Unsere Story oder „Wie ich mir einen Japaner angelte“

 

Wie ich mir einen Japaner angelte. Unsere Story. Würfel auf Tatamiboden | nipponinsider

China.
Koreanisches Restaurant.
Thanksgiving.
Englisches Würfelspiel.
Reisen.

Eine deutsche Frau trifft auf ihrer Weltreise einen japanischen Mann. Erst werden sie Freunde, dann verlieben sie sich ineinander und zweieinhalb Jahre später sind sie verheiratet.

Das ist unsere Geschichte in Kurzform.

„Unterwegs traf ich einen Japaner, wir verliebten uns und reisten von da an zusammen“

So habe ich es auf der Über mich-Seite kurz beschrieben.

Viele hätten gerne etwas genauer gewusst, WO, WANN und WIE ich meinen Mann denn nun kennengelernt habe.

Ich wurde einmal gefragt: „Wie lernt man am besten einen Japaner kennen?“ Und neulich im Wartezimmer meines Arztes hörte ich, wie jemand sagte „Meine Tochter will keinen Deutschen, die will nur einen Japaner!“ Das hab ich früher auch immer gesagt. Allerdings ging es da um Autos.

Also, wie man am besten einen Japaner kennenlernt, dass weiß ich leider auch nicht. Ich erzähle dir aber gerne, wie ich meinen Mann kennengelernt habe:

28. November 2002 – Lijiang, Yunnan-Provinz in Südchina

Heute ist Thanksgiving. Das Sakura Café ist DER Treffpunkt aller Traveller und einige Langzeit-Gäste hatten die brilliante Idee, einen Truthahn aus Australien einfliegen zu lassen, ihn nach traditioneller Art zuzubereiten und zu servieren. Zum Nachtisch soll es Kürbiskuchen geben – ein richtig traditionelles Thanksgiving-Essen. Dazu werden alle eingeladen.

Mein erstes Thanksgiving (und das in China!!!) in einem koreanischen Restaurant mit japanischem Namen, zusammen mit zwei Hongkong-Chinesen, drei Kanadiern, zwei Engländern, einer Irin, einem Deutschen, einem Japaner, zwei Holländerinnen, einer Australierin und einem Chinesen.

Wir sind also eine große Gruppe. Nette Gesellschaft, vor allem der Japaner hat es mir angetan. Er ist so witzig. Er stellt sich mir mit den Worten vor: „Hi, I’m DAI-SKE. Like a „Dice Game“ und dazu tut er, als ob er würfeln würde.

Mit „Dice-Game“, wie ihn hier alle nennen, haben wir viel Spaß. Er unterhält uns den ganzen Abend mit seinen „Magic-Tricks“ und seinen Witzen. Es wird viel getrunken, gelacht, gesungen und getanzt. Klar, dass wir uns zum Frühstück am nächsten Morgen alle wieder im Sakura Café einfinden, wenn auch leicht verkatert.

Dice-Game = Daiske = Daisuke = だいすけ = 大介

Nach dem Frühstück löst sich die Gruppe langsam auf und übrig bleiben „Dice-Game“ und ich. Wir spazieren durch das wundervolle Städtchen Lijiang und lernen uns ein bisschen besser kennen.

„Dice-Game“ klärt mich auf:
sein Name wird zwar „Daiske“ gesprochen, geschrieben wird es aber „Daisuke“.
Das “s“ in „su“ wird im Japanischen scharf oder stimmlos (wie das englische „s“ oder unser „ß“) gesprochen, mit kaum hörbarem „u“.

Interessante Info, habe ich doch „Sushi“, „Suzuki“ und „Sumo“ bisher immer mit weichem/stimmhaften „su“ ausgesprochen. Von jetzt an werde ich seinen Namen natürlich richtig aussprechen und schreiben: Daisuke, wobei mir das „Dice-Game“ manchmal noch versehentlich rausrutscht.

Englisch mangelhaft

Letzte Nacht, mit dem ganzen Alkohol, hörte sich sein Englisch eigentlich ganz passabel an. So nüchtern betrachtet, ist es aber eher Grundstufen-Englisch. Vertiefende Gespräche funktionieren nur mit Wörterbuch. Das ist aber nicht weiter schlimm. Wir haben ja Zeit und keine Eile.

So sitzen wir gemeinsam in der Sonne und verbringen unseren ganzen Nachmittag damit, uns zu erzählen, was wir vor der Reise gemacht haben, in Zukunft machen möchten oder nicht machen möchten.

Am Abend landen wir zum Essen und auf ein Paar Drinks wieder im Sakura Café. Spätestens nach diesem Abend und seinen (wieder neuen) Zaubertricks, bin ich verknallt.

Unser erstes Date

Daisuke und ich wollen uns wiedertreffen. Wir sind im kleinen Städtchen Dali verabredet. Wer das vorgeschlagen hat – keine Ahnung – aber wahrscheinlich ist es so abgelaufen:

Daisuke: Ich fahre morgen weiter nach Dali.
Daniela: Oh, ich komme übermorgen auch nach Dali. Weißt du schon, wo du übernachtest?
Daisuke: Ja, Dali Hotel&Backpacker.
Daniela: Ah, super. Dann komm ich da hin und wir machen was zusammen, ja?
Daisuke: OK.

