Japan feiert den Tag des Meeres – Umi no Hi | 海の日

Umi no Hi ‐ 海の日 - der Tag des Meeres. Bild am Meer mit Toori in Japan | Nipponinsider

[Update: Juli 2023]

Das Meer.

Endlose Weite. Freiheit.

Rauschende Wellen, die ihren eigenen Rhythmus haben.

Der Horizont in weiter Ferne.

Blauer Ozean, blauer Himmel und schäumend weiße Wellen.

Wenn dann die rote Sonne im Meer versinkt, ist das der Moment des Tages, an dem ich  innehalte und denkt: „Wie schön! Der Tag hat sich gelohnt. Was bin ich doch für ein Glückspilz, dass ich das erleben darf!“

Sonnenuntergang am Meer von Hokkaido / Japan | Nipponinsider

©2007 by Nipponinsider | Sonnenuntergang am Meer auf Hokkaido


„Das muss gefeiert werden!“

Das Meer hat seinen Feiertag verdient. Dass es den seit 1996 in Japan gibt, wundert mich gar nicht.

Ohne Meer gäbe es Japan schlichtweg nicht. Aus Nippon Insider wäre Rossiya Insider oder Zhongguo Insider geworden. Oder vielleicht würde mein Blog heute den Namen Hangug Insider tragen, und es ginge dann hauptsächlich hier um Kimchi, wer weiß?

Da bin ich dem Meer schon dankbar, dass es ein Land mit 6852 Inseln erschaffen hat: JAPAN oder Nippon, wie Japaner*innen ihr eigenes Land nennen.

Und auch, wenn ich in Biologie eine Niete war, soviel ist hängen geblieben:

Ohne Meer kein Leben.

Das kann man ruhig einmal im Jahr feiern!

Um all das geht es beim Umi no Hi, dem Tag des Meeres – allerdings nicht!


Worum geht es beim „Tag des Meeres“?

Sollte das der erste Artikel zu einem Feiertag sein, den du hier liest? Dann kann ich dich vielleicht noch überraschen.

Wenn du Artikel anderer nationaler Feiertage von mir gelesen hast, dann wirst du jetzt schon eine leise Ahnung haben. Ja, richtig…

es geht wieder nur um einen freien Tag!

Weil es zwischen Mai und September keine gesetzlichen Feiertage in Japan gibt, hat man 1996 den den Tag des Meeres eingeführt.

Und auch wenn ich es jetzt vorweg nehme: Der nächste gesetzliche Feiertag am 11. August ist aus dem gleichen Grund ins Leben gerufen worden.

2014 hat man beschlossen, es soll ab 2016 auch einen Yama no Hi • 山の日 • einen Tag des Berges geben. Damit bleibt der Juni der einzige Feiertags freie Monat in Japan!

Vielleicht ist ja HIER was Passendes für den Juni dabei?


Wann wird gefeiert?

Zunächst fand der Tag des Meeres immer am 20. Juli statt, aber 2003 wurde er auf den 3. Montag im Juli verschoben. Damit ist ein langes Wochenende immer garantiert. Diese Regelung nennt sich das Happy Monday System oder wie die Japaner sagen Happi Mande Seido.

2023 wird der Tag des Meeres am 17. Juli“ gefeiert“.


Warum wird gefeiert?

Damals las ich die Geschichte vom Meiji-Emperor. Der war 1876 mit dem Dampfschiff zum ersten Mal an die Küste der Tohoku Region gefahren und ist bis nach Hokkaido gekommen. Am 20. Juli kehrte er von dieser unglaublichen Reise nach Yokohama zurück.

Viele Japaner*innen, die ich danach fragte, hörten die Geschichte jedoch zum ersten Mal. Als Antwort auf die Frage Warum der Tag des Meeres gefeiert wird, bekam ich meistens zu hören: „Na, weil wir die Gelegenheit bekommen sollen, mal wieder was mit der Familie zu machen.“

Ein Ausflug zum Meer bietet sich da an.

zwei Jungs auf dem Schiff blicken aufs Meer | Nippininsider


Wie wird der „Tag des Meeres“ gefeiert?

