlange • ハブ
Das ist eine Grubenotter mit tödlichem Gift. Vor allem in Höhlen und überall dort, wo es schön kühl ist, sollte man vorsichtig sein und möglichst nicht barfuß rumlaufen. - Die Habu Qualle
oder Würfelqualle gibt es zwischen August und Ende September im flachen Meer Okinawas. Ein Kontakt mit der Qualle kann zu tödlichen Vergiftungen führen.
Auf welche Tiere man gerade aktuell Acht geben muss, entnimmt man den warnenden Plakaten mit Bildern und englischen Erklärungen. Die hab ich in fast jeder Toilette auf der Insel gesehen.
Ich habe gleich gelernt: Alles, was HABU im Namen hat, ist gefährlich.
Okinawas Getränkekarte
- Orionbier • オリオンビール
- Awamori • 泡盛 ist ein destillierter hochprozentiger Reisschnaps mit zuviel Alkohol (um die 40%)
- Awamori wird gerne mit Wasser verdünnt zu Mizu-wari • [tooltip tip=“wörtlich: mit Wasser reduziert“]水割り[/tooltip].
- Habusake • ハブ酒 das ist Awamori mit einer Habu-Schlange in der Flasche.
Habu heißt auch hier GEFÄHRLICH!!! Der haut richtig rein.
Auf kulinarische Okinawa Reise
Die Grundnahrungsmittel auf Okinawa sind Schweinefleisch und Meeresalgen.
Goya-chanpuru • ゴーヤーチャンプルー
Ein gemischtes Pfannengericht aus Schweinefleisch, Goya (einem gurkenähnlichen Gemüse mit vielen kleinen Auswüchsen, das sehr bitter schmeckt) und dem „Inseltofu“. Shima-dofu hat eine recht feste Konsistenz und ist gut zum Braten geeignet.
Rafutii • ラフティー
Schweinebauch in Ingwer-Sud gedünstet mit braunem Zucker, Reiswein und Sojasoße. Auf der Hauptinsel ist dieses Gericht bekannt als Buta no Kakunin • 豚の角煮.
Mimigaa • ミミガー
Delikatesse aus dünn geschnittenen Schweineohren in Essig.
Chiragaa • チラガー
Ähnlich wie Mimigaa, nur stammen die dünn geschnittenen Schweineteile dieses Mal aus dem Gesicht des Tieres.
Ikasumi-jiru • イカスミ汁
Eine pechschwarze Suppe mit Tinte vom Tintenfisch mit Tintenfisch-Stückchen verfeinert. Danach ist unbedingt Zähneputzen angesagt.
Okinawa-Soba • 沖縄そば oder Soki-Soba • ソーキそば
Eine warme Nudelsuppe aus Schweinefleischbrühe, Awamori und braunem Zucker, natürlich mit Fleischeinlage.
Hirayachi • ヒラヤーチー
Eierpfannkuchen mit Gemüse und Fleisch (Okonomiyaki auf Okinawa)
Umi-budo • 海ぶどう
Übersetzt sind das die Trauben aus dem Meer, eine Algenspezialität, die aussieht wie grüner Kaviar an einem Strauch.
Tacorice • タコライス
Das Gericht ist mit den Amerikanern auf die Insel gekommen und angepasst worden:
unterste Schicht ist Reis, darauf kommt eine kräftig, leicht scharfe Hackfleisch-Sauce und zum Schluss noch ordentlich Salat mit frischen Tomatenstücken drauf. Und fertig.
Ungewöhnliche Früchte wachsen hier einige und sind nicht teuer.
Alles, was aber von der Hauptinsel kommt, ist unerschwinglich. Äpfel aus Aomori kosten drei mal so viel wie bei uns in Tohoku. Deshalb werde ich mich auf die für mich neuen Insel-Früchte stürzen:
Drachenfrucht • ドラゴンフルーツ oder Pitaya • ピタヤ
Die kommt aus der Familie der Kakteengewächse, schmeckt ähnlich wie eine Kiwi und ist genauso gesund. Ideal um Vitamine und Energie auf langen Radtouren zu bekommen.