Ich fühle mich wohl mit ihm. Wenn wir nicht zusammen sind, dann vermisse ich ihn schon ein bisschen. Wir sind ein tolles Team und haben viel Spaß miteinander – lachen viel.
Und Lachen macht bekanntlich glücklich! 

Unser letztes Treffen

Unser drittes Treffen in Jinghong/Xichuanbana wir vorerst unser letztes Treffen sein. Wir haben wieder ein gemeinsames Ziel. Deshalb trennen wir uns hier nicht, sondern reisen zusammen weiter. Es geht über die Grenze nach Laos. 

Neues Land, neues Glück

In Laos werden wir ein Paar, das mit den Flitterwochen anfängt und dann gleich noch 8 Monate dranhängt.

8 Monate gemeinsam reisen – durch Südostasien und Indien

Fotos von der Reise in China und Indien

©nipponinsider | links: Daniela in Lijiang | mitte: Daisuke in Nordindien | rechts: Daisuke & Daniela in Leh, Ladak

8 Monate lang 24 Stunden zusammen sein. Im „normalen Leben“ unvorstellbar. Da hätten wir gar nicht die Zeit und die Geduld gehabt, uns so intensiv – uns überhaupt – kennen zu lernen.

Seit Laos hat Daisuke neben seinem Wörterbuch auch immer ein Englisch-Grammatik-Übungsbuch in der Tasche. Er lernt fleißig, vor allem mit den Indern. Sein Englisch wird immer besser und irgendwann können wir dann auch richtig streiten.

Reisen bedeutet halt nicht, immer nur in der Hängematte liegen.
Reisen bedeutet:

  • immer unterwegs sein
  • nicht wissen, wo man schlafen soll
  • etwas zu Essen finden müssen
  • den Weg nicht kennen
  • 48 Stunden im Zug sitzen
  • Hitze & Regen
  • viele Menschen, die etwas von dir wollen, die an dir zerren,…

Wir stehen ständig unter Strom und lernen uns auch in dieser Hinsicht sehr gut kennen. Auch wenn wir unterwegs immer wieder aneinander geraten und streiten, versöhnen wir uns doch irgendwann wieder.

Die Lektion, die wir beide auf der Reise gelernt haben ist:
„Lade deinen eigenen Stress nie bei deinem Partner ab!“

Was kommt nach der Reise?

Als Daisuke mir irgendwann eröffnete: „Ich habe kein Geld mehr, ich muss jetzt nach Hause!“ beschloß ich, meine Weltreise vorerst abzubrechen und mit ihm nach Japan zu gehen. Und so kam ich nach Japan.

Willst du mehr darüber erfahren, dann schau mal HIER in den ersten Teil meiner Serie „Mein Fukushima“.

Und plötzlich war da der Moment…

…in dem ich realisierte: „Mensch, jetzt hast du dir einen Japaner geangelt! Das kann ja noch heiter werden.“

Ich kannte Daisuke mit Flip-Flops und Sarong. Aber den Daisuke mit Anzug und Krawatte, den kannte ich noch nicht.

Ungewohnt war auch, Daisuke Japanisch sprechen zu hören. Monate lang hatte er nur Englisch gesprochen. Seine Stimme hörte sich plötzlich ganz fremd für mich an.

Unsere gemeinsame Sprache war zunächst Englisch. Unterwegs hatten wir oft keine Möglichkeit, Wörter nachzuschlagen, also erfanden wir unsere eigenen Wörter. Später in Japan kam aber mehr und mehr Japanisch dazu. Seit wir in Deutschland leben, sprechen wir auch noch Deutsch miteinander.

Mittlerweile spricht Daisuke so gut Deutsch, wie ich Japanisch. Wir wechseln ständig zwischen den Sprachen hin und her. Das passiert unbewußt und fällt uns gar nicht mehr auf.

Warum nach Deutschland?

In den Jahren in Japan, habe ich nicht nur die japanische Kultur, sondern auch Daisukes Art zu denken und zu fühlen besser verstanden. Mit der japanischen Sprache haben wir einen weiteren Weg zur Kommunikation geschaffen.

Deshalb war es uns auch wichtig, irgendwann in Deutschland zu leben. Man kann viel über die Kultur eines Landes hören. Aber um das Land und die Menschen wirklich verstehen zu können, muss man vor Ort seine eigenen Erfahrungen machen und das Land selbst erleben.

Aus diesem Grund lieben wir das Reisen auch so sehr.

P.S. Meine Weltreise habe ich übrigens nicht wieder fortgesetzt.


You meet thousands of people and non of them touched you. Then you meet one person and your life is changed forever. (Jamie Randall) 

Unter diesem Motto nehme ich zum ersten Mal bei einer Blogparade zum Thema „Besondere Begegnungen“ teil. Auf Reisen gibt es immer wieder solche besonderen Momente und Begegnungen. Diese „Wow-Momente“ und die Geschichten sind es, warum ich das Reisen so liebe. Ich freue mich auf mehr solcher Geschichten in der Blogparade von Lebedraußen.de.


