Was der Bauer nicht kennt, das ist ihm nicht geheuer!
Die kleinen „Kack-Häufchen“ auf dem Tisch werden ungläubig betrachtet.
Keiner greift zu!
„Die wollen uns wohl vera****en. Das esse ich niemals!“, lese ich in den Gesichtern unserer Gäste.
Unsere deutschen Freunde kommen gerne zu Besuch, wenn wir ankündigen, dass wir japanisch kochen. Wir bemühen uns, den deutschen Geschmack zu treffen und liegen mit Curry-Reis, [tooltip tip=“einer Art japanischer Pizza“]Okonomiyaki[/tooltip], [tooltip tip=“gefüllte Teigtaschen“]Gyoza[/tooltip], [tooltip tip=“Nudeln aus Buchweizen“]Soba-Nudeln[/tooltip] oder Miso-Suppe meistens nicht so falsch. Auch freuen sich unsere Freunde immer auf die japanischen Snacks, die wir nach dem Essen reichen.
Immer? Nein, nicht immer.
Denn manche Dinge machen Angst.
„Was zum Teufel ist das?“ Ka…?
Karinto – ein japanischer Snack mit Tradition
Schreibt sich eigentlich [tooltip tip=“gesprochen: Karintoo“]Karintou[/tooltip] • かりんとう • 花林糖 mit einem langen o am Ende, aber das u am Ende lass ich heute einfach mal weg.
Ka-rin-tou • 花 林 糖 bedeutet übersetzt in etwa: das Blumenwäldchen aus Zucker.
Schon seit über 1000 Jahren essen Japaner die frittierten Stangen, umhüllt mit Zuckerguss. Richtig bekannt wurde Karinto aber erst in der [tooltip tip=“ Abschnitt der japanischen Geschichte von 1603 bis 1868″]Edo Zeit[/tooltip].
Besonders gerne zu grünem Tee gereicht, ist die klassische Variante bis heute ein beliebter Snack, vor allem bei der älteren Generation.
Der Geschmack ist einzigartig und schwer zu beschreiben: es schmeckt malzig, ein wenig nach verbranntem Zucker, ist knusprig hart, süß, frittiert und klebrig.
Fingerfood, das seinem Namen alle Ehre macht: gegessen werden die fingerähnlichen Teile nämlich mit der Hand.
Die Zutaten – nicht sehr japanisch
Mehl, Backpulver, brauner Rohr-Zucker, Salz, Wasser und Öl.
Daraus wird ein Teig gemacht, in Streifen geschnitten, frittiert und anschließend karamellisiert. So einfach ist das!
Selbst gemacht habe ich das allerdings noch nie! Daher kann ich dir auch kein Rezept zum Nachmachen empfehlen.
Denn Karinto ist eine kleine Wissenschaft für sich.
Spezialgeschäfte
Die süßen Dinger gibt es eigentlich in jedem japanischen Supermarkt, [tooltip tip=“der japanische Convenience Store, der 24 Stunden geöffnet hat“]Konbini[/tooltip] und sogar im 100 Yen Shop. Aber Karinto ist nicht gleich Karinto.
Es gibt in Japan kleine Läden, die sich auf diese karamellisierte Süßigkeit spezialisiert haben. Du wirst viele verschiedene Geschmacksrichtungen finden. Solltest du einen solchen Laden entdecken, nutze die Gelegenheit, dich hier einmal durchzuprobieren.
Einen Eindruck von der Vielfalt, der Herstellung und ein paar Läden in der Umgebung von Tokyo findest du HIER (japanische Seite).
Die bekannte Kette Azabu Karinto 麻布かりんと (japanische Seite) gibt es auch in anderen Städten Japans.
Typisch Japanisch
Was Karinto so typisch japanisch macht, ist die Einfachheit: Schlichte Form und wenig Zutaten.
Und trotzdem gibt es geschmacklich unglaublich viele Unterschiede. Diese Feinheiten, z.B bei der Verwendung unterschiedlicher Mehlsorten, können Japaner herauszuschmecken.
