6 Jahre habe ich in Japan gelebt.
Zu meinen täglichen Aufgaben gehörte sie: Die Bento oder O-Bento.
Jeden Morgen stand ich früh morgens in der Küche, um das Mittagessen für meinen Mann in die schwarze Box zu füllen.
Allzu schwierig fand ich es eigentlich nie.
Einfach die Reste vom Abendessen (ich habe die vorher schon beiseite gestellt und gar nicht erst serviert), frischen Reis dazu, eventuell noch ein Stück Lachs gegrillt und – FERTIG!
Man erklärte mir damals, dass man seinem Mann auf diese Weise seine Liebe zeigen kann.
Ich stellte mir also vor, wie [tooltip tip=“gesprochen: Dai-ske“]Daisuke [/tooltip] mittags, hinter dem Lenkrad seines Autos auf einem Parkplatz sitzende, seine Bento auspackte und ganz verliebt an mich dachte, während er sich den Reis hineinschaufelte. Dieser Gedanke motivierte mich.
Irgendwie.
Was mit Liebe geht, geht vermutlich auch mit Ärger!
Wenn ich sauer auf ihn war, dann bemerkte er das, spätestens Mittags, wenn er seine Bento-Box öffnete: Reis mit einer sauren Pflaume (Umeboshi) oben drauf und – wenn er Glück hatte – mit ein paar Stückchen Gurke!
Es lebe die japanische Foodart: Die Japanische Flagge!
Die Kunst in der Lunchbox
Ganz so leicht ist es dann aber doch nicht mit der Charabento.
Im meinem 1. Teil zur japanischen Esskultur habe ich ein Video aus der Ichgo Ichie Reihe gezeigt, bei dem sind mir fast die Augen aus dem Kopf gefallen.
Die japanische Foodkünstlerin Tomomi Maruo ist weit davon entfernt, eine einfache Umeboshi auf den Reis zu legen.
Sie nennt sich selbst Charabentist oder Foodartist und sie zeigt ihre Charaben: Michael Jackson, Barack Obama, Hello Kitty oder Pokémon.
Hast du den 1. Artikel schon gelesen?
Da erfährst du unter anderem auch,
- was es mit dem Namen Charaben auf sich hat
- was und wer hinter dem Video steckt
- wo Charaben eine große Rolle spielen
- warum ich mich jetzt auch mal als Charabentistin probiere.
Inspiriert hat mich das Video ja schon.
Ich muss gestehen, der Niedlichkeitsfaktor in meinen Bentos hält sich bisher in Grenzen.
Bis heute.
Heute hab ich mich als Foodkünstlerin probiert und stelle dir das Making of und das Ergebnis meiner Charaben vor.
Die Vorbereitungen
Die Melodie meines japanischen Reiskochers ertönt wie ein Startschuss.
Schnell suche ich alle Zutaten zusammen, aus denen ich irgendwelche Gesichter oder Charaktere machen könnte.
Die wichtigsten japanischen Basiszutaten dürfen dabei natürlich nicht fehlen: Mayonnaise und Nori (getrocknete Algenblätter).
Das Fotostudio ist bereits aufgebaut und der Fotograf steht in den Startlöchern und wartet nur noch auf die Models:
Das wichtigste Tool heute ist das Panda-Onigiri-Set: Eine Handpresse für den Reis und ein Stanzwerkzeug für Ohren, Nase, Mund und Augen.
Das Panda-Onigiri-Set wurde mir von ANA (All Nippon Airways) zur Verfügung gestellt. Die haben das Video aus Teil 1 mitproduziert und mich dazu ermuntert, mich als Charabentistin zu versuchen.
Weil das Set aus Japan kommt, dachte ich zunächst, dass es das hier in Deutschland gar nicht gibt. Bei Amazon (Affiliate-Link) habe ich es dann aber entdeckt für rund 10 € inklusive Versand.
Bei Amazon habe ich auch noch andere Tools, Bento-Boxen und Bücher zu dem Thema gefunden (Affiliate-Bilder):
Die Entstehung der Pandabären
Das Förmchen besteht aus drei Teilen: Die Form des Panda-Kopfes in Weiß, wo der Reis reinkommt, einem beweglichen Kopf in Schwarz zum Herausdrücken und einer Scheibe (nicht im Bild erkennbar), mit der der Reis angedrückt wird, bevor er aus der Form gepresst wird.
Ich habe die Kunststoff-Teile mit Wasser befeuchtet, damit der Reis nicht festklebt.
Hat dann natürlich am Ende doch geklebt – an meinen Fingern.