Okinawas Wahrzeichen: Shisa
[tooltip tip=“gesprochen: shiissaa – mit scharfem S wie in schießen„]シーサー[/tooltip] • Shisa
Man sieht sie eigentlich überall: die Löwen, die Beschützer.
Auf Hausdächern, an Brücken, an vielen Eingängen von Häusern und Tempeln, aber auch auf Verpackungen und natürlich in jedem Souvenirshop, gibt es die hundeähnlichen Löwen.
Alles was in irgendeiner Form Schutz benötigt, wird mit Shisa dekoriert.
Die Löwen treten meistens als Paar auf und sind das beliebteste Mitbringsel von den Inseln. Der linke Löwe, hat den Mund geschlossen und der rechte Löwe hat den Mund weit geöffnet.
Dazu habe ich unterschiedliche Geschichten gehört.
Am besten hat mir die Mann-Frau-Geschichte gefallen: Der mit dem geschlossenen Mund steht für den Mann im Haus, der eher ruhig ist und die Klappe hält, während der Löwe mit dem geöffneten Mund die immer quatschende Frau symbolisiert (erzählt von Männern in einer Kneipe beim Awamori-Trinken). Ob das so stimmt?
Gerne habe ich den Leuten erzählt, dass wir im Deutschen Wörter haben, die ähnlich klingen, allerdings mit etwas anderer Bedeutung: Der Schisser (ist das Ostwestfälisch? Ich weiß es nicht.) Und dann gibt es da auch noch eine bekannte Schlüpfer-Marke. Obwohl, da passt das mit dem Beschützen irgendwie wieder.
Ganz sicher kann ich aber sagen, dass Shisa aus China stammen. Dort habe ich die tatsächlich sehr oft gesehen, allerdings nur halb so gut vermarktet wie auf Okinawa.
Ein Freund von mir hat ein Fotostudio auf Okinawa mit dem Schwerpunkt auf Hochzeiten: Fotoshisa genannt.
Pete hat mir eine ganze Reihe wunderschöner Fotos zur Verfügung gestellt, die ich in meinen Artikel verwenden darf, denn selbst habe ich nur sehr wenig fotografiert – wie immer. Seine Unterwasserfotos finde ich wunderschön:
Taucherparadies Okinawa
Ein Tauchpass ist erforderlich, um sich diesem Erlebnis hinzugeben. Die beliebtesten Tauchspots der Inseln sind:
- In der Meerenge zwischen Iriomote-jima • 西表島 und Kohama-jima • 小浜島: vor allem im Frühling und im Sommer wimmelt es nur so von Mantarochen.
(Jima bedeutet übrigens Insel) - Vor der Küste von Ishigaki-jima • 石垣島: hier gibt es noch ein beliebtes Ausflugsziel für Mantarochen und Taucher
- Vor dem Kap Madea / Madea Point: auf der Hauptinsel bei Onna werden zahlreiche tropische Fische von den Klippen angezogen. Hier muss man dem Strom an Papagaienfischen, Clownfischen und Barakudas regelrecht ausweichen.
- Cape Irizaki • 西崎 vor der Küste von Yonaguni-jima • 与那国島: Im Winter haben hier Hammerhaie Hochsaison
- Unterwasserruinen vor Yonaguni-jima • 与那国島: sind selbst Geologen bis heute ein Rätsel
- Unterwasserhöhlen vor Miyako-jima • 宮古島: für erfahrene Taucher ein echtes Abenteuer
Tauchschulen und organisierte Tauch-Touren für nicht-japanisch-sprechende Touristen gibt es einige, vor allem in Chatan auf der Hauptinsel nicht weit von Naha, z.B. Reef Encounters.
Beliebte Badestrände auf der Hauptinsel Okinawa-jima • 沖縄島
Namen wie An Moon Beach oder Manza Beach werden mir immer wieder genannt als die schönsten Strände, die ich unbedingt besuchen muss. Diese Strände sind bei Japanern sehr beliebt.
