Danke erst mal an Daniela für diese tolle Idee mit den Gastbeiträgen und vor allem dem Thema:
Was ich an Japan liebe
Ich fand die Idee super, da ich selber auf meinem Blog weniger darüber berichte, warum ich was mag, sondern eher allgemeine Infos gespickt mit ein paar erlebten Episoden veröffentliche.
Kurz zu mir:
Ich bin Ronny, über 40 Jahre alt, Unternehmer und bin bisher viermal in Tokio gewesen.
Die Idee dorthin zu fliegen hatte ich eigentlich schon seit Kindheitsjahren. Doch irgendwie kam immer irgendetwas dazwischen, bis ich mir im Jahr 2014 endlich sagte: “Jetzt oder nie”.
Als ich die Entscheidung traf, wusste ich bereits, notfalls fliege ich auch alleine dahin. Und so kam es dann auch, denn viele wollten zwar mitkommen, aber keiner hatte Zeit.
Da ich überhaupt nicht wusste, was mich erwartet und dazu kein einziges Wort Japanisch sprach, beschränkte ich mich bei meiner ersten Reise auf Tokio.
Ich buchte den Flug und ein Hotel für eine Woche und sagte mir dabei: “Wenn es mir nicht gefällt, brauche ich nur eine Woche aushalten, und wenn es mir gefällt, dann komme ich wieder.”
Ich kann euch sagen, ich war extrem aufgeregt.
Mein erster Interkontinentalflug, mein erstes Mal in einem asiatischen Land, mein erstes Mal in Japan. Und meine einzige Sorge war, schaffe ich es vom Flughafen auch zum Hotel? Im Nachhinein kann ich darüber nur lachen.
Höflichkeit in Japan
Das Erste, was ich erlebte und was mir an Japan gefällt, ist die extreme Höflichkeit. Bei meiner Ankunft wurde mein Gepäck kontrolliert und ich hatte sicherheitshalber ein Präsent eingepackt. Der Beamte, welcher das Gepäck kontrollierte, fragte in Englisch was das sei und ich erklärte es ihm kurz. Er sah es sich an und war davon begeistert – eine Reaktion, die ich in Deutschland niemals erwartet hätte.
Kurz darauf am Zugang zu U-Bahn Station traf ich auf eine Mitarbeiterin, welche den Reisenden an den Fahrkartenautomaten half. Ich war total geplättet, als ich von ihr angesprochen wurde, wohin ich möchte und was für eine Fahrkarte ich bräuchte. Alles auf Englisch und mit einem sympathischen Lächeln.
Stille in der U-Bahn
Danach ging es mit der U-Bahn zum Hotel. Und hier bemerkte ich gleich den zweiten Punkt, der mir an Japan sehr gut gefällt: die Stille in der U-Bahn. Am Flughafen war die U-Bahn noch ziemlich leer. Doch nach und nach füllte sich das Teil immer mehr. Und anstatt lauter Gespräch oder Telefonate waren alle damit beschäftigt, entweder auf ihr Smartphone zu schauen, zu schlafen oder ein Buch zu lesen. Keiner sprach.
Ich konnte es nicht glauben, dass es in einer Stadt wie Tokio, in der die Menschen gefühlt übereinander gestapelt leben, solch eine Stille geben kann. Aber diese Beobachtung begleitet mich derzeit auf all meinen Reisen nach Japan. Und ich mag dies ungemein und freue mich jedesmal immer wieder darauf.
Saubere Stadt
Auf der Fahrt zum Hotel fiel mir noch etwas auf, das mich extrem wunderte, nämlich wie sauber die U-Bahn war. Kein Dreck, keine leeren Flaschen, keine Kippen, nichts lag rum. Dies sollte kein Einzelphänomen bleiben, denn Japan ist wirklich sauber. Als ich mich in der ersten Woche in Tokio aufhielt, kam mir die Stadt extrem sauber vor. Bei meinen späteren Reisen, sah ich den einen oder anderen Dreckfleck, aber dafür musste ich schon fast suchen.
Hinzu kommt, und das habe ich erst bei meiner vierten Reise nach Tokio bemerkt: Nahezu überall in der Stadt findet man Markierungen für Blinde und Sehbehinderte. Diese Markierungen befinden sich in den Bahnhöfen sowie auf den Fußwegen in der Stadt. Erkennen kann man diese an den gelben genoppten Streifen. Ich kann dazu nur sagen: sehr clever. So etwas hatte ich in Europa noch nirgendwo gesehen.
Farbflash und Kawaii Stuff
Das erste Ziel nach meiner Ankunft in Tokio war Akihabara. Denn auf meinen Plan stand, unbedingt eines der Maid-Cafés zu besuchen oder zumindestens mal zu sehen. Also fuhr ich, noch total müde vom Flug, nach Akihabara und holt mir dort das ab, was jeder bei seinem ersten Besuch in Japan mitbekommt: einen Farbflash. Überall blinkte und leuchtete es und überdimensionale große Werbeflächen warben mit Teenagermädchen für irgend etwas.