Karinto ist übrigens 100% vegetarisch, auch wenn es aussieht, wie kleine Salamis, und etwas kalorienlastiger als man es von japanischen Snacks erwartet.
Karinto weckt Erinnerungen
Mein Mann [tooltip tip=“gesprochen: Daiske“]Daisuke[/tooltip] liebt Karinto.
Der Geschmack erinnert ihn an seine Großeltern und an Japan. Er fühlt sich zurückversetzt in seine Kindheit.
Jeder Mensch hat wohl so einen Geschmack oder einen Geruch, der ihn an seine Kindheit erinnert, nicht wahr? Bei mir ist es ein rohes Ei, das mit viel Zucker und Kakao so lange geschlagen wird, bis sich der Zucker aufgelöst hat und eine cremige Masse entstanden ist. Mag auch nicht jeder, dabei ist es so lecker.
Ein ungewöhnliches Geschenk
Karinto sieht anders aus, als es schmeckt, ist in Deutschland so gut wie unbekannt und gehört zu den Süßigkeiten, von denen die Welt nicht spricht.
Wenn du aber neben Kitkat- Packungen und [tooltip tip=“die japanischen MIKADO Stäbchen“]Pocky[/tooltip]-Schachteln noch etwas Platz in deinem Koffer hast, dann nimm doch ein paar Tüten dieser kleinen süßen Sticks aus Japan mit in deine Heimat.
Der eine wird sie lieben, der andere vielleicht gar nicht erst probieren. Aber du kannst eine weitere typisch japanische Süßigkeit präsentieren.
Kennst du Karinto? Schon mal probiert?
Was erinnert dich sofort an deine Kindheit?
Dieser Artikel ist einer der ersten in der Rubrik NIPPONPOI – Typisch Japan. Hier möchte ich dir für Japan typische Dinge vorstellen, auf die wir in Deutschland nicht verzichten können.
Teile den Artikel gerne auch mit Freunden, die das interessieren könnte:
Hallo du Liebe! Ein interessanter Bericht- es ist immer spannend zu lesen, was es in anderen Ländern für Leckereien gibt. Ich wünsche dir ein schönes Wochenende! Liebe Grüße, Birgit 😘
Hallo liebe Birgit,
vielen Dank. Die eher unbekannten Dinge müssen auch mal erwähnt werden. 😉
Herzliche Grüße
Daniela
Wir lernen immer gerne lokale und regionale Spezialitäten kennen. Dabei springen wir auch manchmal über unseren Schatten, wenn wir etwas probieren sollen, das nicht gleich so einladend aussieht. Allerdings denke ich, wenn ich mir Deine Fotos so ansehe, dass mit das Probieren von Karinto keine Überwindung kosten würde.
Das denke ich auch. Wenn man sich auf den süßen Geschmack einstellen kann, dann hilft es schon
Besonders attraktiv ist der Snack nicht unbedingt. Was aber vermutlich nichts über den Geschmack aussagt. LG Claudia
Da hast du Recht. Man muß einfach selbst probieren.
Hallo Daniela,
die kleinen Karintos würde ich sofort probieren wollen. Gibt es diese Süßigkeit überall in Japan oder nur in bestimme Regionen?
An meine Kindheit erinnert mich immer „Kalter Hund“. Den Butterkeks-Schokokuchen hat meine Oma immer gemacht und ich habe ihn geliebt.
Liebe Grüße,
Anne
Hallo Anne,
die Süßigkeit gibt es im ganzen Land. Besonders bekannt sind aber die aus Tokyo und Hokkaido.
„Kalter Hund“ war der erste Kuchen, den ich als Kind „gebacken“ habe. Kinderkochkurs bei der VHS. Da werden sofort wieder Erinnerungen wach.
Liebe Grüße
Daniela
Auf den ersten Blick habe ich da ja direkt an etwas „fleischiges“ Gedacht. Der Schein trügt. Ich bin ja generell ein Verfechter davon alles zu probieren. Da werde ich mal in meinem asistischen Großmarkt die Augen aufhalten. 🙂
Dann bin ich mal gespannt, wie es dir schmeckt! Berichtest du’s mir?