Der nächste Schritt geht allen Bürohengsten einfach von der Hand: Es wird gelocht.
Ein kleines Nori-Blatt wird hier verwendet, um am Ende schön geformte Panda-Augen, Panda-Ohren, eine Nase und einen Mund zu erhalten.
Nori ist aus getrockneten Meeresalgen und essentiell wichtig für jede Charaben-Detailarbeit. Weil man daraus so ziemlich alles schneiden kann, wenn man es kann.
Beim Ausstanzen sollte man das Teil allerdings flach auf den Tisch stellen. Und dann mit einem festen Ruck herunter drücken. Sonst fliegen einem die kleinen Ohren und Augen durch die Gegend!
Jetzt müssen die fisseligen Teile nur noch passend auf den mittlerweile kalten Reis geklebt werden.
Das sieht viel einfacher aus, als es tatsächlich ist:
Das Ergebnis meiner Charaben
Nochmal 1,5 Stunden später und die Garnierung aus Karotten-Herzen steht. Damit es die Pandas schön weich haben, liegen sie auf einem Salatbett.
Bei der Frikadelle hab ich dann meiner Kreativität freien Lauf gelassen und vorsichtig auf die Ketchup-Flasche gedrückt. Der Fleischkloß schaut etwas verängstigt, das war nicht meine Absicht. Muss an den Mozzarella-Tomaten-Basilikum-Männchen liegen.
Der Klassiker in jeder niedlichen Bento: die Oktopuswürstchen! Weil einige Köpfe beim Anbraten aufgeplatzt sind, musste ich zweien eine Tomaten-Kappe verpassen.
Die Oktopusse kann man hier leider nicht so gut erkenne, dabei sind die ganz gut geworden.
Dazu habe ich Mini-Wiener halbiert und dann an der Schnittstelle längs etwa 2 cm tief eingeschnitten. Am Ende entstanden dabei Acht Tentakel. Kurz in der Pfanne angebraten, standen die Acht Arme dann ab.
Ein Gesicht aus Ketchup oder Mayo (weil es einfacher zu portionieren war) und fertig sind die Oktopus-Würstchen.
Sorry, dass ich den gesamten Prozess am Ende nicht mit der Kamera festgehalten habe.
Ich hab das im Eifer ganz vergessen. Genau wie das Ei. Das hätte aber auch gar nicht mehr in die Box gepasst.
Apropos, in die Box passen.
Hast du eine Idee, wie ich das ganze schließen kann, ohne aus den Pandas Matschköppe zu machen???
Und wie hat es geschmeckt, die Charaben?
Naja.
Etwas mehr Gemüse hätten dem ganzen jetzt nicht geschadet.
Und die Pandas hätten auch etwas Geschmack vertragen können.
Aber das Auge isst in diesen Fall wohl ganz besonders mit.
Hätte ich Kinder, die um 8 in den Kindergarten gehen, dann müsste ich voraussichtlich um 4 Uhr morgens schon kleine Panda-Köpfe formen und Oktopus-Würstchen braten.
Es war mein erstes Mal und auf jeden Fall ein großer Spaß. Ich hab schon noch Potenzial nach oben 😉
Im Alltag bleibe ich bei meiner langweiligen Bento, die zwar nicht so fotogen ist und niedlich ausschaut, dafür aber sehr gut schmeckt!
Welchen Charakter wünschst du dir in deine Bento-Box?
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Also ich habe Kinder, die halb 8 in die Schule müssen. Ich liebe sie über alles, aber ich glaube, ich werde trotzdem nicht um 4 aufstehen, um „Pandaköppe“ für sie zu formen 😉
Kann man die Box nicht schon am Vorabend zubereiten? Oder trocknet das zu sehr aus? Mein Tipp gegen Matschköppe wäre übrigens Frischhaltefolie. So richtig schön unökologisch (und damit ja auch typisch Japan…)
LG
Jenny
PS: Hast du toll gemacht!! Daisuke kann sich freuen :-))
Bei einem Schulstart von halb 8 würde ich nicht mal Butterbrote geschmiert bekommen 😉 Nee, im Ernst. Viele Mütter die ich kenne gehen in den ersten 6 Jahren während der Kindererziehung nicht arbeiten und kümmern sich allein um den Haushalt, die Kinder und um das Essen. Sobald die Mütter arbeiten, haben sie ein echtes Problem. Einiges kann man schon abends vorbereiten, aber Reis sollte frisch sein. Der war schon nach unserer Fotosession hart und trocken!!!
Halt mich auf dem Laufenden, sobald du mal eine Charaben gemacht hast.