Tatsächlich sind vielen bekannte Badestränden in Japan an diesem Tag sehr gut besucht.

Es finden Konzerte, maritime Ausstellungen und Wassershows statt und Essensstände verkaufen japanische Köstlichkeiten.

Viele junge Menschen verbringen gerne einen Tag am Strand, um schwimmen, surfen oder schnorcheln zu gehen. Die kühle Brise am Meer ist eine willkommene Abwechslung zum heißen Stadtleben dieser Tage.

Gerne wird das lange Wochenende für einen kurzen Urlaub genutzt, damit sich die teure Fahrt mit dem Shinkansen, dem japanischen Schnellzug, zum Strand lohnt.

Allerdings ist das Sonnenbaden, also auf dem Handtuch in der Sonne liegen, nicht üblich. Japaner*innen halten sich, so weit es möglich ist, im Schatten auf.

Die Strände nahe den großen Metropolen sind oft nicht zum schwimmen geeignet, da das Wasser dort eine schlechte Qualität hat. Man kann dort aber durchaus am Meer spazieren gehen.

Eine Liste mit beliebten Stränden und tolle Fotos findest du hier:

  • Surfinginjapan.com – die besten Strände zum Surfen (auf Englisch)
    (ein Freund war hier für den Teil mit den wahrscheinlich schönsten Stränden in Japan zuständig – Okinawa)
  • japan-guide.com – ausführliche Liste auf Englisch
  • japan-experience.de stellt 5 schöne Strände vor (auf Deutsch) – Tohoku fehlt hier leider mal wieder komplett

Junge Mädchen am Strand auf Okinawa, Japan. Im Meer ein paar Schwimmer und Schnorchler | Nipponinsider

Ich erinnere mich noch gut an den Umi no Hi als den Tag, an dem die Schulferien begannen. Ich habe einige Jahre als Lehrerin an verschiedenen Schulen gearbeitet. Der erste Ferientag begann für viele meiner Schüler*innen mit einem Familienausflug ans Meer.


„Umi no Hi“ ist Festivalzeit

Bekannt ist vor allem in Tokyo das Odaiba-Festival. Dabei werden abends am Strand viele Papierlaternen aufgestellt und machen den Strand und das Meer zu einem sehenswerten, fast mystischen Ort.

Am Hafen von Yokohama findet jedes Jahr ein großes Feuerwerk statt.

Von einer interessanten Art, sich bei dem Meer zu bedanken, erzählte mir mein Japanischlehrer: Dabei wird Schlamm ins Meer geworfen, um das Ozean-Wasser auf diese Weise zu reinigen. Die Schlammbälle sind mit irgendeinem Wundermittel angereicht, angeblich unbedenklich für Natur und Menschen. Selbst erlebt habe ich das Schlamm-ins-Wasser-werfen allerdings nie.

Nicht nur Sommerferien werden mit dem Umi no Hi eingeleitet, sondern auch die offizielle Schwimmsaison wird eröffnet. An vielen beliebten Badestränden in Japan gibt es Lifeguards. Die sitzen aber nicht das ganze Jahr über in ihren Hochsitzen, wie man sie aus Baywatch kennt, sondern nur zur offiziellen Badesaison. Außerhalb der Saison wird vor dem Schwimmen gewarnt, da es gefährliche Strömungen im Meer gibt.

Denn das Meer ist und bleibt unberechenbar für den Menschen.

Die Badesaison wird eröffnet: Hochsitz am japanischen Strand | Nipponinsider

Ich kenne trotzdem viele Menschen, die sich vom Meer angezogen fühlen. Viele fühlen sich dort zuhause, fühlen sich dort einfach am wohlsten. Ich nenne sie gerne die Meer-Menschen.

Ich bin es nicht.


Was das Meer mit mir macht

Ich mag den Blick zum Horizont, der mir ein Gefühl von endloser Freiheit vermittelt.