Aber eigentlich gibt es so unendlich viele Küsten und kleine Buchten zu entdecken, dass es schwer fällt, keinen Strand zu sehen.
Meine Okinawa Reise
Die große Okinawa Insel mit ihren kleinen Inseln in der Umgebung ist mein nächstes Ziel. Mit dem Containerschiff steuern wir hier auf die Hauptstadt Naha zu.
Und hier gehe ich als nächstes an Land.
Ich freu mich schon. Endlich geht es los.
Die Fahrt mit dem Zug und mit dem Containerschiff hat ja auch lange genug gedauert (insgesamt 48 Stunden).
Mehr zu den einzelnen Orten wird es dann in den weiteren Artikel zu meiner Reise geben. Und am Ende ist auch noch ein Teil mit Reiseinformationen für dich geplant.
Als nächstes steht aber erstmal die Stadt Naha mit ihren Sehenswürdigkeiten auf meinem Programm. Und dann muss ich ja auch noch ein Fahrrad finden.
Warst du schon mal auf Okinawa oder kannst meine Liste mit Wissenswertem ergänzen, dann hinterlasse mir doch gerne einen Kommentar unter dem Artikel.
Teile den Artikel gerne auch mit Freunden, die das interessieren könnte:
Pingback: Was wir diese Woche verfolgten – KW 33 2016 - 1mal1japan.de
Hey, ich muss sagen, dass ich bisher noch gar nichts über Okinawa wusste.
Total spannend. Und das mit HABU ist direkt in mein Langzeitgedächtnis gewandert 😉
Liebe Grüße,
Tabitha
Liebe Tabitha.
Oh. Sehr schön und du nennst dich Tabitha. Tabi bedeutet auf Japanisch der Reisende / die Reisende. Das passt schin mal.
Liebe Grüße
Daniela
Also ich habe gerade jede Menge gelernt. Und _habu_ ebenfalls gleich in den Wortschatz aufgenommen 😉 Ich bin wirklich überrascht, wie viele Menschen auf den doch im Verhältnis recht klein wirkenden Inseln leben. Oder täuscht das?
Toll, wie du das alles beschreibst. Japan vom Wohnzimmer aus! 😀
Freu mich zu hören, dass ich dir ein Stück Japan ins Wohnzimmer gebracht habe 😉
Die meisten Menschen leben tatsächlich auf der Hauptinsel Okinawa Honto (1, 2Mio). Da leben knapp 1000 Einwohner auf einem qKm. Im Vergleich dazu sind es in Berlin fast 4000 Einwohner und in Tokyo knapp 15.000!!!
Kommst du aus einer eher kleinen Stadt?
Liebe Grüße
Daniela
Nunja, je nachdem wie man es sieht – ich komme aus Bremen 😉
106 x 31 km klingt halt nicht nach so wahnsinnig viel Platz für über eine Million Menschen. Aber es fällt mir auch schwer, mir überhaupt eine Million Menschen vorzustellen ^^‘
Hallo!
Ich hätte eine allgemeine Frage zur Inselgruppe rund um Okinawa.
Was wäre aus eurer Sicht die beste Reisezeit? Eher April oder doch ab Mitte September? Im Sommer regnet es ja doch sehr viel oder?
Danke für eure Antworten.
Hallo Andi,
so pauschal kann man das leider nicht sagen. Das Wetter ist ja immer eine sehr ungewisse Angelegenheit. Es gibt verregnete Sommer und dann auch wieder nicht. Eigentlich habe ich in meinem Monat August/ September insgesamt dann auch nur ein paar Tage Regen und Wind gehabt. Der Rest der Zeit war heiß.
Die Taifunzeit kann übrigens bis in den Winter hineingehen. Wenn du also aussuchen kannst, ist Ende April die bessere Wahl. Dann ist es aber auch am teuersten, denn Anfang Mai ist ganz Japan unterwegs – Golden Week! Du siehst, eine pauschale Antwort fällt mir schwer.
Liebe Grüße und viel Spaß, wenn es soweit ist.
Daniela
Hi Daniela!
Vielen Dank für die Infos.
lg Andi