Frischhalte-Folie kommt beim nächsten mal auf jeden Fall zum Einsatz, damit es schön authentisch japanisch bleibt 😉
Liebe Grüße
Daniela
Deine Pandabärchen sind wirklich toll geworden. Wenn du jeden Mittag so niedliche Gesichter auf deinem Essen hast, kannst du eigentlich immer nur gute Laune haben. Um sie nicht zu zerdrücken, müsste der Deckel der Box eigentlich genauso hoch sein, wie die Box selbst.
Gibt es auch Suppe oder Eintopf zum Mittag in Bento-Schüsseln? Und schwimmen dann darauf kleine Mohrübenboote?
^^ das mit dem Booten ist ne tolle Idee, Anne. Denn es gibt tatsächlich auch Suppen-Bento-Schüsseln. Allerdings hat mein Mann die gehasst, weil die regelmäßig ausgelaufen sind. Gott sei Dank steht er auch nicht so auf die ganz niedlichen Bentoboxen, da kann ich mir die Arbeit gut sparen.
Liebe Grüße aus Berlin
Daniela
Hi Daniela, die Pandas schauen mega süß aus und ich würde mich freuen sowas Tolles in der Lunchbox zu haben. Aber wenn ich dann ganz ehrlich mit mir bin, die Zubereitung dauert mir zu lang! Würde ich weder für mich selbst noch für jemand anderes jeden Tag zubereiten wollen 😉
Vg Simone
Liebe Simone,
vielen Dank für’s Kompliment. Ich mach das definitiv nicht jeden Tag. Vielleicht mal, wenn Kinder zu Besuch kommen. Aber das kommt bei uns so gut wie nie vor.
Liebe Grüße
Daniela
Hehe cool, dass du dich an charaben versuchst. Das wäre mit persönlich auch zu aufwendig. Ich steh eher auf normale, aber trotzdem schön und schmackhaft gepackte Bentoboxen.
Das mit dem Zumachen hätte man halt vorher prüfen müsse , ob die Pandas eventuell nicht zu hoch sind. Dann könnte man entweder den Salat minimieren oder tatsächlich die Pandas etwas flachet mschen. Zum Beispiel weniger Reis in die Form geben oder den unteren Teim tatsächlich abschneiden. Mehr geschmack bekommt man rei , wenn man die Pandas mit einer Onigirifülung füllt! ^^
Ich hatte so eine Ahnung, dass meine Box vielleicht etwas flach sein könnte, aber so sah es viel schöner aus für das Foto;-)
Ich werde mir für den Geschmack mal etwas überlegen, Oder ich bleibe bei den einfachen Onigiri. Das geht wesentlich schneller, sieht auch hübsch aus und schmeckt immer!
Liebe Daniela,
sehr schöner Bericht. Hat Spaß gemacht den zu lesen. Also ich mache jeden Morgen eine BentoBox. Du kannst auch den Reis vom Vortag nehmen, wenn du den Reis aus dem Reiskocher auf einen Teller flach verteilst. Kühlpacks darunter und ein Küchentuch darüber. So bleibt die Feuchtigkeit erhalten. Wenn kalt, dann Folie drüber und in den Kühlschrank ins obere Fach. 😉
Viele Grüße aus Tokio
Tessa
Liebe Tessa,
danke für den wertvollen Tipp. Ich bleibe vorerst bei den normalen Bentos und spar mir die Pandas für besondere Gelegenheiten 😉
Liebe Grüße
Daniela
Richtig geil! Bin grad voll inspiriert- lass uns mal eine vegane Bento Box machen 😀
D A N K E!!! Vegane Bento Box? Mit Reis und einer Umeboshi? Wir könnten kleine Blüten aus Gemüse schnitzen oder wir nehmen einfach deine essbaren Blüten. Wird sicher klasse aussehen!
Abgemacht! Healthylifebalance meets Nipponinsider!
Ich bin nicht so der Typ, der glaubt es sein noch die Zeit in der sich Männer ihr Essen nicht selber machen könnten. Würde also nie morgens das Essen für meinen Verlobten machen.
Mache ihm manchmal was, wenn mir danach ist, aber nie morgens. Und ich finde schon, das das auch am Vortag hergestellt und im Kühlschrank aufbewahrt, am nächsten Tag noch lecker ist. Wäre ja auch schlecht, wenn es so schnell schlecht werden würde, es muss ja evtl. nen halben Tag oder so ohne Kühlung frisch bleiben.
Finde den Reis dann nicht trocken. Ist aber evtl. Geschmackssache.