Hast du Erfahrungen mit einer multikultureller Beziehung? Wie hast du es erlebt?
Kennst du das, wenn man mehrere Sprachen gleichzeitig spricht?

Das das alles so kam, wie es kommen musste, ist eigentlich ein kleines Wunder. Willst du mehr dazu lesen, dann schau auch mal in den Artikel:
ENTSCHEIDUNGEN TREFFEN, DIE DAS LEBEN VERÄNDERN


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16 Kommentare

    • Hallo Nordseekrabbe,

      Vielen Dank! Ohne Happy End hätte es dieses Blog wahrscheinlich auch nie gegeben 😉

      ❤-liche Grüße an die Nordsee, Daniela

  1. Finde ich sehr lustig! Noch mehr, weil ich meinen Mann, der Hong Konger ist in Japan kennen gelernt habe und wir jetzt zusammen in Österreich wohnen. Ich sehe da eindeutig Parallelen.
    Meiner spricht fließend deutsch, deswegen sprechen wir auch deutsch miteinander. Nur manchmal lässt er komische Sätze los und kommt dann mit der Ausrede „Das sagt man so auf Chinesisch!“. Jaja…

    • Schöner Zufall. Mit den komischen Sätzen, das kenn‘ ich. Ich habe das selbst gerne als Ausrede benutzt. Habt ihr denn mal zusammen in Hong Kong gelebt? Deinen Blog find ich toll. Da stöber ich mich mal durch, wenn ich etwas Zeit habe.

    • Wir haben bisher nur zusammen in Wien gewohnt. In Hong Kong ist es uns beiden zu heiß. Wir fliegen halt regelmäßig hin, aber 3 Wochen am Stück sind uns beiden mehr als genug.
      Danke fürs Lesen, ich arbeite deinen auch gerade auf 🙂

  2. Pingback: 💕 Diese 7 Blogger erlebten auf Reisen unglaubliches

  3. Pingback: Als Frau allein in Japan

  4. Hallo Daniela,
    ich bin gerade über deinen Blog gestolpert und direkt in ein paar Beiträgen versunken – vor allem in diesem hier. Die Geschichte von dir und Daisuke (und vor allem wie und wo ihr aufeinander getroffen seid!) ist wirklich unglaublich – wie klein die Welt doch ist!
    Ich habe meine besser Hälfte während eines Auslandssemesters in Japan kennengelernt, konnte mich also vor allem in deinem Punkt der gegenseitigen Kommunikation wiederfinden. Wir sprechen fast ausschließlich auf Japanisch miteinander, weil: Englisch = so lala 🙂
    Der „Mensch, jetzt hast du dir tatsächlich einen Japaner geangelt“-Moment kam dann bei unserem ersten Abschied letzten Sommer, als es für mich zurück nach Deutschland ging.

    Ich freue mich schon darauf, mehr von dir zu lesen! 🙂

    • Hallo liebe Tara,

      oh Mann, ich bin froh dass ich so einen Abschied auf Zeit nie hatte. Das muss schlimm sein. Führt ihr jetzt eine Fernbeziehung?
      Ich schau auf jeden Fall mal bei dir im Blog vorbei, vielleicht lese ich da ja, „wie du dir einen Japaner geangelt hast.“ 😉

      Liebe Grüße aus Berlin
      Daniela

  5. Liebe Daniela,

    Ich finde es super, dass ihr euch gefunden habt und von diesem Moment an quasi durchgängig gemeinsam euren Weg gegangen seid! 🙂 Sehr beneidenswert und romantisch 🙂
    Und ja, wir führen eine Fernbeziehung – allerdings auf Zeit. Ich werde nach Abschluss meines Studiums im August auf unbestimmte Zeit nach Japan umsiedeln 🙂

    Liebe Grüße nach Berlin aus Bremen!

    • Liebe Tara,

      na, bis August ist es ja nicht mehr so lange hin!!!
      Ein paar Monate waren wir zwischendurch schon getrennt, wenn ich auf Reisen war oder auf Heimaturlaub. Aber das ist zwischendurch auch mal ganz schön. Umso schöner ist das Wiedersehen. 😉

      Liebe Grüße Daniela

  6. „Meine Tochter will keinen Deutschen, die will nur einen Japaner!“ Das hab ich früher auch immer gesagt. Allerdings ging es da um Autos.

    Ich bin gar nicht weit gekommen beim Lesen, da hab ich schon köstlich gelacht. Wie genial.

    Tolle Geschichte – Liebe auf Umwegen, weniger weil kompliziert, mehr weil du einmal um die Welt getingelt bist um Sie zu finden. Schön, dass es mit dem Happy End dann auch geklappt hat.

    <3
    Liebe Grüße
    Nika

    • Freue mich sehr über so einen schönen Kommentar. Am Ende sind wir aber noch lange nicht.
      Aber auch ohne die Liebe wäre es eine unfassbar schöne Reise geworden.

      Hab ganz lieben Dank für deinen Kommentar, liebe Nika.
      Daniela

  7. Pingback: ✈ Welche Begegnung war für dich besonders und warum?

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