Da ich erstmal orientierungslos zwischen den Häusern stand, flüchtete ich in eines der Geschäfte, welche mir nicht allzugroß erschienen. Ich hatte mich getäuscht und landete prompt in einem Anime- & Manga-Kaufhaus, welches sich über sieben Etagen erstreckte. Und ganz oben begegnete ich einer der Angestellten im Maidkostüm, welche mich auch noch begrüßte. In diesem Moment wusste ich: Japan hat mich voll im Griff und in seinen Bann gezogen.
Leckeres Essen
In Japan habe ich mir bei meiner 2. Reise eines abgewöhnt: in irgendeiner Form über irgendetwas beim Essen zu nörgeln. Es gibt dafür einfach keinen Grund. Bisher habe ich noch nichts gefunden, was mich in Japan wirklich angewidert hat. Und ich habe viel getestet, von japanischer Pizza, die wirklich nicht den europäischen Normen entspricht, bis zu Sushi, das man hierzulande vergeblich suchen wird.
Das Essen in Japan ist einfach fantastisch. Ich habe immer wieder das Problem mir zu überlegen, was ich bei einer Reise überhaupt alles Neues ausprobieren will. Schließlich sind meinem Magen auch natürliche Grenzen gesetzt. So geschah es bei meiner ersten Reise, dass ich mit knurrendem Magen durch die Stadt lief, nur weil ich mich nicht entscheiden konnte, weil ein Essen leckerer als das andere aussah.
Spontanes Ausweichen
Es gibt noch etwas interessantes, was mir erst nach meiner ersten Reise auffiel. Die Japaner scheinen ein inneres Sonar zu besitzen, denn sie weichen einem perfekt aus, selbst in der größten Menschenmenge. Sie haben dafür ein gutes Gefühl, wirklich niemanden anzustoßen oder rempeln, zumindestens ist mir das noch nicht passiert. Ich hatte nur ein Erlebnis, bei dem ich geschoben wurde, und das war auf einer Messe in Tokyo.
Wenn man dieses Phänomen kennt, dann kann man es auch gut beobachten. Neue Besucher der Stadt erkennt man sofort an ihrem Verhalten. Diese stehen immer an Kreuzungspunkten herum und schauen sich in der Gegend um. Die Menschenmassen weichen dann in einem Strom um diese Besucher herum aus, selbst wenn sie abrupt zum Stehen kamen.
Wolkenkratzer mit genialem Blick
Eine Sache, die ich in Japan richtig liebe, sind die vielen Wolkenkratzer, von denen einige wunderschöne Aussichtsplattformen haben. Ich bin ein echter Fan davon und versuche diese zu besuchen, die man auch besuchen darf. Der Blick von da oben ist phantastisch, sofern man keine Höhenangst hat.
Ist man in Tokio, kann ich nur jedem empfehlen, einmal einen solchen Wolkenkratzer zu besuchen. Am Besten nimmt man den Südturm des Rathauses in Shinjuku am frühen Morgen nach einem heftigen Regenfall, aber bei klarem Wetter. Dann ist die Wahrscheinlichkeit am Größten, dass man den Fuji sieht. Auf jeden Fall kommt man kostenfrei nach oben und kann einen Blick über die sich scheinbar endlos ausdehnende Stadt werfen.
Warum ich immer wieder komme
Es gibt noch so viele Dinge, die ich an Japan liebe, wie zum Beispiel die Tempel, Schreine oder einfach nur die Kleinigkeiten an unscheinbaren Punkten, die das Leben verschönern sollen. Für mich ist Japan deswegen in erster Linie eine Quelle für neue Inspirationen. Ich mag es, in dem Land zu fotografieren, da ich an jeder Ecke etwas entdecke, das sich als Motiv lohnen könnte.
Im Nachhinein bin ich auch ungemein froh darüber, dass ich 2014 das erste Mal rüber flog und nur eine Woche in der Stadt war. Die Eindrücke waren so heftig, dass mir erst bei meinen weiteren Reisen Dinge auffielen, die ich beim ersten Mal gar nicht verarbeiten konnte. Ich weiß heute, dass ich bei der ersten Reise wahrscheinlich in so ziemlich jedes Fettnäpfchen getreten bin, in das man als Ausländer treten kann. Ich denke aber, auch das gehört dazu, wenn man das erste Mal nach Japan reist.
In diesem Sinne euch viel Spaß, sofern ihr plant, nach Japan zu fliegen. Und für all diejenigen, die sich noch unschlüssig sind: Tut es einfach. Es wird euer Leben verändern.
