Wer denkt, dass Anime schauen harmlos ist?
Es kann das ganze Leben verändern.
Davon handelt der Gastartikel von Andrea, die ihr Wissen und Erfahrungen auf ihrem Blog Selfmade Japan weitergibt. Eine Kurzfassung ihres Artikels findest du dort ebenfalls: Japan & Ich – 日本と私
Warum ich Japan liebe
Wenn ich darüber schreibe, was mich persönlich an Japan fasziniert, so schreibe ich gleichzeitig über einen großen Teil meines Lebens.
Denn die Faszination begann bereits früh in meiner Kindheit, als ich im zarten Alter von fünf Jahren vor dem Fernseher saß und bis heute noch glasklar vor meinem Auge habe, wie das „Königin der 1000 Jahre“-Opening auf dem Bildschirm lief – damals noch im Original (Japanisch) gesungen. Zu dieser Zeit liefen viele Anime auf dem Sender TELE 5 und wurden von mir begeistert aufgesaugt.
Ein paar Jahre später, als ich mit meiner Mutter einkaufen ging, entdeckte ich in einem Laden süße Figürchen in Matrosenkleidchen, von denen ich einfach nicht die Augen lassen konnte. Zwischen all den Zeitschriften sah ich plötzlich eines dieser Matrosenmädchen auf einem Cover wieder und war von ihrem Aussehen ganz fasziniert. Erneut ein paar Jahre später sah ich das blonde Mädchen mit den beiden Kugelzöpfen plötzlich im Fernsehen und war wie vom Donner gerührt. Wenn ich an diesen Moment denke, so stellt er den wahrscheinlich größten Wendepunkt in meinem Leben dar – denn zu diesem Zeitpunkt begann meine Liebe zu einem fernen Land namens Japan, wenn auch erst mal nur in gezeichneter Form. Vor allem die Hochhäuser hatten es mir angetan 😉
Es geschah im Gymnasium, als ich den Flur entlanglief und auf einem der aufgestellten Tische ein paar Flyer herumliegen sah. Auf einem der Zettel war etwas zu sehen, das meine Aufmerksamkeit auf sich zog – es sah genauso aus wie in den Animes, die ich aus dem Fernsehen kannte.
Es war ein Bild von Tokyo, inmitten einer Werbung für einen Schüleraustausch nach Japan.
Ich dachte nur: DAS ist es!
Nach wenigen Monate war es dann soweit: Ich saß im Flieger nach Japan, ganz allein auf mich gestellt und voller Erwartungen an das, was kommen würde.
Und das echte Japan war tatsächlich noch viel besser, als ich es mir je hätte vorstellen können.
Ich sah die wunderschönen Großstädte (mit ihren faszinierenden Neonlichtern), aß das leckere Essen, lernte die japanische Höflichkeit, Gastfreundlichkeit und Tradition kennen, besuchte eine japanische Highschool, begeisterte mich für die japanische Ästhetik und fand Freunde, mit denen ich am Ende fließend Japanisch sprechen konnte.
Was als eine fast schon reine Animeliebe begann, veränderte sich mit der Zeit in eine Liebe zum gesamten Land. Für mich stand damals schon fest, dass ich auf jeden Fall für mein ganzes Leben mit diesem Land verbunden bleiben würde.
Nach meiner Rückkehr war klar: Ich werde Japanologie studieren.
Dies tat ich auch und schloss das Studium, welches nochmals einen halbjährigen Aufenthalt in Japan einschloss, erfolgreich ab. Während dieser Zeit habe ich auch meine besondere Vorliebe für japanische Fernsehserien (J-Doramas) entdeckt und gemerkt, wie sehr ich für die japanische Sprache brenne.
Über ganze zehn Jahre hinweg habe ich mir tagtäglich meine Dorama-Dosis einverleibt 😉
Doch auch die Küche, die Ästhetik, die Traditionen und der respektvolle Umgang miteinander sind immer noch das, was Japan für mich bedeutet und was mich so sehr reizt, dass ich beschlossen habe, meinem deutschen Alltag soweit es geht ein wenig dieser japanischen Eigenschaften einzuflößen (und dies in meinem Blog festzuhalten).
Mein Fernweh habe ich dadurch ganz gut im Griff – ich sehe inzwischen sowohl die guten wie auch die schlechten Eigenschaften Japans und habe für mich einen Kompromiss gefunden, der es mir ermöglicht, mit gutem Gewissen MIT statt IN Japan zu leben – wobei ich gegen längere Urlaubsaufenthalte dort selbstverständlich nichts einzuwenden habe 😉
Denn nichts geht über das Gefühl, aus dem Flugzeug zu steigen und nach langer Zeit endlich wieder japanische Luft zu atmen, ein leckeres Onigiri aus dem Conbini zu snacken und durch geschäftige Straßen, ästhetische Gärten und eigenwillige Hintergassen hindurch bis zu einem traditionellen Gasthaus zu schlendern, in dem man sich auf den Tatamiboden setzen und ausruhen kann, bevor es am Abend in eine Karaokebar geht, um das angestaute Fernweh lauthals aus sich herauszusingen.
Ich liebe Japan für das, was es ist – ein Land, das nicht meines ist, aber trotzdem so vieler meiner Sehnsüchte entspricht, dass ich mich selbst als Teil davon sehe und deshalb gar nicht anders kann, als mich für immer mit ihm verbunden zu fühlen.
Ich danke dir sehr, liebe Andrea, für diesen wunderschönen Beitrag.
Schüleraustausch in Japan, auf eine japanischen Highschool… das stelle ich mir alles wahnsinnig spannend vor.
Die Liebe zum J-Drama hab ich mir als kleines Andenken aus Japan auch mitgenommen und finde, es ist die schönste Art, Japanisch zu lernen.
Auf Selfmade Japan findest du übrigens auch einen japanischen Bereich • 日本語のブログ. Ich hoffe sehr, dass sich der in Zukunft füllt. Für mich und alle die fleißig lernen, ist das eine tolle Leseübung 😉
Hier findest die alle bereits gesammelten Geschichten zu dem Thema
WARUM ICH JAPAN LIEBE
Ach, ich wünschte ich hätte auch schon zu Schulzeiten meine Liebe zu Japan entdeckt – vielleicht hätte ich dann auch an einem Schüleraustausch teilnehmen können? 🙂
Bei mir hat sich das Interesse an Japan auch über die Sprache und Animes entwickelt. Leider war ich noch nicht zu Besuch dort, aber meinen Mann habe ich immerhin schon für einen Urlaub in Japan begeistern können!
Ja. Um den Schüleraustausch beneide ich sie auch sehr.
Aber du kommst seine. trau. Ja schon ein Stückchen näher, wenn ihr am eine gemeinsame Reise denkt 🙂