Ich mag das klare Blau des Ozeans und ich mag die Sonnenuntergänge am Meer.

Ich mag es auch, meinen Kopf in die Oberfläche zu tauchen, mit der großen Plastikscheibe vor den Augen und einem Gummipropfen im Mund zu atmen und mich in die Unterwasserwelt zu begeben.

Wenn ich dann die bunten Fische entdecke, kommt ein undefiniertes Geräusch aus dem Schnorchel, welches übersetzt so viel wie „Oh, wie schön!“ bedeuten soll.

Ich mag auch die Stille im Wasser, das dumpfe rauschen des Meeres.

Aber mir macht das Meer auch Angst. Es ist so eine ganz eigene Welt mit seinen eigenen Regeln und Gesetzen.

Wenn ich einem Fisch in die Augen blicke (das ist tatsächlich schon mal vorgekommen beim Schnorcheln), dann packt mich die Panik. Dann fühle ich mich nicht mehr wohl. Ich habe das Gefühl, der Fisch will mir etwas sagen: „Du hast keine Kiemen, Mädchen. Und deine Haut ist nicht schuppig genug. Lass uns in Ruhe! Und überhaupt, so schwimmt doch kein Mensch!“ – „Recht hast du, kleiner Fisch.“, denke ich dann immer.

Ich bin einfach keine große Schwimmerin – nie gewesen. Ich habe als Kind kein Seepferdchen-Abzeichen auf meinem Badeanzug gehabt – als Einzige!

Mein Schwimmstil ist… sagen wir mal… sehr individuell. Einen Schwimmkurs habe ich als Kind nie gehabt, stattdessen hab ich mir das selbst im Meer beigebracht. So sieht es leider auch heute noch aus.

Bild einer Schildkröte im Wasser von unten, verschwommen | Nipponinsider

Ich bewundere die Surfer, die die Wellen mit ihrem Brett bezwingen können. Auch das habe ich versucht und bin nie eins geworden mit dem Brett und dem Ozean. Obwohl – mit dem Wasser war ich häufiger eine Einheit, als mir lieb war.

Ein Strandmensch bin ich so gar nicht. Ich kann nicht in der Sonne liegen. Einfach nur so daliegen und schwitzen, da langweile ich mich schnell. Urlaub am Strand ist nichts für mich.

Ich bin ein Berg-Mensch.

Das Rauf-und-Runter-laufen, ganz oben stehen und hinunter schauen auf das, was ich da hinter mich gelassen habe, ist ein unbeschreibliches Gefühl.

Alleine der Anblick von Bergen macht mich glücklich. Vielleicht auch ein Grund, warum ich mich in Fukushima so wohl gefühlt habe, konnte ich doch morgens aus dem Fenster auf die Berge schauen.

Gott sei dank hat Japan seinen neuen Feiertag ins Leben gerufen:
Yama no Hi • 山の日 • der Tag des Berges am 11. August

Das wird mein Feiertag!

Leider gab es den Feiertag noch nicht, als ich in Japan lebte. Was ich darüber erzählen werde? Hier erfährst du es.

Was ist mit dir? Bist du eher ein Meer-Mensch oder ein Berg-Mensch?

10 Kommentare

  1. Vielen Dank! Jetzt weiß ich endlich, wofür der Tag steht. 🙂 Das Meer gehört einfach zu Japan dazu!

    Viele Grüße aus Tokio,
    Tessa

  2. Natürlich ist es komplett unterbelichtet, bei Japan nicht sofort an das Meer zu denken. Trotzdem ploppen bei mir eher stille Tempel in malerischen Bergen und Hochhäuser auf, wenn ich mir Bilder von Japan vorstellen soll. Danke, dass du das ein wenig gerade gerückt hast!

    • Ja, ich denke auch eher an Berge uns Tempel und weniger an Strandurlaub, bei Japan. Aber schön, dass es eigentlich alles gibt, oder?

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