Ronny spricht mir mit seinem Artikel aus der Seele.
Wenn das keine guten Gründe sind nach Japan zu reisen?
Lesen und Bilder anschauen ist eine Sache, aber am Ende musst du das Land selbst entdecken und deine ganz eigenen Erlebnisse dort machen.
Mehr zum Thema Japan schreibt Ronny auf seinem Blog Reisen-Wandern.com. Schau doch mal vorbei!
Hier findest die alle bereits gesammelten Geschichten zu dem Thema
WARUM ICH JAPAN LIEBE
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Wunderbarer Artikel, v.a. weil ich mich total in Ronny hineinversetzen kann, denn ähnlich wie er werde ich nächstes Jahr auch zum ersten Mal und alleine nach Japan fliegen, allerdings für 2 Wochen. Neben Tokio verweile ich auch noch in Nagoya. 🙂 richtig aufs Land traue ich mich mit meinen minimalen Japanisch Kenntnissen auch noch nicht. 😀
Lieber Patrick,
großartig! Da wünsche ich dir eine ganz tolle Zeit. Ich bin ein Fan von langsamen Reisen. Zwei Wochen Tokyo und Nagoya hören sich für mich optimal an. Da kann man schon allerhand erleben und bekommt auch einen guten Eindruck vom Land. Vielleicht traust du dich ja sogar spontan, wenn du vor Ort bist, eine kleine Tagestour auf’s Land zu machen. Wer Weiß.
Erzähl mir gerne von deinen ersten Eindrücken. Würde mich sehr interessieren.
Liebe Grüße
Daniela
Ah, wie toll! Ich versuche während meines Auslandssemesters hier in Singapur die Chance zu nutzen und für eine Woche nach Japan zu reisen. Das ist einfach ein Kindheitstraum, den ich mir unbedingt erfüllen will :3
Toller Artikel, gefällt mir super gut 🙂 Danke für die vielen Eindrücke.
Wobei mich eins interessiert: Was sind denn die ganzen Fettnäpfchen der ersten Reise? 🙂
Liebe Grüße aus Singapur!
Michelle <3
gowhereyourhearttellsyoutogo.wordpress.com
Liebe Michelle,
Vielen Dank für dein schönes Feedback. Ich wünsche dir eine wunderschöne Reise nach Japan und eine tolle Zeit in Singapur (hört sich such sehr spannend an).
Ronny erste Fettnäpfchen würden mich auch interessieren. Was mich betrifft ist die Liste ebenfalls lang: Taxitür selbst geöffnet, mir mein Getränk selbst eingeschüttet, die Kloschlappen vergessen auszuziehen, in der Öffentlichkeit die Nase geputzt,… alles verzeiliche Dinge, die Wahrscheinlichkeit jedem Ausländer mal passieren 😉
Ich werde Ronny mal nach seinen Fettnäpfchen fragen.
Liebe Grüße Daniela
Hi Michelle, ich musste jetzt wirklich noch mal angestrengt darüber nachdenken, was das erste Fettnäpfchen war. Ich weiß es nicht mehr, aber ich kann mich an eins von meiner ersten Reise sehr gut erinnern.
In Tokio ist es üblich bei Regen die Regenschirme einzutüten, wenn man in ein Kaufhaus geht. Der Hintergrund ist klar, man will nicht dass der Schirm den Laden volltropft. Dafür gibt es sogar eigene Eintütstationen am Eingang der Kaufhäuser.
Was ich gemacht habe, kannst du dir jetzt vorstellen. Bei meinem ersten Taifun und somit strömenden Regen, bin ich natürlich mit meinem volltropfenden Regenschirm in das Geschäft. Ich glaube erst in der 2. Etage ist mir bewusst geworden, dass ich irgendetwas verkehrt mache. Ich habe dann schnell eine Tüte gesucht, wo ich das Teil in meinem Rucksack verstecken kann. 🙂
Haha, schöne Geschichte mit dem Regenschirm. Kommt mir sehr bekannt vor 😉
Japan. Ich war mit meiner Frau diesen Frühling dort.
Es stimmt. Diese Ruhe in der Metro. Kein Geschmiere an den Wänden.
Im Strassenverkehr kein gehupe.
Keine Polizeisirenen.
Im Restaurant keine lauten Fernseher.
Mann kann seine Sachen liegen lassen und aufs WC gehen.
Die Sachen sind dann noch da, wenn man zurück kommt.
Einfach super.
Freue mich auf das nächste mal.
Silvio
Lieber Silvio,
vielen Dank für deine Erfahrungen. Das ist echt toll, dass man einfach seine Sachen unbedacht liegen lassen kann, ohne sich Sorgen darum machen zu müssen.
Das ist echt toll.
Liebe Grüße
Daniela