Vom Aussehen her, hätte ich da nie im Leben zugegriffen, aber von dem was drin ist klingt es total lecker. Frittiert und karamellisiert , dass kann ja nur gut schmecken 🙂
Jetzt weißt du was es ist, wenn dir jemand Karinto anbietet. Viel Spaß beim Probieren
Na die sehen wirklich „interessant“ aus und tatsächlich hab ich sie in meinem Japanurlaub nicht probiert, aber einfach deshalb, weil sie mir nicht aufgefallen sind, bei all den für mich neuen Leckereien:)
Ich würde sie aber probieren, wenn sie zum Nachtisch auf den Tisch kämen, japanisches Essen fnd ich zu größten Teilen nämlich einfach nur super lecker.
Mittlerweile sind ein paar Stunden vergangen seit deines Kommentare und ich habe mich gefreut, dich heute mal „in real life“ getroffen zu haben.
Und jetzt hast du auch gleich mal die süßen Dinger probieren können. Nächstes Mal bring ich dir dann Melonpan mit 😉
Liebe Daniela,
da hast du uns mal wieder was Tolles vorgestellt. Noch nie gehört und wahrscheinlich hätte ich eher was Deftiges dahinter vermutet: Sieht für mich aus wie kleine Rindsbratwürstchen.
An meine Kindheit erinnern mich vor allem Pfannkuchen mit Nutella! Das war mein Lieblingsessen und ich konnte das Morgens, Mittags oder Abends essen und war glücklich.
Liebe Grüße
Barbara
Lieben Dank, Barbara,
Da haben wir ja was gemeinsam. Ich hatte zwischenzeitlich den Spitznamen „Nutella“, weil ich immer ein Nutellabrot in der Hand hatte.
Süße Grüße
Daniela
Vielen Dank für die Verkostung gestern beim Blogtisch! Ich hätte auf den ersten Blick auch eher auf mit Sojasoße überzogene salzige Reiscracker getippt. Aber die Teile sind wirklich süß und schmecken „interessant“. Muss wohl an der Kindheitserinnerung deines Mannes liegen, dass er diese liebt 😉
Liebe Katja,
Vielen Dank für’s Probieren 😉 Zu meinen allerliebsten Süßigkeiten gehört Karinto nicht, wobei ich in Japan welche probiert habe, die nicht ganz so süß waren wie die, die hier in Deutschland erhältlich sind.
Nächstes mal bringe ich mal was „Normales“ mit 😉
Bis zum nächsten Mal beim Blogtisch in Berlin
Daniela
Deinen ersten Satz stimme ich echt zu. Ich sah das Bild und dachte nichts gutes. Trotzdem habe ich fleißig gelesen und würde am liebsten einen Karinto haben und probieren.
Ich hoffe, es verschlägt uns mal nach Japan!
Dann musst du unbedingt davon berichten.
Japan würde dir gefallen. Es ist „sehr fotogen“.
Liebe Grüße
Daniela
Liebe Daniela,
kochst du regelmäßig japanisch?
Vielleicht solltest du diese kleinen „Kackhaufen“ mal zum nächsten Bloggertreffen anfertigen 🙂
Auf die Verkostung bin ich gespannt.
Liebe Grüße
Katja
Liebe Katia,
ich bringe gerne ne Tüte davon mit und koche was, das weniger Öl und Zucker enthält. Von dem selbstgemachten Karinto bin ich nicht überzeugt.
Nächsten Bloggertreffen? Wann? Wo? Wie? Bin dabei!
Liebe Grüße
Daniela
Haha….als mein Sohn das Foto sah, fragte er sofort nach Kacke. Ich stelle mir das grad mal auf den naechsten Kindegeburtstag vor. Das sollten wir ja auch in Suedostasien einfach bekommen 😉
Haha. Geradeheraus gesagt, so gehört sich das!
In China gibt es die auf jeden Fall, weiß aber nicht, wie die da heißen. In Thailand, Malaysia und Singapur auch. Gibt es eigentlich überall, wo es Chinesen gibt… Also überall. 😉
Hallo Daniela! 🙂
Ich hatte bevor ich deinen Blog verfolge, Japan absolut nicht auf dem Schirm! Deine tollen Artikel ermutigen mich dennoch vielleicht mal nach Japan zu reisen! Haha und mit Essen bekommt man mich am ehesten ins Land 😛 Der Snack sieht nicht schön aus aber Süßkram klingt immer gut für mich 😛
Lieben Gruß aus Uganda wo ich leider immer noch keinen Süßkram entdeckt habe 🙁
Hallo Franzi,
Uganda und Süßigkeiten, stelle ich mir nicht leicht vor, da was zu finden. Zuckerrohr Lutscher? Gab es da nicht etwas in diese Richtung.
Aber danke für das tolle Kompliment aus der weiten Ferne. Uganda und Japan, ob es da wohl Gemeinsamkeiten gibt?
Liebe Grüße und pass schön auf dich auf.
Daniela
Das habe ich in Japan sogar tatsächlich mal ausprobiert – auf Reisen wird man ja mutig (da isst man auch schonmal Meerschwein) – ich fands ganz interessant, vor allem das Aussehen „Kackhäufchen“ triffts wohl ganz gut
Oh super. Interessant ist vielleicht das passende Wort!
Meerschweinchen? Warst du in Peru?
Ich erinnere mich nicht mehr genau an die Nationalität, aber irgendjemand hat mal gelacht, als er hörte, dass wir Deutschen diese braunen Erdäpfel namens Kartoffeln essen 😉
Hey Daniela,
von diesen kleinen Teilchen habe ich noch nie gehört. Und zugegeben dachte ich beim ersten Foto nicht direkt „wow, das muss lecker schmecken“. Haha! Aber als du die Zutaten und den Geschmack erwähnt hast, wurde ich doch neugierig. Ich glaube, ich muss die mal irgendwo probieren. Hier zeigt sich wieder einmal mehr: Es kommt nicht nur auf das Aussehen an!
Liebe Grüße
Janet
Das denke ich auch immer wieder „Es kommt nicht nur auf’s Aussehen an!“ schön gesagt.
Es gibt viele Dinge, die auch mir nicht schmecken. Aber ich urteile immer erst, nachdem ich es probiert habe.
Wenn man sich wie ich, intensiv mit dem japanischem Schwertkampf und der japanischen Kultur beschäftigt, gehört nun mal auch das Essen dazu. Und das ist wie wohl überall, teils fremdartig für unseren Gaumen, teils sehr lecker
Hallo Fredo,
da stimme ich dir voll und ganz zu. Mir schmeckt auch nicht alles. Weiß ich aber auch erst, nachdem ich es probiert habe – wie du!
Liebe Grüße
Daniela
Hallo Daniela,
Karinto habe ich vor einigen Jahren in einem Combini gekauft. Ich finde sie sehr lecker. Aber seit Deinem Beitrag weiß ich auch, was ich damals gegessen habe. Danke für den Beitrag. Ich werde demnächst Ausschau nach einem Azabu Karinto halten. Ich wusste nicht, dass es solche Shops gibt.
Hi Kevin,
man muss ja nicht unbedingt den Namen kennen, wenn man etwas probiert. Aber es hilft!
Hallo Daniela,
ich liebe kokutou karintou. In Japan gehörte mindestens 1 Packung die Woche zu meinen Essgewohnheiten. Nachdem ich nun wieder zurück bin habe ich trotz horrenden Preisen vor kurzem in einem Düsseldorfer Japanshop nicht widerstehen können und 4 Packungen gekauft.
Pro 140g Packung 4,40 EUR! Also ungefähr das 4-fache was es in einem Konbini in Japan kostet! Natürlich habe ich dann jede Packung nur zu besonderen Anlässen geöffnet und besonders genossen 😉
Hast du vielleicht Tipps woher ich sie günstiger bekommen könnte? Woher hattest du deine Portion denn?
Grüße,
Roland
Hallo Roland,
ich musste leider auch auf die teuren aus dem Asialaden zurückgreifen.
Beim nächsten Japanbesuch leg ich mir einen Vorrat an.
Wenn ich was günstiges entdecke, melde ich mich nochmal.
Liebe Grüße Daniela